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Spotify in Afrika: Teil 1
von Marcel Sturm

Spotifys Expansion in Afrika

Mit 551 Millionen Nutzer:innen ist das schwedische Unternehmen Spotify heute der größte Anbieter auf dem Musikstreaming-Markt. Die Gründung von Spotify im Jahr 2006 war eine Antwort darauf, dass illegale Downloads und Piraterie die Musikindustrie zunehmend unter Druck setzten. Die Idee der Spotify-Gründer Daniel Ek und Martin Lorentzon war es, einen Streamingdienst zu entwickeln, der alle Interpret:innen auf einer Plattform vereint und die Künstler:innen an den Einnahmen beteiligt. Nach der Entwicklung einer Software und vielen Vertragsabschlüssen mit großen Musiklabels ging Spotify schließlich im Oktober 2008 in Schweden, Finnland, Frankreich, Norwegen und Spanien offiziell an den Start. Deutschland folgte dann 2012 und Afrika erst viel später.

Anders als die Konkurrenten Apple oder Amazon ist Spotify auf den Erfolg seines Streaming-Geschäfts angewiesen, da dies die einzige Einnahmequelle für das Unternehmen ist. Etwa 70 % der Einnahmen aus dem Musikgeschäft fließen, wie auch bei der Konkurrenz, direkt in die Musikindustrie. Deswegen versucht Spotify weiterhin, sein Geschäft mit neuen Einnahmequellen auszubauen. Das Problem des Streaming-Dienstes bleibt, trotz seiner Popularität und weltweiten Verbreitung, seine weiterhin schwierige finanzielle Lage. Seit langem kämpft das Unternehmen darum, dauerhaft profitabel zu wirtschaften. Vor diesem Hintergrund erhöhte Spotify die Abo-Preise in Europa und folgte den Preiserhöhungen anderer Dienste. In Deutschland kostet das Einzel-Premiumabo daher mittlerweile 10,99 Euro statt lange Zeit 9,99 Euro. Bestandskund:innen sind von den Änderungen noch nicht betroffen. Allerdings hat ihnen Spotify eine Frist bis zum 31. Dezember 2023 gesetzt. Wer den neuen Preisen bis dahin nicht zustimmt, riskiert sein Premium-Abo zu verlieren.

Afrika ist für Spotify ein vielversprechender Markt und hoffnungsvolles Investmentziel, um seine Gewinne zu steigern. Spotify hat auf dem afrikanischen Kontinent Anerkennung für seine breite Nutzung im Ausland erlangt, aber bisher trotzdessen recht wenig zahlende Nutzer:innen hinter sich versammelt. Viele bevorzugen den illegalen Musikdownload, die kostenlose Version von „Youtube Music“ oder andere, in Afrika etabliertere, Streaming-Anbieter. Nach eigenen Angaben hatte Spotify 2018 180 Millionen Nutzer:innen weltweit, darunter 83 Millionen zahlende Kund:innen. Diese Zahl ist laut Statista im 2. Quartal 2023 auf inzwischen 220 Millionen zahlende Nutzer:innen angestiegen.

Im Jahr 2018 startete Spotify in Südafrika und zog damit Apple nach. Tatsächlich nimmt Afrikas Musikindustrie seitdem an Fahrt auf. In Südafrika soll das Streaming laut PwC im Jahr 2022 rund 50,8 Mio. US-Dollar eingebracht haben, mehr als das Dreifache dessen, was 2017 erwirtschaftet wurde. Afrikas Musikstreaming-Markt ist somit sicherlich in Südafrika zentriert. 40 % der Einnahmen und fast 11 % der „Monthly Active Users“ (MAUs) sind auf Südafrika zurückzuführen. Zusammen mit Ägypten, Nigeria, Marokko und Algerien erreicht das Land einen Marktanteil der Einnahmen von 86 % auf dem gesamten Kontinent. Für Februar 2021 peilte das Unternehmen schließlich eine große Expansion in 39 weitere Länder auf dem Kontinent an; davor war Spotify schon mit über 70 Millionen Songs und 2,6 Millionen Podcasts in Algerien, Ägypten, Marokko, Südafrika und Tunesien verfügbar. Nun kamen unter anderem Musikzentren wie Ghana, Nigeria, Uganda, Senegal und Sierra Leone hinzu. Diese Expansion markiert einen großen Schritt für das Streaming-Unternehmen, dem Expert:innen immense wirtschaftliche Vorteile vorausgesagt haben, obwohl bestehende Streaming-Plattformen wie „Apple Music“, und afrika-fokussierte Anbieter wie „Audiomack“, „Mdundo“ aus Kenia und „Boomplay“ aus Nigeria Konkurrenz darstellen und günstiger sind, jedoch teils deutlich weniger Musikauswahl bieten.

Spotify startete schließlich die geplante Expansion in 38 weitere afrikanische Länder. Es gab exzellente Kampagnen-Rollouts mit Künstlern aus dem ganzen Kontinent und jede Menge Aufregung in den sozialen Medien. Vor allem aber war da die Einsicht, dass ein neues Kapitel für Afrikas Musik-Ökosystem aufgeschlagen wurde.

Während YouTube für seinen Premium-Dienst nicht über einen globalen Zugang zum afrikanischen Markt verhandeln kann, verhandelte Spotify mit jedem Staat. Denn Online-Transaktionen und Transaktionen mit Fremdwährungen sind oft sehr kompliziert oder gar nicht möglich gewesen. Deshalb habe das Unternehmen „alternative Zahlungsmethoden“ gefunden. Das Geldtransfersystem von Vodafone „M-Pesa“ ermöglicht es nun Spotify, seine Dienste auf dem afrikanischen Kontinent zu verkaufen. Tatsächlich wird M-Pesa im Gegensatz zu seinen anderen Kund:innen, wie Banken, Handelsunternehmen und internationale ICT-Player, keine Provision für Spotify-Käufe verlangen.

Wie bereits erwähnt, gibt es einige bestehende Plattformen, die den Eintritt von Spotify in weitere afrikanische Märkte erschweren. Ebenso gibt es viele zahlungstechnische und infrastrukturelle Schwierigkeiten, die es zu überwinden gilt. Auf der Seite der Künstler:innen bleibt es auch abzuwarten, wie kleinere oder unabhängige afrikanische Künstler:innen auf die relativ geringen Streaming-Einnahmen reagieren werden, die durch das Abspielen von Songs auf Spotify erzielt werden. Laut Business Insider zahlt Spotify in der Regel zwischen 0,003 und 0,005 US-Dollar pro Stream, was bedeutet, dass man etwa 250 Streams benötigt, um einen Dollar zu verdienen. Eine faire Bezahlung ist dies sicherlich nicht – vor allem für kleinere Künstler:innen mit weniger Aufrufen. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich der Musikstreaming-Markt in Afrika weiterhin und zukünftig entwickelt und wie groß die Rolle und Einflussnahme von Spotify dabei sein können.

Marcel Sturm (29) ist Studierender der Populären Musiken und Medien im 5. Semester und bei akono im Herbst 2023 und Winter 2023/24 als Praktikant im Magazin tätig.

Bild im Header: unsplash

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