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Blick Bassy

Blick Bassy, politischer Superstar
von Marcel Sturm

Seit einigen Jahren ist der Musiker Blick Bassy in aller Munde, und das nicht erst seit der Verwendung eines seiner Songs für eine Apple Werbung. Wir stellen in diesem Artikel den kamerunischen Superstar vor und gehen dabei auch auf sein politisches Engagement ein, das sich in seiner Musik widerspiegelt.

Blick Bassy ist ein kamerunischer Bassa-Sänger. Bassa ist seine Muttersprache, eine Bantusprache und wird in Kamerun von etwa 800.000 Menschen gesprochen. Bantusprachen im Allgemeinen werden von über 200 Millionen Menschen im Afrika südlich der Sahara gesprochen. Blick Bassy ist unter anderem bekannt für den Titelsong „Kiki“ vom Album „Akö“, der für die Veröffentlichung und Werbung des iPhone 6 genutzt wurde.

Früh übt sich ...

Unter 20 Geschwistern wächst Bassy in der quirligen kamerunischen Metropole Yaoundé auf. Blick Bassy fängt laut CNN bereits im Alter von drei Jahren an zu singen und wacht um 5 Uhr morgens auf, um mit den anderen Kindern des Ortes zu singen und zu proben. Doch Besuche im Regenwald-Dorf der Großeltern bringen ihn mit den ländlichen Musiktraditionen der Hochzeiten und Begräbnisse, der Amtseinführungen von Chiefs in Berührung. So war er immer von Musik im Alltag begleitet.

Karriere und Pläne

Zurück in der Stadt entdeckt Blick Bassy seine Leidenschaft für Jazz und Bossa Nova, was ihn dazu inspiriert, eine eigene Band zu gründen. Bassys Band „Macase“ spielt innovativen Afropop mit Texten in vielen Sprachen Kameruns und tourt zehn Jahre lang durch Kamerun, bis sie 2001 den „Prix Elysse Musique du Monde“ gewinnt und über Kamerun heraus Bekanntheit erlangt. Dies bewegt Bassy dazu, nach Paris auszuwandern, um in Frankreich seine Karriere fortzusetzen. Nachdem er erfolgreich bei zahlreichen kleineren Veranstaltungen aufgetreten ist, sichert er sich einen Plattenvertrag für die ersten beiden Alben seiner Solo-Karriere. Das erste Album trägt den Titel „Leman“ und erscheint 2009, zwei Jahre später folgt „Hongo Calling“.

Er singt und spielt Gitarre mit dem französischen Musiker und Cellisten Clément Petit. Dieser ist ebenso Künstler, Musiker, Songschreiber, außerdem Mediengestalter, Talentsucher und
Gründer der Labels Othatiq AA und Likoda Prod, sowie Mitgründer von Show-me President du CCA – Moca. Inzwischen hat Blick Bassy Paris wieder verlassen und ist in ein Dorf bei Calais gezogen, da er sich wieder mehr mit der Natur verbunden fühlen möchte. Für seinen Ruhestand stellt er sich vor, nach Kamerun, nach Mintaba, ins Dorf seiner Kindheit zurückkehren. Dort möchte er laut eines Interviews auf elbphilharmonie.de eine kleine neue Welt seiner Gedanken erschaffen, in der der Mensch und alle anderen Lebewesen der Erde gleichwertig zusammenleben.

Politisches Engagement

Im Februar 2023 wurde Blick Bassy zusammen mit Karine Ramondy zum Co-Direktor der „Memory Commission on Cameroon“ ernannt. Diese Kommission war von Präsident Macron anlässlich eines Staatsbesuches in Yaoundé im Juli 2022 angekündigt worden und ist verantwortlich für die Aufarbeitung der Kolonialverbrechen Frankreichs in Kamerun und während des Unabhängigkeitskrieges. Macron kündigte außerdem an, die bis dato verschlossenen französischen Staatsarchive öffnen zu lassen und die Kriegsverbrechen, den Einsatz von Giftwaffen und die Ermordung des Freiheitskämpfers Ruben Um Nyobé untersuchen zu lassen. Inwiefern ein Musiker, der lange nach der Unabhängigkeit geboren wurde und im Ausland lebt, ein angemessener Co-Direktor einer solchen Kommission ist, oder nicht doch eher als Token herhalten muss, sei mal dahingestellt. Seine Besetzung löste jedenfalls große Empörung bei der Kamerunischen Geschichtsgesellschaft (SCH) aus: „Man sagt uns, dass der Sänger sich um die künstlerischen Aspekte kümmern wird, das mag sein. Aber Kamerun verfügt über nachgewiesene Kompetenzen und hochkarätige Wissenschaftler, die Kunsthistoriker oder Historiker des Kulturerbes sind“, erklärt der Präsident des SCH. Er sagt mit einem Anflug von Sentenz: „Ich kann nicht akzeptieren, dass man eine französische Historikerin und einen kamerunischen Sänger nebeneinander stellt. Ich finde, dass man sich über uns lustig macht.“ (Präsident der SCH)

Weitere Informationen dazu findet ihr hier.

Doch nun zu Blick Bassy fantastischer Musik:

Akö (2015)

2015 veröffentlichte Blick Bassy sein drittes Album Akö. Ein Ausschnitt von 15 Sekunden des Songs „Kiki“ wurde in Apples weltweiter Werbekampagne für das iPhone 6 verwendet.

Bassy gab an, dass das Album vom amerikanischen Bluesmusiker „Skip James“ beeinflusst sei. Der Guardian kommentierte, es spiegele die Behutsamkeit des Bossa Nova wider und erinnere gleichzeitig an Bassys anderen Einflüsse, von afrikanischen Stilen bis zum Mississippi-Blues seines Helden „Skip James“. Es sei ein lockeres, aber experimentierfreudiges Album, in dem er Gitarre und Banjo spiele und von der ungewöhnlichen Kombination aus Cello und Posaune unterstützt würde. Er begänne damit, dass er seine unverwechselbare Stimme in einer coolen, treibenden Late-Night-Ballade zur Schau stelle. Dann ändere er die Richtung, während er in einen lebhaften Song übergehe, der wie eine afrikanische Antwort auf einen amerikanischen Country-Blues-Volkstanz klänge, bei dem er kongolesische Einflüsse mit beeindruckender, bluesiger Gitarrenarbeit mische.

Bassy tourte mit dem Album weltweit und trat in der Royal Festival Hall in London, beim Africa Utopia Festival im Jahr 2015 und bei WOMAD in Neuseeland im Jahr 2018 auf.

1958 (2019)

Blick Bassy verarbeitet in seinem 2019 erschienen Album „1958“ die Geschichte seines Heimatlandes Kamerun. Im Jahr 1958 wurde der Unabhängigkeitskämpfer Um Nyobé von französischen Kolonialtruppen in Kamerun erschossen. Das Album präsentiert einen umfassenden Bericht über die Ereignisse in den 70 Jahren seit dem Tod von Ruben Um Nyobés. Diese Begebenheit wird im Roman »Vertraulichkeiten« von Max Lobe thematisiert, das 2022 bei akono erschien.

Bassy widmete das Album dem Andenken an Ruben Um Nyobé, den er als einen seiner politischen Helden betrachtet. Sein Name durfte bis vor kurzem in der Öffentlichkeit nicht genannt werden, es drohte eine Anklage samt Gefängnisstrafe. Daher ist der Name Um Nyobés im Land so gut wie verschwunden; keine Straße, kein Platz ist nach ihm benannt. Der Songtitel „Mpodol“ basiert auf Um Nyobés Spitznamen.

Blick Bassy beschäftigt sich musikalisch mit der Vergangenheit, aber auch mit dem heutigen Kamerun. Die Situation dort sei auch heute noch erschütternd, berichtet Bassy. „Der Präsident wurde nach der Entkolonialisierung von den Franzosen eingesetzt. Es ist, als ob das Land für eine fremde Firma arbeitet“, so Bassy. „Das gesamte System, die Verwaltung, die Schule, alles basiert noch immer auf dem Organisationsschema der Kolonialzeit, und das kann einfach nicht funktionieren.“
Dennoch klingt seine Musik nicht wütend. „Meine Musik ist ein Gesprächsangebot“, erklärt Bassy. Man müsse über die Situation reden, um sie zu ändern. Nur, weil das Gegenüber einen nicht verstünde, müsse man ihn nicht attackieren. So soll die Musik neue Wege eröffnen.

Mádibá (2023)

Nach den Erfolgen von Akö (2015) und 1958 (2019) meldete sich der Sänger und Komponist Blick Bassy mit seinem neusten Album zurück. Es erschien am 26. Mai 2023 unter dem Titel „Mádibá“. Ein Jahr später 2024 erschien zusätzlich eine um 4 Songs erweiterte Version des Albums „Mádibá Ni Mbondi“.

Blick Bassys Alben haben eine humanistische und universelle Dimension. Sein fünftes Album Madíbá, was in der kamerunischen Sprache Douala Wasser bedeutet, besteht aus Songs, die Fabeln nahestehen und in denen Bassy “ein gemeinsames Thema” des Wassers, der Quelle des Lebens, erforscht.

“It is a question here of showing a form of respect, of connecting with the living, of imagining through these titles a world in which we could live in coherence with our environment”.

Madíbá versammelt zwölf Songs, in denen Bassys hohe und engelsgleiche Stimme dominiert, getragen von filigraner Gitarre, Synthesizermelodien und dezenten Bläserarrangements. Die Stücke sind durchsichtige und dennoch modernistische Songs, die von einer zeitgenössischen und poetischen Afrikanität an der Kreuzung von Soul, Folk und Elektro zeugen.
Die Fabeln des Albums erforschen auf konkretere Weise verschiedene Themen im Zusammenhang mit Wasser, seiner Seltenheit, seiner Notwendigkeit, seiner Energie oder seiner Lebenskraft. Die zwölf Songs beinhalten eine Reihe von Figuren, Tieren oder verschiedenen Charakteren, die wiederum von Blick Bassy verkörpert werden.

“I have fun stepping into the shoes of a bird, a cat conversing with an elephant, a flower worrying about its declining beauty, a monkey looking for a spring or a storyteller with his grandchildren. In these texts, water can even take on a human appearance.”

Über die Erzählung hinaus beziehen sich die Texte des Albums auch auf unsere Klimakrise oder auf die Probleme des Zugangs zu Wasser, eine Möglichkeit für den Künstler, sich ernsten Themen über die poetische Form zu nähern, die didaktische oder moralisierende Reden vermeidet.

Für das neue Album wollten Bassy und sein Produzent Jovion eine neue musikalische Richtung einschlagen, die sich an Künstlern wie James Blake, Bon Iver und Ry X orientiert, die es verstehen, ihre Soul- oder Folk-Inspiration mit moderneren und elektronischen Arrangements sowie einer minimalistischen Instrumentierung zu verbinden. “By small touches, we have brought a certain electro modernity to this new album, seeing a more futuristic side“, bestätigt Bassy. “I have always claimed my status as an African musician, but also the contemporary aspect of my approach. In African musical culture, there is unfortunately little of this type of work on the sound itself, on the exploration of new techniques. I would like to position myself as an African avant-garde artist who, with each of his new projects, offers new ideas in the treatment of sound and melody.”

Ein Ansatz, der sich in den meisten Titeln dieses neuen Albums wiederfindet, wie z.B. Séa, Bengue oder Mètam sowie in der ersten Single Hola Mè, die alle das richtige Gleichgewicht zwischen Blicks schwebender Stimme, den klaren melodischen Linien der Gitarre und den dezenten Bläserarrangements bezeugen, ohne dabei die getragenen Noten der Synthesizer zu vergessen, die dieses dem flüssigen Element gewidmete Album zu etwas Metaphysischem machen.

Für den vollständigen Artikel zu Madíbá könnt ihr auch die Website von Handshake booking besuchen.

Hier könnt ihr das Musikvideo zu „Mètam“ aus diesem Album anschauen

Marcel Sturm (29) ist Studierender der Populären Musiken und Medien im 6. Semester und bei akono seit Herbst 2023 als Praktikant im Magazin tätig.

Blick Bassy

Der kamerunische Musiker Blick Bassy ist in aller Munde. Über sein politisches Engagement und seine metaphysische Musik.

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Musik

Amapiano Boom

Amapiano Boom
von Marcel Sturm

Was ist Amapiano?

Amapiano ist eine Stilrichtung der House-Musik und stammt aus Südafrika, genauer gesagt aus den prekären Stadtvierteln (Townships) in der Metropole und größten Stadt Johannesburg, auch „Joburg“ genannt. In Südafrika konnte sich anhand des chicagoer House, speziell dem „Deep House“ und des davon inspirierten afrikanischen Genres „Kwaito“, eine rege Dance-Szene entwickeln. Diese Dance-Szene und die Verhältnisse in den Townships boten einen Nährboden für die Entstehung des Amapiano Mitte der 2010er Jahre. Auf isiZulu, der meistverbreiteten Sprache in Südafrika, bedeutet Amapiano einfach „das Piano“.

Typisch für den leichtfüßigen und geradlinigen Amapiano-Sound ist die Log-Drum. Dabei wird für die Tracks in aller Regel ein Soundeffekt der Software Fruity Loops verwendet, der auf der traditionellen Schlitztrommel aus Westafrika beruht. Die Log-Drum fungiert in den Tracks als Bass-Sound, bedient tiefere Register in der Soundästhetik und spielt eigene Melodien. Zum im Vergleich zu anderen Dance-Genres langsameren Tempo, meist vorgegeben durch wilde, rhythmische Percussions oder auch Pfeifensounds, gesellen sich teils jazzige Synth- oder Klaviermelodien oder tragende Synthesizerflächen, die Mollakkorde spielen – ein ungewöhnlicher Kontrast zum sonst eher hektischen Überbau.

Politische und gesellschaftliche Komponente

Amapiano-Musik enthält oft politische und anti-rassistische Botschaften. Schon zu Zeiten der Apartheid war Dance-Musik zum Soundtrack und Symbol für Freiheit und Freiheitsbewegungen geworden. Amapiano bietet Künstler:innen Hoffnung, aus der eigenen Misere und der Armut zu entkommen. Ebenso hilft diese Musik jedoch auch den Hörer:innen, wenigstens kurzzeitig ihren Problemen zu entfliehen, zum Beispiel den oft schwierigen sozialen und politischen Realitäten in den Townships.

„Amapiano ist ein Lifestyle“ – diese von Amapaino-Künstler:innen und Szenemitgliedern häufig zitierte Phrase ist inzwischen schon beinahe zum Klischee verkommen, denn jeder möchte Amapiano machen und diesen Lifestyle leben, der so viel verspricht. So prägt Amapiano das Leben einer ganzen Generation – ihren Style, Musikgeschmack und ihren Tanz. Dabei möchte Amapiano als Bindeglied auftreten und forciert mit der Dance-Party als Treffpunkt Zusammenhalt, Inklusivität und natürlich Freiheit. Ballroompartys mit Amapiano-Künstler:innen bieten Zuflucht aufgrund einer starken Homophobie in der Bevölkerung in weiten Teilen Südafrikas, trotz einer liberalen Verfassung.

Der internationale Durchbruch

2019 gelang dem Genre dann der internationale Durchbruch. Amapiano-Tracks tauchten in den Sets bekannter DJs auf. Im ersten Corona-Jahr 2020 reichten ein paar virale Videos auf Tiktok, um den südafrikanischen Produzenten Master KG innerhalb weniger Wochen zum Superstar zu machen. Sein Song „Jerusalema“, der dem Amapiano-Genre ähnelt, verbreitete sich rasant. Folglich konnten sich weitere Amapiano-Tracks über Social-Media verbreiten, wie der weltweite Tik-Tok-Hit „Water“ von „Tyla“. Von ozeanischer Weichheit umspülte Vocal-Tracks stehen dabei neben rougheren MC-Auftritten, unter denen vor allem die sexpositive südafrikanische Sängerin Moonchild Sanelly hervorsticht.

Südafrika ist mittlerweile das Ursprungsland von Zehntausenden Dance-Musiker:innen, und Amapiano ist sowieso längst im Mainstream der südafrikanischen Musikszene angekommen. Dieser Entwicklung war besonders zuträglich, dass Amapiano der Soundtrack von Social-Media während des harten Corono-Lockdowns in Südafrika wurde, denn zu den verbreiteten Videos ließ sich auch wunderbar in den eigenen vier Wänden tanzen. Es entwickelte sich ein starker Wettbewerb um die Einnahmen mit der Musik. Diese Kommerzialisierung wiederum könnte in der Zukunft die dem Underground typischen Weiterentwicklungsprozesse hin zu einer musikalischen Vielfältigkeit und Eigenständigkeit hemmen. Tracks bekannter Amapiano-Künstler:innen wie MFR Souls, Major League DJz, DBN Gogo und Focalistic verzeichnen nun Streamingzahlen im Millionenbereich.

Peter Fox nutzte als erster deutscher Künstler den Amapiano-Sound in seinem Song „Zukunft Pink“. Dabei wurde jedoch kritisiert, dass die Herkunft des Sounds nicht genügend deklariert wurde, wodurch Debatten über kulturelle Aneignung versus kulturelle Wertschätzung entflammten. In Großbritannien ist das Genre aus Südafrika mittlerweile so populär, dass auch die öffentlich-rechtliche BBC jeden Samstag einen Amapiano-Mix sendet.

Résumé

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Amapiano unter anderem durch Social Media zum musikalischen Exportschlager in der ganzen Welt geworden ist. Amapiano ist dabei eine Musik und ein dazugehöriger Tanz, welche/r aus der Not entstanden ist – Hoffnung schenkt und Möglichkeiten bietet zu heilen und für existenziellen Ausdruck sowie Eskapismus. Letztlich bekommt dadurch die Welt, auch außerhalb von Südafrika, eine Möglichkeit einfach mal abzuschalten und eine gute Zeit zu haben.

Künstler:innen, die man unbedingt auschecken sollte

Moonchild Sanelly, Uncle Waffles, Tyla, Nkosazana Daughter, Kabza De Small, Tyler ICU, Focalistic, Kamo Mphela, Sam Deep, DBN Gogo, Felo Le Tee, MFR Souls, Major League DJz, und auch der nigerianische Sänger Asake bietet Amapiano-Einflüsse in seinen Songs.

Kabza De Small x Mthunzi – “Isimo”

Der „King of Amapiano“ Kabza De Small arbeitet mit dem Afropop/Soul-Sänger Mthunzi an ihrer neuen EP Isimo zusammen. Der einfallsreiche und wegweisende DJ erforscht hier andere Sounds wie Afro-Tech und 3Step und verschmilzt sie zu seinem weltberühmten Produktionsstil. Das gefühlvolle Projekt ist eine tiefe Erkundung von Spiritualität und Liebe.

Kamo Mphela, Khalil Harrison & Tyler ICU – „Dalie“ (feat. Baby S.O.N)

Die außergewöhnliche Tänzerin Kamo Mphela hat endlich ihren lang erwarteten viralen Track „Dalie“ veröffentlicht, auf dem Khalil Harrison, Tyler ICU und Baby S.O.N. zu hören sind. Der spitzenmäßige Song, der mit einer Tanz-Herausforderung einherkam, erreichte innerhalb weniger Tage nach der Veröffentlichung die Spitze der Charts und hat inzwischen über 10 Millionen Aufrufe gesammelt.

Asake & Olamide – „Amapiano“

Asake schrieb mit dem nigerianischen Künstler und Rapper Olamide sogar einen Song extra über das Genre Amapiano. Dabei ist „Amapiano“ die 3. Single aus Asakes Album „Work of Art“, welches akono bereits im Magazin vorgestellt hat.

Marcel Sturm (29) ist Studierender der Populären Musiken und Medien im 6. Semester und bei akono seit Herbst 2023 als Praktikant im Magazin tätig.

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Die Verdammten dieser Erde

Die in Kamerun geborene und in den USA lebende Schriftstellerin Imbolo Mbue lässt in ihrem zweiten Roman ein Dorf in Kamerun von seinem Kampf gegen Ausbeutung und Verrat berichten.

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Spotify in Afrika: Teil 2

Spotify in Afrika: Teil 2
von Marcel Sturm

Herausforderungen von Spotify und Co. in Afrika

Der Musik-Streaming-Markt ist zunächst einmal eng mit der Vernetzung und der Akzeptanz von elektronischen Geräten verbunden. Diese externen Faktoren haben einen großen Einfluss auf die Akzeptanz von Streaming-Diensten und bleiben die größte Herausforderung im Falle Afrikas. Auch wenn die Einnahmen in den kommenden Jahren voraussichtlich deutlich steigen werden, gibt es noch eine Begrenzung für das Wachstum des Musik-Streamings, denn dieses kann sich nur so schnell entwickeln, wie es die Infrastruktur ermöglicht. Da Internet- und Smartphoneverfügbarkeit niedriger sind, wird erwartet, dass die Durchdringung von Streaming-Diensten in der Bevölkerung im Vergleich zu anderen Märkten zumindest für eine Weile ebenso niedriger bleiben wird.

Auch die geringe Zahlungskraft vieler Menschen und fehlende Bankkonten stellen Hürden für die Verbreitung dar. Eine weitere Herausforderung sind die Zahlungsbedingungen in vielen afrikanischen Ländern, denn der Devisenumlauf ist oft sehr begrenzt, und die Mehrheit der potenziellen Nutzer:innen nutzt für ihre Zahlungen Smartphones statt Banktransfers. In Ländern mit hohen Bankzinsen ist es beinahe unmöglich, online einzukaufen. Die einzigen Staaten, deren Zentralbanken Online-Transaktionen zulassen, sind Südafrika, Ruanda, Marokko, Ägypten, Senegal und Nigeria. Für andere afrikanische Länder ist die Einrichtung eines Fremdwährungskontos äußerst kompliziert, wenn nicht sogar unmöglich – eine Herausforderung für Spotify und andere expandierende Anbieter.

In Afrika hat sich Streaming also bisher noch nicht endgültig durchgesetzt, und dies jedoch auch, weil die Musikindustrie insgesamt einen schweren Stand hat. Südafrika ist mit seiner hoch entwickelten Musikindustrie eine Ausnahme auf dem Kontinent. „Es gibt in den meisten Ländern Afrikas eine lebendige Musikszene“, sagt David Price vom Weltverband der Musikindustrie (IFPI) im DW-Interview, „aber die Umsätze in diesen Ländern sind recht gering“. Denn wenn in Afrika für Musik bezahlt wird, geht das Geld oft an Raubkopierer:innen und nicht an die Labels bzw. Produzent:innen. Angesichts der Umsetzung und Lage des Urheberrechts setzen viele Musiker:innen für ihren Lebensunterhalt vor allem auf Konzerte. Was natürlich seinen Charme, aber auch seine Schattenseiten hat; wie die Abhängigkeit von Auftritten für die Einnahmen der Künstler:innen.

Die größte Herausforderung des Geschäfts in Afrika seien die hohen Kosten für Datenvolumen, sagt Gillian Ezra im DW-Interview. Sie ist Afrika-Chefin des französischen Anbieters „Deezer“, der in fast allen Ländern des Kontinents verfügbar ist. Nach Angaben der Organisation „Alliance for Affordable Internet“ kostet ein Gigabyte Datenvolumen einen Südafrikaner 2,35 %, eine Kenianerin 4,33 %, und einen Ivorer sogar 6,36 % des Monatseinkommens. Ein möglicher Weg, um den hohen Datenkosten zu begegnen, ist die Kooperation der Streaming-Dienste mit Mobilfunkunternehmen. Denn diese haben die Möglichkeit, kostenlose oder vergünstigte Datenpakete für die Nutzung eines Musik-Streaming-Dienstes anzubieten. „Solche Datenbrücken können tatsächlich der Schlüssel dazu sein, die Streaming-Dienste in Afrika zu etablieren“, sagt Musikindustrie-Experte Price. Doch manche Mobilfunkbetreiber setzen lieber auf eigene Produkte.
Für Afrika haben die „westlichen“ Musik-Streaming-Dienste ihr Angebot angepasst. Ein Monat werbefreies Musik-Streaming kostet bei Spotify, Apple oder Deezer umgerechnet etwa 3,65 Euro, also weniger als die Hälfte dessen, was Nutzer:innen in Europa oder Amerika zahlen. Für Kunden ohne Bankkonto gibt es im Supermarkt Prepaid-Karten. Die Dienste gehen also auf die afrikanische Bevölkerung ein. Jedoch stellt sich die Frage, ob diese Bemühungen tatsächlich ausreichen; besonders unter dem Aspekt günstigerer afrikanisch-orientierter Musikstreaming-Anbieter.

Tatsächlich hat das Streaming-Geschäft im Allgemeinen, also auch weltweit, einen großen Haken. Bisher erwirtschaften die Großen der Branche nämlich keine Gewinne. Umso riskanter erscheint die Wette darauf, dass das Musikgeschäft in Afrika mit der neuen Technologie aufblüht. Für die Streamingdienste und Musikindustrie gilt es dennoch, den afrikanischen Markt für sich zu gewinnen. Die große Bevölkerung und das starke Wachstumspotenzial sorgen dafür, dass verschiedene Musikplattformen sie für ihre Ausweitung auf den vielfältigen Kontinent nutzen möchten. Insgesamt ist die Besonderheit des afrikanischen Musik-Streaming-Marktes so groß, dass die Akteure ein erhöhtes Maß an Anpassungsfähigkeit an den Tag legen müssen. Afrika kann sicherlich ein Wachstumsmotor für Musik-Streaming-Plattformen sein, die nun herausfinden müssen, wie man diesen anheizt.

Marcel Sturm (29) ist Studierender der Populären Musiken und Medien im 5. Semester und bei akono im Herbst 2023 und Winter 2023/24 als Praktikant im Magazin tätig.

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Die Verdammten dieser Erde

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Spotify in Afrika: Teil 1

Spotify in Afrika: Teil 1
von Marcel Sturm

Spotifys Expansion in Afrika

Mit 551 Millionen Nutzer:innen ist das schwedische Unternehmen Spotify heute der größte Anbieter auf dem Musikstreaming-Markt. Die Gründung von Spotify im Jahr 2006 war eine Antwort darauf, dass illegale Downloads und Piraterie die Musikindustrie zunehmend unter Druck setzten. Die Idee der Spotify-Gründer Daniel Ek und Martin Lorentzon war es, einen Streamingdienst zu entwickeln, der alle Interpret:innen auf einer Plattform vereint und die Künstler:innen an den Einnahmen beteiligt. Nach der Entwicklung einer Software und vielen Vertragsabschlüssen mit großen Musiklabels ging Spotify schließlich im Oktober 2008 in Schweden, Finnland, Frankreich, Norwegen und Spanien offiziell an den Start. Deutschland folgte dann 2012 und Afrika erst viel später.

Anders als die Konkurrenten Apple oder Amazon ist Spotify auf den Erfolg seines Streaming-Geschäfts angewiesen, da dies die einzige Einnahmequelle für das Unternehmen ist. Etwa 70 % der Einnahmen aus dem Musikgeschäft fließen, wie auch bei der Konkurrenz, direkt in die Musikindustrie. Deswegen versucht Spotify weiterhin, sein Geschäft mit neuen Einnahmequellen auszubauen. Das Problem des Streaming-Dienstes bleibt, trotz seiner Popularität und weltweiten Verbreitung, seine weiterhin schwierige finanzielle Lage. Seit langem kämpft das Unternehmen darum, dauerhaft profitabel zu wirtschaften. Vor diesem Hintergrund erhöhte Spotify die Abo-Preise in Europa und folgte den Preiserhöhungen anderer Dienste. In Deutschland kostet das Einzel-Premiumabo daher mittlerweile 10,99 Euro statt lange Zeit 9,99 Euro. Bestandskund:innen sind von den Änderungen noch nicht betroffen. Allerdings hat ihnen Spotify eine Frist bis zum 31. Dezember 2023 gesetzt. Wer den neuen Preisen bis dahin nicht zustimmt, riskiert sein Premium-Abo zu verlieren.

Afrika ist für Spotify ein vielversprechender Markt und hoffnungsvolles Investmentziel, um seine Gewinne zu steigern. Spotify hat auf dem afrikanischen Kontinent Anerkennung für seine breite Nutzung im Ausland erlangt, aber bisher trotzdessen recht wenig zahlende Nutzer:innen hinter sich versammelt. Viele bevorzugen den illegalen Musikdownload, die kostenlose Version von „Youtube Music“ oder andere, in Afrika etabliertere, Streaming-Anbieter. Nach eigenen Angaben hatte Spotify 2018 180 Millionen Nutzer:innen weltweit, darunter 83 Millionen zahlende Kund:innen. Diese Zahl ist laut Statista im 2. Quartal 2023 auf inzwischen 220 Millionen zahlende Nutzer:innen angestiegen.

Im Jahr 2018 startete Spotify in Südafrika und zog damit Apple nach. Tatsächlich nimmt Afrikas Musikindustrie seitdem an Fahrt auf. In Südafrika soll das Streaming laut PwC im Jahr 2022 rund 50,8 Mio. US-Dollar eingebracht haben, mehr als das Dreifache dessen, was 2017 erwirtschaftet wurde. Afrikas Musikstreaming-Markt ist somit sicherlich in Südafrika zentriert. 40 % der Einnahmen und fast 11 % der „Monthly Active Users“ (MAUs) sind auf Südafrika zurückzuführen. Zusammen mit Ägypten, Nigeria, Marokko und Algerien erreicht das Land einen Marktanteil der Einnahmen von 86 % auf dem gesamten Kontinent. Für Februar 2021 peilte das Unternehmen schließlich eine große Expansion in 39 weitere Länder auf dem Kontinent an; davor war Spotify schon mit über 70 Millionen Songs und 2,6 Millionen Podcasts in Algerien, Ägypten, Marokko, Südafrika und Tunesien verfügbar. Nun kamen unter anderem Musikzentren wie Ghana, Nigeria, Uganda, Senegal und Sierra Leone hinzu. Diese Expansion markiert einen großen Schritt für das Streaming-Unternehmen, dem Expert:innen immense wirtschaftliche Vorteile vorausgesagt haben, obwohl bestehende Streaming-Plattformen wie „Apple Music“, und afrika-fokussierte Anbieter wie „Audiomack“, „Mdundo“ aus Kenia und „Boomplay“ aus Nigeria Konkurrenz darstellen und günstiger sind, jedoch teils deutlich weniger Musikauswahl bieten.

Spotify startete schließlich die geplante Expansion in 38 weitere afrikanische Länder. Es gab exzellente Kampagnen-Rollouts mit Künstlern aus dem ganzen Kontinent und jede Menge Aufregung in den sozialen Medien. Vor allem aber war da die Einsicht, dass ein neues Kapitel für Afrikas Musik-Ökosystem aufgeschlagen wurde.

Während YouTube für seinen Premium-Dienst nicht über einen globalen Zugang zum afrikanischen Markt verhandeln kann, verhandelte Spotify mit jedem Staat. Denn Online-Transaktionen und Transaktionen mit Fremdwährungen sind oft sehr kompliziert oder gar nicht möglich gewesen. Deshalb habe das Unternehmen „alternative Zahlungsmethoden“ gefunden. Das Geldtransfersystem von Vodafone „M-Pesa“ ermöglicht es nun Spotify, seine Dienste auf dem afrikanischen Kontinent zu verkaufen. Tatsächlich wird M-Pesa im Gegensatz zu seinen anderen Kund:innen, wie Banken, Handelsunternehmen und internationale ICT-Player, keine Provision für Spotify-Käufe verlangen.

Wie bereits erwähnt, gibt es einige bestehende Plattformen, die den Eintritt von Spotify in weitere afrikanische Märkte erschweren. Ebenso gibt es viele zahlungstechnische und infrastrukturelle Schwierigkeiten, die es zu überwinden gilt. Auf der Seite der Künstler:innen bleibt es auch abzuwarten, wie kleinere oder unabhängige afrikanische Künstler:innen auf die relativ geringen Streaming-Einnahmen reagieren werden, die durch das Abspielen von Songs auf Spotify erzielt werden. Laut Business Insider zahlt Spotify in der Regel zwischen 0,003 und 0,005 US-Dollar pro Stream, was bedeutet, dass man etwa 250 Streams benötigt, um einen Dollar zu verdienen. Eine faire Bezahlung ist dies sicherlich nicht – vor allem für kleinere Künstler:innen mit weniger Aufrufen. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich der Musikstreaming-Markt in Afrika weiterhin und zukünftig entwickelt und wie groß die Rolle und Einflussnahme von Spotify dabei sein können.

Marcel Sturm (29) ist Studierender der Populären Musiken und Medien im 5. Semester und bei akono im Herbst 2023 und Winter 2023/24 als Praktikant im Magazin tätig.

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Die Verdammten dieser Erde

Die in Kamerun geborene und in den USA lebende Schriftstellerin Imbolo Mbue lässt in ihrem zweiten Roman ein Dorf in Kamerun von seinem Kampf gegen Ausbeutung und Verrat berichten.

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African Heat

African Heat
von Marcel Sturm

Spotifys Playlist bekommt ein Make-over

African Heat, Spotifys Aushängeschild-Playlist für afrikanische Musik, bekommt ein neues Gesicht und schlägt ein neues Kapitel für die wichtigste Adresse der Plattform, und womöglich die wichtigste Adresse in der nicht-afrikanischen Welt überhaupt, für afrikanische Musik auf.

Die Playlist, die über eine Millionen Follower:innen auf der Plattform sammeln konnte, hat sich zu einem der führenden Vehikel für afrikanische Musik entwickelt und kann somit ein neues streaming-affines Publikum erreichen. Indem sie den Hörer:innen hilft, neue und zukünftige afrikanische Hits zu entdecken, ist sie auch zu einem Bindeglied geworden, das Fans der Musik des afrikanischen Kontinents durch die gemeinsame Liebe zu diesen ikonischen Klängen verbindet und ein Gemeinschaftsgefühl unter den Liebhaber:innen afrikanischer Musik fördert.

Mit dem gestiegenen globalen Wert und der Aufmerksamkeit, die afrikanische Musik genießt, sowie den zunehmenden Spuren, die ihre Künstler:innen auf Bühnen in der ganzen Welt hinterlassen, hat African Heat seit dessen Erstellung einige der wichtigsten Songs und Momente des Kontinents ins Rampenlicht gerückt und geltend gemacht. Seit 2018 hat African Heat unter anderem dazu beigetragen, dass große Hits wie Ckay’s „Love Nwantiti“, Wizkid’s „Essence“ und DBN Gogo’s „Love and Loyalty“ entstehen konnten. Die Playlist enthält Musik aus allen Ecken des Kontinents und bietet auch eine demokratische Plattform für aufstrebende Talente.

Die überarbeitete Playlist soll sich darauf konzentrieren, die Aufmerksamkeit und das Bewusstsein innerhalb der afrikanischen Kreativ- und Hörergemeinschaften zu fördern. Inspiriert von öffentlichen Verkehrsmitteln auf dem ganzen Kontinent, repräsentiert das Rebranding der Playlist visuell die Bewegung und emotionale und kulturelle Transportfähigkeit der Musik in ganz Afrika und darüber hinaus.

Um das Image von African Heat als Vehikel weiter heraufzubeschwören, wird die Playlist eine neue visuelle Identität mit einer aktualisierten Version des mittlerweile bekannten Covers tragen, das einige der größten Stars des Kontinents gezeigt hat. Ebenso wurde das Namensdesign der Playlist überarbeitet und versucht afrikanischer zu gestalten.

Die Kampagne wird auch Beiträge und Gespräche mit einigen der aufregendsten aufstrebenden und etabliertesten Künstler:innen Afrikas sowie Live-Elemente enthalten, um die erneuerte Playlist zum Leben zu erwecken und die Zuhörer:innen zu begeistern. Darüber hinaus werden die Spotify-Daten der angesagtesten „African Heat“-Künstler:innen der letzten 90 Tage präsentiert und es werden Einblicke in ihre Popularität und Reichweite gegeben. Nach den Erkenntnissen des Unternehmens kamen die Nutzer:innen, die African Heat in den letzten drei Monaten gestreamt haben, hauptsächlich aus den USA, Großbritannien, Nigeria, Frankreich, Kenia, Deutschland, den Niederlanden, Kanada, Südafrika und Ghana. Ebenso können Informationen erhalten werden, welche Künstler:innen am meisten aus der Playlist gestreamt wurden.

Sängerin Tyla ziert zur Veröffentlichung von „Truth or Dare“ das Playlist-Cover von African Heat

Tyla ist eine aufstrebende Künstlerin aus Johannesburg, die zur Veröffentlichung ihres neuen Songs „Truth or Dare“ das Cover der Playlist „African Heat“ zierte. Die gebürtige Südafrikanerin startet international gerade mit ihrer „amapiano“-Musik voll durch. Mit „Water“ präsentiert sie dabei einen astreinen Ohrwurm und weltweiten Hit. In der Nominierungszeremonie für die Grammy Awards 2024, verdiente sich Tyla sogar eine Nominierung in der Kategorie „Best New Artist“.

Der Song „Water“ wurde Ende Juli releast und wird seitdem immer beliebter. Nachdem der Song auch Teil einer Dance-Challenge auf TikTok geworden ist, platzierte sich „Water“ in zahlreichen internationalen Single-Charts, wie zum Beispiel in Großbritannien auf Rang 4. Aber auch hierzulande ist die Nummer gut dabei gewesen und erreichte Platz 25 der offiziellen deutschen Single-Charts. Ebenso wurde Platz 10 in den US-Billboard-Charts erreicht.

Das liegt wohl vor allem an der Präsenz ihrer Stimme. Tyla versteht es, einen entspannt tanzbaren Vibe zu transportieren. Zusammen mit Produzent Sammy Soso erzeugt die 21-Jährige eine zurückgelehnte Atmosphäre, die aber auch eine verführerische Wirkung erzeugen kann. Dafür sorgen neben klassischen Sound-Elementen aus Pop und R&B vor allem gezielt unterlegte Afrobeats. Zudem unterstreichen Synthies den spätsommerlichen und träumerischen Vibe.

Dabei können die Hörer:innen vieles über Dynamiken zwischen zwei Individuen in einer Beziehung lernen. Im Song sucht eine Partei nach einer Zeit der Distanz wieder Bestätigung oder Versöhnung. Der Song befasst sich mit Themen wie Selbstwertgefühl, Wachstum und der Frage nach der Authentizität der Zuneigung oder der Absichten einer Person. Ein Part fordert die andere Person heraus, sich mit ihren vergangenen Handlungen und Emotionen auseinanderzusetzen sowie die Veränderungen im Leben und in der Einstellung anzuerkennen. Darüber hinaus stellt der Song die Aufrichtigkeit von Fürsorge und Zuneigung in Frage und hebt die Komplexität von Beziehungen und die Unsicherheiten hervor, die entstehen, wenn Vertrauen auf die Probe gestellt wird. Letztendlich ist der Song eine Reflexion über die persönliche Entwicklung und das Erkennen des eigenen Wertes.

Can’t handle what I am now / You’re a fan now / And I’m not what I was / So tell me, are you down now? / ‘Cause I’m up now / So, let’s play truth or dare / Dare you to forget / That you used to treat me just like anyone / Truth or dare

Marcel Sturm (29) ist Studierender der Populären Musiken und Medien im 5. Semester und bei akono im Herbst und Winter 2023 als Praktikant im Magazin tätig.

Bild im Header: unsplash

Die Verdammten dieser Erde

Die in Kamerun geborene und in den USA lebende Schriftstellerin Imbolo Mbue lässt in ihrem zweiten Roman ein Dorf in Kamerun von seinem Kampf gegen Ausbeutung und Verrat berichten.

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Musik

Ein neuer Stern am südlichen Himmel

Ein neuer Stern am südlichen Himmel
von Liam Brickhill

Genie und Perfektion sind keine Synonyme, sondern können sogar sehr gegensätzlich sein. Das Streben nach Perfektion ist zielgerichtet. Es ist ein monolithischer und manchmal sogar zerstörerischer Impuls. Wahrhaft virtuoses künstlerisches Streben hingegen erfolgt nicht nach Diktat. Es ist heterodox. Es ist ein Akt der Schöpfung. Mit dem Album UMDALI (was so viel wie Schöpfer bedeutet) hat der südafrikanische Musiker Malcolm Jiyane die volle Blüte seines rätselhaften Genies gezeigt und tritt zum ersten Mal als Bandleader auf. Auf dem Album dirigiert er seine Band, das Malcolm Jiyane Tree-O, zu einer kaiserlichen musikalischen Alchemie mit einem perfekt unvollkommenen Stück südafrikanischen Jazz.

Die Entstehungsgeschichte des Albums erzählt von den kleinen, alltäglichen Wundern, die das Leben ausmachen, während alle darauf warten, dass es passiert. Ende 2020, als Jiyane wegen Lockdowns und Nichtstun am Boden war, bot ihm das Label Mushroom Hour Half Hour die Möglichkeit, ein Album aufzunehmen (Mushroom Hour stand auch hinter der Veröffentlichung des Soundtracks zu Sifiso Khanyiles Dokumentarfilm UPRIZE! im Oktober 2020 – ein Projekt, an dem Jiyane im Rahmen von Spaza teilgenommen hatte). Doch bevor sich Tree-O für eine zweite Aufnahmesession im Jahr 2021 versammelte, entdeckte Toningenieur Peter Auret ein weiteres Album, das die Band 2018 aufgenommen und auf Eis gelegt hatte. Das Team entschied dann, dass die Zeit für dieses erste Album gekommen war, und so wurde es nun veröffentlicht.

UMDALI album cover
Albumcover UMDALI

Aber große Geschichten haben tiefe Wurzeln, und dieses Album ist die Krönung einer Reise, die vor Jahrzehnten begann. Jiyane wuchs in einem Ort namens Kid’s Haven auf, einem Heim für gefährdete Kinder in Benoni. Eines Tages, so die Geschichte, brachte der legendäre Erzieher und Musiker Dr. Johnny Mekoa seine Big Band mit, um für die Kinder zu spielen. Jiyane hörte ihre Interpretation von „Bags‘ Groove“ und das war’s. Im Alter von 13 Jahren trat er als Schlagzeuger in Mekoas Music Academy of Gauteng ein, und als Erwachsener wurde er zu einem der fleißigsten und umtriebigsten Jazzer in der Joburg-Szene. Als Multiinstrumentalist und multidisziplinärer Kreativer war er eine feste Größe in Steve Kwena Mokwenas Veranstaltungsort Afrikan Freedom Station.

UMDALI selbst wurde 2018 in zwei Tagen produziert und aufgenommen (und drei Jahre später innerhalb von drei Wochen gemischt und gemastert). Mokwena war maßgeblich an dem Prozess beteiligt und erklärt in den Liner Notes des Albums, dass es eine „ehrliche Momentaufnahme“ von Jiyanes Lebensumständen während der Aufnahmen ist: Jiyane hatte den Tod seines Mentors Mekoa und seines Bandkollegen Senzo Nxumalo sowie die Geburt seiner Tochter zu verkraften, deren Bild das Albumcover mit zarter Würde ziert. „Diese lebensverändernden Ereignisse prägen das emotionale Register der Musik und ihre thematischen Anliegen“, schreibt Mokwena.

Africa is a Country

Dieser Artikel erschien im Original auf englisch unter dem Titel “A new star in the southern sky” bei Africa is a Country.

So gibt die erste Strophe von „Senzo seNkosi“, dem ersten Stück des Albums, das Nxumalo gewidmet ist, mit einem elegischen Schwung den Ton an, ein Requiem mit Holz- und Blechbläsern. „Umkhumbi kaMa“ lässt das Schlagzeug in den Vordergrund treten, erhöht das Tempo und verleiht ihm eine suchende, rastlose Energie. Es ist ein Lied, das zeigt, warum Jazz und Funk gut mit anderen zusammenspielen, sich aber geschwisterlich nahestehen.

„Ntate Gwangwa’s Stroll“ ist eine langsame Blues-Hommage an Jonas Gwangwa, den verstorbenen Posaunisten, der Südafrikas Kampf um Freiheit und kulturellen Ausdruck während der Apartheid künstlerisch verkörperte und ein weiterer Mentor von Jiyane war. Auf dem Album triefen die Bläsersätze über der nachdenklichen Perkussion und verteilen sich wie roher Honig über dampfendem UJeqe.

„Als ich anfing, Posaune zu spielen“, erklärt Jiyane, „waren die Spieler, die ich studierte und denen ich zuhörte, keine Südafrikaner: JJ Johnson, Curtis Fuller, Albert Mengelsdorf und andere. Dann begann ich, südafrikanische Posaunisten zu recherchieren, und was ich im Werk von Mosa Jonas Gwangwa fand, hat mich umgehauen. Was Ntate Jonas als Komponist, Arrangeur, Produzent und Freiheitskämpfer geleistet hat, liegt mir sehr am Herzen. Wir sind aus demselben Holz.“

„Life Esidimeni“ erzählt von der unfassbaren Tragödie des Todes von 143 Menschen durch Verhungern und Vernachlässigung in den staatlichen psychiatrischen Einrichtungen Südafrikas. Der Refrain „lendaba ibuhlungu“ (diese Geschichte ist schmerzhaft) erklingt in einem Lied, das Solidarität mit den von der Gesellschaft Vergessenen ausdrückt und sich zu einem Crescendo steigert, das eine Katharsis vollzieht, die so überschwänglich ist, dass sie fast wie ein Wunder wirkt und alles mit sich trägt – Trauer, Schmerz, Liebe, Schönheit – in einer großen, humanisierenden Flut.

Das Album schließt mit „Moshe“, einem Song, der so schön ist, dass er sich jeglichen Worten entzieht, die ich ihm entgegenhalten könnte. Es genügt zu sagen, dass der Gesang des Stücks unerwartete Perspektiven eröffnet und in Tönen spricht, die eine direkte Verbindung zu der Universalität im Kern aller Musik bieten. Phrasen, die zuvor nur angedeutet wurden, finden hier ihren vollen Ausdruck, und der Ruf und die Antwort zwischen den verschiedenen Instrumenten katalysiert etwas Elementares, wie der Wind, der zum Feuer spricht, wie das Wasser, das Gedichte für die Erde schreibt.

Und in all dem – fünf Songs in knapp 45 Minuten – wird das Album von Fingern unterbrochen, die auf den Basssaiten kratzen, dem Atem des Lebens, der durch Blasinstrumente entweicht, und Jiyanes eigenen spontanen Ausrufen und Ermutigungen. Das alles erinnert an die japanische Ästhetik des Wabi-Sabi, eine Weltanschauung, die sich auf die Schönheit und Akzeptanz von Vergänglichkeit und Unvollkommenheit konzentriert. UMDALI wird durch seine winzigen, organischen Unvollkommenheiten zum Leben erweckt und ist so unwahrscheinlich und wundersam wie ein Gänseblümchen aus Barberton, das auf einem rissigen Bürgersteig in Benoni blüht.

Dies ist sowohl ein Jazzalbum als auch ein belauschtes Gespräch zwischen Künstlern, ein musikalischer Dialog. UMDALI ist der Soundtrack zu Mentorschaft, Kameradschaft und enger Verbindung. Es entzieht sich den einschränkenden Fesseln des Genres und der Erwartungen und zeigt, dass das größte Geschenk der Älteren nicht didaktisch oder dogmatisch ist, sondern emanzipatorischer Natur. Es zeigt uns, dass Talent – und Genie – sich durchsetzen werden. Es gibt einen neuen Stern am Südhimmel.

Liam Brickhill ist Teil der Gründungsgruppe der Africa Is a Country Fellows.

Blick Bassy

Der kamerunische Musiker Blick Bassy ist in aller Munde. Über sein politisches Engagement und seine metaphysische Musik.

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Musik

Zenzile

Zenzile
Somis musikalische Hommage an "Mama Afrika" Miriam Makeba

Die Musikerin Somi Kakoma zollt mit ihrem neuen Album Zenzile ihrem großen Vorbild Miriam Makeba, der „Mama Afrika“ Respekt.

Am 04. März 2022, dem Erscheinungsdatum des Albums, wäre die südafrikanische Jazz- und Weltmusikerin, die zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der Anti-Apartheid-Bewegung gehörte und ihr Leben lang für Menschen- und Völkerrechte aktiv war, 90 Jahre alt geworden.

Somi selbst ist Aktivistin, Sängerin, Songwriterin, Theaterschauspielerin und Bühnenautorin. Ihre Eltern stammen aus Ruanda und Uganda; sie wuchs in Illinois und Sambia auf, wo ihr Vater für die World Health Organization arbeitete, und studierte nach der Rückkehr der Familie nach Illinois Anthropologie and Afrikanistik. Die Schwerpunkte ihrer kreativen Arbeit liegen auf Themen wie Abstammung, Herkunft, afrikanische Wurzeln. Mit ihrem neuen Album „Zenzile: The Reimagination of Miriam Makeba“ interpretiert Somi signifikante Makeba-Stücke auf tiefgründige und spirituelle Weise neu.

Mit ihrem Album Zenzile zollt Somi ihrem Vorbild Makeba Respekt und schenkt ihr, da sie so viel Kraft und Inspiration aus Makebas Musik gezogen hat, etwas zurück. „Pata Pata“, eines der bekanntesten Lieder Makebas, wurde deshalb als Titeltrack gewählt. Gleichzeitig soll das ALbum eine Reaktion darauf sein, dass Makeba ind en USA, was ihre Stimme anhaltend aus dem Kollektiven Bewusstsein gelöscht hat, als sie sich entschied, auf dem Höhepunkt der Bürgerrechtsbewegung den „Black Panther“ Stokely Carmichael zu heiraten. Es soll ihren rechtmäßigen Platz im erweiterten Kultur-Archiv der Vereinigten Staaten und der Welt im Allgemeinen einfordern.

Zenzile (Makebas wahrer Vorname) ist mein Versuch, die kompromisslose Stimme einer afrikanischen Frau zu ehren, die unweigerlich Raum für meine eigene Reise und die unzähliger anderer afrikanischer Künstler*innen geschaffen hat. Kurz gesagt, ich schulde ihr etwas. Das tun wir alle! Ihre Botschaft von sozialer Gerechtigkeit und der Menschlichkeit des Lebens der Schwarzen ermutigt uns noch heute. Bei diesem Projekt geht es darum, den enormen und unermesslichen Beitrag zu würdigen, den sie im Namen eines Volkes, eines ganzen Kontinents zur Pop-, Folk- und Jazzmusik geleistet hat.

Zenzile bringt wieder dasselbe Produktionsteam zusammen, mit dem auch schon das vielbeachtete Album The Lagos Music Salon enstanden ist: Keith Witty, Cobhams Asuquo und Somi selbst. Asuquo ist ein gefeierter Produzent und Multi-instrumentalist aus Lagos, der sowohl traditionelle als auch populäre afrikanische Sensibilität in den Mix einbringt. Witty ist ein Produzent und Bassist aus New York City, dessen Vertrautheit mit elektroakustischem, modernem Jazz eine weitere Perspektive hinzufügt. Zwischen den Dreien wird ein musikalisches Gleichgewicht afrikanischer und amerikanischer Traditionen erreicht, das von ihren individuellen Erfahrungen und der einzigartigen Chemie zwischen ihnen profitiert. Das Ergebnis ist eine eklektische Sammlung von Songs, die geschickt die Grenzen zwischen organisch robustem Jazz, modernem kreativen Jazz, atmosphärischer Weltmusik sowie R&B und Soul überwindet.

https://www.somimusic.com/

Blick Bassy

Der kamerunische Musiker Blick Bassy ist in aller Munde. Über sein politisches Engagement und seine metaphysische Musik.

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Musik

Sound Sultans politische Musik

Sound Sultans politische Musik
von Rasaq Malik

Nigeria brennt und die Bürger sind amüsiert.

Und ich muss meine Geschichte erzählen
um sie anzustoßen und aufzuwecken
die schlafen
unter meinem Volk.

Der Tod von Sound Sultan (Künstlername des legendären Olanrewaju Abdul-Ganiu Fasasi von seines Labels Naija Ninja) wurde am 11. Juli, als er im Alter von 44 Jahren verstarb, überall in den sozialen Medien betrauert. Sultan wurde in Jos, Plateau State, als viertes Kind einer fünfköpfigen Familie geboren. Er war sehr begabt und seine Leidenschaft für die Kunst umfasste auch andere Medien wie Schauspiel, Comedy, Songwriting und Gitarrespielen, um nur einige zu nennen. Er hatte zahlreiche Auftritte und gewann Preise für seine Lieder, die das Bewusstsein der Menschen bereicherten und ihnen die Möglichkeit boten, sich kritisch mit gesellschaftlichen Ereignissen, insbesondere in Nigeria, auseinanderzusetzen.

In Sound Sultans Musik ist das Thema des politischen Bewusstseins von zentraler Bedeutung. In seinen Liedern, die sich über Jahre beeindruckender musikalischer Erfolge erstrecken, werden die Notlage der Massen, ihre alltägliche Frustration und ihr Unmut über die nigerianische Regierung und ihre vielfältigen Ideen dazu, das Volk zu betrügen, wunderbar eingefangen. Sultans Einsichten zeigen sich auch in der Wahl der Themen, mit denen er sich beschäftigt, und in der Sprache (eine Mischung aus Yoruba und Englisch), die er für seine Lieder verwendet. Das 2020 veröffentlichte Lied „Faya Faya“ mit Duktor Sett ist ein großartiges musikalisches Werk, das den beunruhigenden Zustand des Landes und die Sehnsucht der Massen nach Hoffnung zum Ausdruck bringt. Das Bild des Feuers deutet auf die mutwillige Zerstörung und die Unruhen im Lande hin. Geschickt vorgetragen mit einer Stimme, die Verzweiflung und Müdigkeit transportiert, ermöglicht „Faya Faya“ uns, unsere kollektiven Sehnsüchte zu betrauern; unsere sterbenden Träume und Hoffnungen. Die Verwendung von Refrains in einigen von Sultans politisch ausgerichteten Musikstücken unterstreicht das Ausmaß der Probleme, unter denen die Bürger leiden. Die Wiederholung von „pana pana“ macht deutlich, dass man jahrelang vergeblich darauf gewartet hat, dass die Politiker das Feuer der postkolonialen Probleme wie Korruption, politische Instabilität, unnötige Morde, Arbeitslosigkeit usw. löschen. In dem Lied singt Sultan:

Während wir auf ein Wunder warten
Wird das Feuer brennen, brennen, brennen
Denn wir warten auf ein Orakel
Feuer soll brennen soll brennen soll brennen
Wir beten, dass das Feuer kühlt
Feuer soll brennen, soll brennen, soll brennen
Panapana o panapana o panapana o.

Hier wird das Bild des Chaos durch diese prägnanten Zeilen gezeichnet. Jahre nach der Wahl neuer Führer werden ihre Versprechen auf Veränderung zu Fata Morganas. Dieses monumentale Versagen wirkt beunruhigend, da die Massen nach den Phantomversprechen der Gewählten dürsten. In jüngster Zeit ist Nigeria zu einem zerklüfteten Hügel für Aktivisten und Menschen geworden, die sich von der Regierung die gewünschten Veränderungen wünschen. Im Oktober 2020 löste die Schießerei am Lekki Tollgate (als Teil der #EndSars-Proteste) kritische Reaktionen im Land aus. Das tragische Ereignis löste eine weltweite Erkenntnis über die Rücksichtslosigkeit aus, mit der unsere Sicherheitskräfte die ständigen Tötungen von Bürgern durch SARS (eine für ihren Missbrauch berüchtigte Polizeieinheit) bekämpfen. Darüber hinaus haben die verheerenden Auswirkungen der von den Fulani-Hirten verübten Angriffe im ganzen Land ernsthafte Sorgen um die Sicherheit der Bürger aufkommen lassen. Darüber hinaus werden in dem Lied die Waffen des Stammesdenkens und der religiösen Polarisierung hervorgehoben, die zur Spaltung und zur Erzeugung von Zwietracht unter den Massen eingesetzt werden.

In einem anderen Lied mit dem Titel „Ole (Bushmeat)“, das 2011 veröffentlicht wurde, schimpft Sultan über die diebischen Führer und ihre Tricks, mit denen sie das Land ausplündern. Seine Angst ist noch ausgeprägter, da er mit Zeilen um sich wirft, die die Plünderer und ihr unersättliches Streben nach unseren kollektiven Ressourcen treffend beschreiben. Sultan beschreibt den rückschrittlichen Zustand des Landes und die von seinen gewählten Führern begangenen Übel und bietet uns einen denkwürdigen Song, der das Gewicht unseres kollektiven Kummers trägt. Das Lied ist revolutionär und erinnert an die jahrelangen Plünderungen und die Misswirtschaft der öffentlichen Gelder, die das Land plagen. Das Bild des Buschfleisches und des Jägers steht für die Bürger und die Regierenden. Die Jäger (die Führer) machen Jagd auf die Massen (das Buschfleisch). Auch hier zieht sich der Refrain – „Ole“ – wie ein roter Faden durch das Lied. Darin zeigt sich Sultans kreativer Einfallsreichtum und seine Fähigkeit, die schrecklichen Geschehnisse in der Gesellschaft einzufangen, ohne dabei auf die poetische Note zu verzichten, die sein Werk auszeichnet. In „Ole“ singt er:

Seht sie fliegen für das Flugzeug
erinnere dich an all die Schmerzen,
die mein Volk ertragen muss
Ich werde nicht müde, es zu erklären
Die kleinen Leute, die nie hacken,
beschweren sich Wasser Licht na yawa
überall nur Licht kein Strom
die einzige Macht ist die,
die uns unterdrückt.

Diese Zeilen verdeutlichen das von den Machthabern in Sultans Heimatland errichtete Unterdrückungssystem. Durch dieses Lied werden wir auf die Leiden des Volkes und die Privilegien der Machthaber eingestimmt. Die Kluft zwischen den Armen und den Reichen wird deutlicher sichtbar. So ist es beispielsweise ein typisches Ritual unserer führenden Politiker, für medizinische Behandlungen ins Ausland zu fliegen, während die Masse der Bevölkerung schlecht ausgestattete Krankenhäuser aufsucht, die gleichzeitig als Schlachthaus für diejenigen dienen, die sich vor dem möglichen Tod der Patienten in diesen Krankenhäusern fürchten. Erwähnenswert sind auch die Schlaglöcher, die unsere Straßen zieren, während die Staatsoberhäupter per Flugzeug in andere Länder reisen.

Sultans musikalischer Weg führt uns weiterhin durch seine Vorliebe für die unermüdliche Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Dekadenz und Verrottung in seinem Heimatland. In „2010 (Light Up)“, featuring M.I. Abaga, überwiegt seine überwältigende Wut auf die nigerianischen Führer. „2010 (Light Up)“ konfrontiert die Führer mit ihrem Versagen, eine stabile Stromversorgung für die Massen zu gewährleisten. In diesem Song lässt Sultan die Versprechen der nigerianischen Führer Revue passieren und zeigt auf, wie die Dürre der politischen Verantwortlichkeit das Land heimsucht. Er singt:

Wenn wir unsere Regierung fragen
wann sie uns Licht geben wird
Dem sagen na 2010
Seitdem warten wir nicht mehr auf 2010
Aber jetzt muss das Warten ein Ende haben
Denn 2010 wird sich zeigen, oh oh oh

Africa is a Country

Dieser Artikel erschien im Original auf englisch bei Africa is a Country unter dem Titel „Sound Sultan’s Political Music“

Es ist erwähnenswert, dass „2010 (Light Up)“ nach wie vor einer der politischsten Songs des Landes ist. Sultans Versuch, die nigerianische Bevölkerung von den Heuschrecken zu befreien, die ihren Verstand verschlingen, ist lobenswert. Die von Sultan verwendete Metapher von Moses, der sein Volk in das gelobte Land führt, ist sehr treffend. Leider ermordet sein Heimatland diejenigen, die sich gegen die Flut der Revolution auflehnen. Der Moses wird am Galgen aufgehängt oder an einem unbekannten Ort begraben, während die systematische Vernichtung von Messiassen nie aufhört. Betrachtet man die politische Geschichte Nigerias, so wird der Schmerz über die enttäuschten Hoffnungen zur unvermeidlichen Realität. Man wird mit den traurigen Geschichten von MKO Abiola und den annullierten Wahlen vom 12. Juni 1993 konfrontiert; Ken Saro Wiwa und seinem Kampf gegen die Ölverschmutzung im Land der Ogoni und Dele Giwa und seiner Ermordung durch unbekannte Killer mittels eines Bombenpakets. Der Tod dieser Menschen unterstreicht das tragische Ende jedes Moses, der sich erhebt, um die erschütternden Erzählungen über das postkoloniale Trauma in Nigeria zu verändern. Sultan singt:

Ich möchte wie Mose sein
Meinem Volk den Weg
in das gelobte Land
Aber dann habe ich etwas bemerkt
Leute, die es mit mir versuchen, tauchen unter
Ich sehe sie, ja

In anderen Strophen des Liedes beklagt Sultan die Unfähigkeit der nigerianischen Führer und ihre kolossalen Versäumnisse und setzt sein unermüdliches Streben nach einem utopischen Heimatland fort. Wenn man sich durch die anderen aufrüttelnden Strophen dieses Liedes bewegt, werden die revolutionären Tropen, die das Lied zu einem meisterhaften Werk machen, deutlicher sichtbar. Sultan singt:

Erhebt euch Naija
Erhebt euer apa
Sag ihnen, dass du das Böse leid bist
E don tey wen fela don go o
E don tey wen fela don go o
Die Anführer sind also hinter dem Geld her

Die Erwähnung von Fela Kuti in diesem Lied ist symbolisch und zeitgemäß. Wenn man die unbehandelte Wunde der soziopolitischen Probleme in Nigeria öffnet, kommen einem Felas politisch ergreifende Lieder in den Sinn. Wie die Reden von Martin Luther King und Malcolm X, die den Kampf für die Freiheit der Schwarzen in den Vereinigten Staaten und auf dem afrikanischen Kontinent festhielten, waren und sind Felas Lieder ein wichtiges Instrument, um die Massen gegen die politischen Rüsselkäfer aufzuwiegeln, die die Blütenblätter der Träume durchwühlen. Mit seinen Liedern kämpfte er gegen den Krebswurm schlechter Führung und offener Verstöße gegen die Gesetze in seinem Heimatland. Er sezierte nationale Themen und schilderte in seinen Liedern die enormen Turbulenzen, die von den Militärführern verursacht wurden, und deren immense Unterdrückung der Menschenrechte. Er rief zur Befreiung der Nigerianer auf – der einfachen Männer, der Marktfrauen, der sterbenden Kinder, der bettlägerigen Rentner, der Verlassenen, denen die Lebensgrundlage entzogen wurde.

Fela starb 1997, aber die Probleme der Nigerianer bleiben ungelöst. Sultans revolutionäre Stimme hallt durch das Lied, wenn er sagt: „Rise up, Naija/Raise your apa“. Sultans Verachtung für Tyrannei und Unterdrückung spiegelt sich in diesem Lied wider. Seine vernichtende Kritik an der giftigen Machtausübung der Machthaber verstärkt unser Verständnis dafür, wie korrupt und ineffektiv das System unter der Regierung ist. In „Naija Jungle“, das 2018 veröffentlicht wurde, beschreibt Sound Sultan wie gewohnt die Probleme des Landes und wie die Bourgeoisie die Proletarier auf ihre gewohnte Art und Weise unterdrückt. Die ungleiche Verteilung des Reichtums spiegelt sich auch in den Strophen des Liedes wider. Darüber hinaus erinnert das Lied an George Orwells bahnbrechendes Buch „Animal Farm“ und Beautiful Nubias „The Small People’s Anthem“. In den beiden genannten Werken leiden die Massen sehr, während sich die Führer auf Kosten der Massen bereichern und ihnen die grundlegenden Annehmlichkeiten vorenthalten, die ihnen das Überleben sichern. Anstatt einen großen Beitrag zum Fortschritt der Gesellschaft und des Volkes zu leisten, sehen die Führer zu, wie sich das Volk in bitterer Armut suhlt. Sound Sultan singt:

Manche schauen, manche arbeiten
Manche reden, manche hacken
Manche leben auf dem Dach
und manche schlafen auf dem Boden
Einige arbeiten die ganze Zeit, während andere hacken
Bis die Belle voll für den Boden ist
Refrain:
Affen arbeiten, Paviane hacken
Vieles passiert im Dschungel
Wenn der Löwe redet,
hält die Schildkröte den Mund
vielschichtiger Dschungel.

In anderen Strophen des Liedes wird der Dschungel geschildert, den Sultan zu erforschen versucht. Diese Art von Dschungel ist gekennzeichnet durch Ungerechtigkeit und Strafen, die auf die Massen niedergehen. Es ist ein Dschungel, der keinen Aufschub duldet, und das Leben seiner Bewohner ist dem vorzeitigen Tod ausgeliefert. In diesem Dschungel sterben die Menschen, weil sie es leid sind, immer wieder aufzuwachen und über den besorgniserregenden Zustand von allem zu klagen. Diese Art von Dschungel ist unheimlich, und nur diejenigen, die die Schmerzen ertragen können, werden überleben. Es ist ein Dschungel namens Nigeria, und die Menschen dort liegen im Sterben.

Rasaq Malik ist ein nigerianischer Dichter. Er ist Absolvent der Universität von Ibadan, Nigeria.

Blick Bassy

Der kamerunische Musiker Blick Bassy ist in aller Munde. Über sein politisches Engagement und seine metaphysische Musik.

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Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

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Musik

Familie und Luxus neu denken mit FAKA

Familie und Luxus neu denken mit FAKA
von Maneo Mohale

Mam'khulu Queenie

… ist eine Frau sparsamer Worte und stiller Anmut. Sie ist die Schwester meiner Großmutter – in jenem nebulösen Sinne, in dem in Schwarzen Familien eine Cousine eine Schwester und ein Onkel ein Großvater ist und jede Frau, die dich jemals im Arm gehalten hat, deine Mutter ist. Mam’khulu Queenies Rezepte, darunter auch ihre begehrten Anleitungen zum Backen eines süßen Dattelkuchens, befinden sich in einer Mappe, die sie in ihrer Schrankwand aufbewahrt. Wie die meisten Gogos bewahrt sie in diesem Raumteiler neben Spitzendeckchen, Messingvasen, Plastikrosen, Tassen und Keramik auch Fotos von ihrer Familie auf.
Es ist daher nicht überraschend, dass etwas in mir erschüttert wurde, als ich das Bildmaterial zu Queenie -FAKAs neuestem, erstaunlichen Musikvideo, das gleichzeitig Kurzfilm und Single ist – sah.
Das Video beginnt mit einer Aufnahme eines Raumteilers: Bilder von Desire Marea und Fela Gucci zieren die Regale in verschiedenen Bilderrahmen. Viele der Bilder sind bekannt, wie die ihres berühmten Shootings für den Bubblegum Club, auf denen das Duo in schwarzen Trikots und Netzstrumpfhosen auf staubigem Boden steht, fotografiert von der international bekannten niederländischen Fotografin Viviane Sassen. Andere Fotos scheinen älter und intimer zu sein.

Als die Kamera zurückfährt, sehen wir die Entwicklung von FAKA im Laufe der Zeit. Ihre in Ehren gehaltenen Schnappschüsse ruhen vor vergoldeten Keramiktellern, dienen als gerahmte Markierungen der Zeit. Dieses erste Bild, in dessen Hintergrund sich Queenies wummernder, von Angel-Ho produzierter Beat entfaltet, weckt Erinnerungen, und ich kann nicht anders, als an meine Mam’khulu zu denken.

Zwischen Kurzfilm, Modefilm und Videografie

Das Video von Queenie, bei dem die Filmemacherin Jabu Nadia Newman und der Kapstädter Performance-Künstler Luvuyo Equiano Nyawose Regie führten, überschreitet die Grenzen zwischen Kurzfilm, Modefilm und konzeptioneller Videografie. Mit einer Mischung aus bekenntnishaften Sprachnotizen, gedämpfter Kameraführung, freier Choreografie und üppigen dekorativen Versatzstücken bietet Queenie eine funkelnd frische Vision von Queerness, die wie eine freche Erscheinung zwischen den Kamerablickwinkeln hin- und herflackert.
Zum ersten Mal sehen wir FAKA leibhaftig in einem Raum, der eine leere Schulhalle zu sein scheint. Fela und Desire erscheinen als kühne Inkarnationen der Kwaito-Sängerin Lebo Mathosa, gekrönt von wallenden honigbraunen Locken, metallisch schimmerndem Make-up und engelsgleichen weißen Kleidern. Sie stehen vor einem blau gefärbten Hintergrund und posieren mit blinkenden Glühbirnen für die Kamera.Über dem Beat hören wir eine STimme, die gesteht:

Mir wurde nie der Luxus zuteil, meine Sexualität zu entdecken. Ich glaube, im Alter von drei Jahren hat man mir gesagt, dass ich schwul bin

Diese Vorstellung von Luxus wird sofort untergraben, als Desires reicher und sirupartiger Gesang im ersten Text des Liedes antwortet.

FAKA tanzen und bewegen sich in der Schulhalle, ihre Hände flattern in lockeren und fließenden Vogue-Formationen. Fela spiegelt Desires Bewegungen wider, wobei sich ihre weißen Ärmel wie Wolken wölben. In einer herzzerreißenden Sequenz dreht Fela langsam ihre Locken und blickt über ihre Schulter in die Kamera – ihr Blick ist gleichzeitig sanft, kraftvoll, feminin, kokett und verspielt.

Wie der Beschreibungstext andeutet, hatten so viele von uns nicht den Luxus, sich einen Namen zu geben (oder sich einer engen Kategorisierung zu entziehen). Doch hier haben wir FAKA, die den Luxus nach ihrem eigenen Bild neu erfinden und umgestalten. Wir sehen ihnen dabei zu, wie sie mit ihren Körpern eine Schulhalle zurückerobern, einen Raum, der für so viele transsexuelle und queere Kinder nach wie vor eine große traumatische Belastung darstellt. Und diese Rückeroberung ist glorreich.

In einer anderen Einstellung liegen Fela und Desire Kopf an Kopf auf dem Boden der Halle, in einem Stuhlkreis, der von einer leuchtend türkisfarbenen Linie durchschnitten wird. Die Aufnahme von oben wiederholt sich und verwandelt sich, nur dass wir dieses Mal sechs Figuren im Mittelkreis eines Basketballfeldes sehen, die ihre Arme unter einem Ring von Händen ausstrecken.

Ein Basketball wird in die Luft geworfen, und wir sehen FAKA inmitten vertrauter Trans- und Queer-Gesichter spielen: dem Model und Aktivisten Glow Mami, dem experimentellen Künstler und Produzenten Angel-Ho und dem Kapstädter DJ K-$. Gekleidet von Quaid „Queezy“ Heneke und Sarah Hugo Hamman in blassgrünen und neonpinken Outfits, scherzt, schießt und kokettiert die Gruppe in einem Zeitlupentableau der Freude.

In einer Einstellung tanzt und schwankt Fela mit herausgestreckter Zunge, die Finger deuten wie eine ausgetreckte Pistole in die Kamera, als wollten sie sagen: „Ja, wena“, gleichzeitig ein frecher Gruß und eine Ermahnung, die die Betrachtenden in eine Herausforderung verwickelt, die die Anerkennung ihrer Anwesenheit verlangt.

Später sehen wir die Gruppe wieder zu Hause, wo sie an einem Tisch sitzt. Die Szene sieht wie ein alternatives Weihnachten aus. Der Tisch quillt über vor Essen und Sekt, während sich bekanntere Gesichter wie die Queer-Anwältin Mziyanda Malgas und der Regisseur Thandi Gula zu einem ausgelassenen Familienessen zu FAKA gesellen.

Zwischen feierlichen Selfies und farbigen Handschuhen, die ins Bild und aus dem Bild huschen, schleicht sich unter dem eindringlichen Beat ein weiterer Satz sich überlagernder Sprachnotizen ein: „Es gab auch eine Phase, in der ich dachte, dass ich hetero sei. Dachte ich echt! (lacht)… Und wenn ich mir die Tagebucheinträge von damals ansehe… Es bricht mir das Herz zu sehen, wie ich versucht habe, mich zu ändern… Aber nachdem ich mich am Ende der 10. Klasse geoutet hatte, fing ich an, mir von niemandem mehr etwas gefallen zu lassen.

Es ist diese Energie des glitzernden Trotzes, die den Rest des Videos trägt. Wir sehen, wie unsere Familie über ihre Geschenke jubelt und in ihren bunten Rüstungen bei einem improvisierten Festumzug füreinander stolziert, und wir sehen schließlich eine Party in Kapstadts berühmtem Zer021 Club, wo wir sehen, wie sich Paare im blauen Licht zärtlich küssen.

Es ist viel zu einfach, sich auf oberflächlichen Adjektiven wie „wild“, „frech“ und „revolutionär“ auszuruhen, wenn man sich auf das Werk von FAKA bezieht. Mit Queenie zwingen uns FAKA dazu, kollaborativ zu denken und zu sehen, wie bestimmte Bewegungen in radikalen Neuinterpretationen von Familie und Verwandtschaft verankert sind.

Zusammen mit den verschiedenen anderen Künstlern fordert FAKA uns auf, über Geschlecht und Sexualität im Zusammenhang mit der Vergangenheit nachzudenken: über unsere Kindheit und unsere Erziehung; über die Bedingungen, unter denen wir unsere jungen Vorstellungen von uns selbst und unserem Platz in der Welt zu formen und zu gestalten begannen. Oft hatten viele von uns nur ihre Fantasie.

Wie jede kraftvolle Kunst präsentiert uns Queenie eine kaleidoskopische Vision eines Ausschnitts der Realität. Das Video ist sowohl ein Spiegel als auch ein Teleskop, durch das ich so viel von meiner eigenen Reise reflektiert sah, während ich über mich hinaus in meine Gemeinschaft, meine Familie und wieder zurück in eine Ecke des ahornbraunen Raumteilers meiner Mam’khulu Queenie dachte.

Maneo Mohale ist Redakteur*in, feministische Autor*in und Dichter*in. Mohales Arbeiten sind in verschiedenen lokalen und internationalen Publikationen erschienen, vor allem in Bitch Media, wo Mohale 2016 Global Feminism Writing Fellow war. Mohale zweimal auf der Longlist für den Sol Plaatje EU Poetry Anthology Award & ihr* Debüt-Gedichtband „Everything is a Deathly Flower“ kam auf die Shortlist für den Ingrid Jonker Poetry Prize 2020.
Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

Blick Bassy

Der kamerunische Musiker Blick Bassy ist in aller Munde. Über sein politisches Engagement und seine metaphysische Musik.

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Musik

Burna Boy made it!

Burna Boy made it!
Der Musiker aus Nigeria erhält einen Grammy für sein Album "Twice as Tall"

I remember when I couldn't level up
'Cause the Grammys had me feeling sick as fuck
Throwing up and shit
Asking questions like, "Why it wasn't us?"
Almost had a nigga feeling envious (Serious)
Tell 'em, say them can't bury us
Tell 'em, say them can't bury us
'Cause the love make me stand up every time when me fall
Come back standing twice as tall (Mmm)
I never thought that I could level up
'Til I started filling all these venues up (Now it's regular)
All I wanted was weed in my Rizla
And some VVS to ice my bezel up (Run it up)
Some of my guys might never see the sun
Some of them still peddle drugs (Run along)
If you know that you ain't never show me love
And you like me better when me gun ah buss

Gut, dass Burna Boy im letzten Jahr nicht nur Weed in sein Rizla gedreht hat, sondern musikalisch so produktiv wie immer war, denn so hat es bei seiner zweiten Nominierung endlich mit dem Grammy geklappt. Der unglaubliche weltweite Erfolg des Afro-Fusion Stars aus Nigeria erfährt nun auch durch die Auszeichnung mit dem wichtigsten Award in der Musikbranche Anerkennung. Für sein Album „Twice as Tall“ erhielt Burna Boy, der mit bürgerlichem Namen Damini Ogulu heißt und aus Port Harcourt stammt, den Grammy Award für das beste Weltmusik Album.

Auf der einen Seite wächst durch diese internationale Auszeichnung und damit auch Inwertsetzung des Genres Afrobeats die Hoffnung auf eine langfristige Anerkennung, auf Achtung der Urheberrechte und finanzielle Kompensation von Afrobeats-Künstler:innen, denn bisher, das musste auch Burna Boy in Zusammenarbeit mit dem kanadischen Rapper Drake erfahren, bedienen sich Musiker:innen von Weltrang oft gratis an den musikalischen Leistungen afrikanischer Künstler:innen.

Auf der anderen Seite sollte der Grammy auch bedeuten, dass Burna Boy in Nigeria so gut wie unantastbar wird. In seinen Texten setzt sich der 29-Jährige nicht gerade subtil kritisch mit sozialen und politischen Problemen auseinander, was ihm bis vor einigen Jahren noch die Ablehnung der nigerianischen Musikindustrie einbrachte. 2015 sagte Burna Boy auf die Frage, wie er die Musikindustrie seines Heimatlandes sehe:

Sie ist politisch, Mann. Um ehrlich zu sein, fühle ich mich nicht wirklich als Teil der Branche. Ich bekomme keine Auszeichnungen, weil die Mächtigen mich nicht wirklich mögen. Ich bin nicht wie alle anderen, ich tue nicht, was alle anderen tun. Das mögen sie nicht. Alles ist sehr politisch und ich bin kein sehr guter Politiker. Also mische ich mich nicht wirklich in all das ein. Ich bringe einfach nur Hits, und meine Fanbase wird immer größer.

Nun wurde er jedoch bei seinem nigerianischen Homecoming-Concert nach der Grammy Verleihung von der nigerianischen Regierung mit dem Titel ‚Distinguished Service Star of Rivers State‘ ausgezeichnet, einem Titel, der als Anerkennung für außergewöhnliche Dienste oder Leistungen verliehen wird. Berichten zufolge überreichte River State Gouverneur Nyesom Wike den Preis an Burna Boy im Beisein seiner Familie und seines Managements und schenkte gleich ein Grundstück und Geldmittel für einen Hausbau dazu. Wike erklärte, dass die Auszeichnung ein Zeichen der Dankbarkeit sei und hoffte, dass sie als Ermutigung für den River State dienen würde, damit seine Leute sich bemühen, auf Burna Boy’s Niveau zu kommen.

Die Grammy-Auszeichnung wird von vielen als großer Erfolg für die gesamte afrikanische Musikwelt gesehen und als Wegbereiter für weitere afrikanische Künstlerinnen und Künstler, die sich an die internationale Bühne herantrauen wollen. Neben Burna Boy wurde schließlich auch der ebenfalls aus Nigeria stammende WizKid für seinen Auftritt in Beyoncés „Brown Skin Girl“ mit einem Grammy Award geehrt.

In Burna Boys Musik treffen zeitgenössischer westafrikanischer Elektro-Pop, Dancehall und Reggae, Rap, R’n’B und der politische Jazz-Funk, den Fela Kuti in den 60er Jahren berühmt gemacht hat, aufeinander. Seine Songs, die jemand in der ZEIT als Songs mit breiten Beinen und leichten Füßen bezeichnet hat, singt er auf Englisch und Yoruba und oft in Zusammenarbeit mit internationalen Superstars wie Youssou N’Dur, Beyoncé, Jorja Smith, Ed Sheeran, Justin Bieber, Chris Martin und noch vielen mehr.

ZEIT Online

Burna Boy – Ein Riese auf Augenhöhe…Ogulu verbindet die kleinen Details seiner Songs mit großen Themen, meistens so mitreißend, dass man erst bei genauerer Beschäftigung merkt, was einem gerade eingeflößt wird. So erinnert der Musiker sich in Twice As Tall seiner teilzeitkriminellen Jugendtage, seiner Erfahrungen mit korrupter Staatsgewalt und einiger alter Weggefährten, denen der Absprung nicht vergönnt war.

„Twice As Tall“ von Burna Boy ist bei Atlantic/Warner erschienen.
Offizielle Webseite des Künstlers: https://www.onaspaceship.com/

Foto im Header: Burna Boy, © Instagram

Blick Bassy

Der kamerunische Musiker Blick Bassy ist in aller Munde. Über sein politisches Engagement und seine metaphysische Musik.

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