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Fotografie

Osun Osogbo

Ọ̀sun Òṣogbo
von Adetolani Davies

Fotograf Adetolani Davies berichtet für akono mit Wort und Bild vom traditionellen Yoruba-Festival Ọ̀sun Òṣogbo, das jedes Jahr im August von tausenden Menschen gefeiert wird.

Das Ọ̀sun Òṣogbo ist ein jährliches Fest, das in der westnigerianischen Stadt Òṣogbo vom Yoruba-Volk des Staates Ọ̀sun veranstaltet wird. Es ist als das größte traditionelle Yoruba-Festival bekannt und zieht jedes Jahr im August weltweit Tausende von Zuschauer:innen und Gläubigen an. Es wird zu Ehren der Ọ̀sun gefeiert, einer Göttin der Weiblichkeit, Fruchtbarkeit, Spiritualität, der Emotionen, Sinnlichkeit, Fürsorge und Liebe. Ọ̀sun Òṣogbo ist ein zweiwöchiges Programm. Es beginnt mit der traditionellen Reinigung der Stadt namens „Iwopopo“, auf die nach drei Tagen das Anzünden der 500 Jahre alten Sechzehnspitzenlampe namens „Ina Olojumerindinlogun“ folgt. Dann folgt die „Iboriade“, eine Zusammenstellung der Kronen der früheren Herrscher und Ataojas von Òṣogbo, um die Gottheit um Segen zu bitten.

©Karma the Great / Adetolani Davies

Das Fest wurde vor etwa 600 Jahren von den Einheimischen der Gemeinde Òṣogbo ins Leben gerufen. Eine Begebenheit, die der Entstehung des Festes vorausging, besagt, dass einige Menschen in die Region Òṣogbo zogen und die Umgebung für die Besiedlung säuberten. Sobald sie damit begannen, wurden sie von einem Geist des Flussgottes Ọ̀sun vertrieben, woraufhin sich der Ort in eine heilige Kultstätte für die Anhänger verwandelte, und seither ist das Fest eine wichtige Tradition und Notwendigkeit im Yoruba-Land Òṣogbo.

©Karma the Great / Adetolani Davies

Für die Einheimischen bedeutet das Fest mehr als nur Feiern; es bedeutet Erneuerung des Glaubens, Schutz und Zuversicht, während einige andere es als Touristenattraktion betrachten. Das Fest wird von den traditionellen Gläubigen als ein Ort der spirituellen Wahrsagung und Lösung angesehen; die meisten Besucher sind Menschen, die eine Lösung für ihre jeweilige Notlage suchen, da die Göttin Ọ̀sun als mütterlich und barmherzig angesehen wird. Die Menschen erreichen den königlichen Palast mit Hoffnungen und Gebeten im Herzen, während ein ernannter Ausschuss von Priesterinnen die Menge auf einen ereignisreichen Marsch zur heiligen Grove vorbereitet – eine spirituelle Prozession, die ein energiegeladenes Spiel, Tanzen, Trommeln und traditionelle Lobreden umfasst, die sich über Stunden hinziehen können. Dieses Ritual wird von einer jungen königlichen Jungfrau namens ARUGBA angeführt – einem Teenager, der aus dem Geschlecht des Königs ausgewählt wurde. Sie ist dafür verantwortlich, ein Opfer auf dem Kopf zu tragen, das der Gottheit als Sühne dargebracht wird. Die ATAOJA von Òṣogbo und Yeye Òsun und ein Komitee von Priesterinnen weisen den Weg zum heiligen Hain, wobei sie alle von den Peitschenmännern namens OLORE geleitet werden. Sie gehen vom königlichen Palast zum heiligen Hain von Òsun, während die Menge ihnen folgt und ihre Probleme und Sorgen in die Kalebasse wirft, die von der königlichen Jungfrau getragen wird, denn sie hat die Rolle einer Vermittlerin zwischen der Gottheit und dem Volk übernommen.

©Karma the Great / Adetolani Davies

Sobald sie an der heiligen Rinne angekommen sind, gehen DER ARUGBA, YEYE ÒSUN und das Komitee der Priesterinnen hinein, um die notwendigen Rituale und Beschwichtigungen durchzuführen, und sobald die Rituale abgeschlossen und akzeptiert sind, grüßen alle die Flussgöttin und beglückwünschen sich selbst für den Erfolg und beten, dass sie alle das nächste Mal überleben; dann wird den Menschen erlaubt, das Flussufer zu betreten, um zu trinken, zu baden und das Wasser der Ọ̀sun mit nach Hause zu nehmen, und sie grüßen alle die Flussgöttin

Ore yé-yé o, Ore yé-yé Òsun!!!

Das bedeutet: „Die Güte der Mutter, die Güte der Òsun“
©Karma the Great / Adetolani Davies

Adetolani Davies ist Fotograf und lebt in Lagos. In seiner Arbeit sucht er nach Schönheit und Natürlichkeit und fängt dabei Menschen und Momente ungefiltert ein.
Karma the Great auf Instagram

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Verschiedenes

Zeitalter der Träume

Das Zeitalter der Träume

Der nigerianische Maler E.D. Adegoke präsentiert derzeit in Lagos seine Ausstellung "The Age of Dreams". Im Gespräch mit Kuratorin Sabo Kpade erzählt er, was ihn in seinem künstlerischen Schaffen bewegt.

Nigeria ist die bevölkerungsreichste schwarze Nation der Erde. Adegokes Gemälde sind von der formalen Strenge der Porträtmalerei sowie von dem kreativen Wunsch geleitet, das "Schwarze" in den diskursiven Konjekturen der Kunstgeschichte weiter in den Vordergrund zu stellen. Sie tragen zweifellos dazu bei, die Geschichte der Transformationen in der zeitgenössischen nigerianischen Porträtmalerei zu stärken. Adegokes Gemälde funktionieren als ästhetische Strategien, die darauf abzielen, eine extreme Farbe und deren Wahrnehmung zu regulieren. Die Hyperschwärze wird als rhetorisches Mittel im Raum zwischen Realismus und Repräsentation eingesetzt. In Nigeria - wie auch auf dem gesamten afrikanischen Kontinent - werden die umstrittenen Konstruktionen von Macht und Machtausübung weniger entlang von Rasse und Hautfarbe, sondern vielmehr durch geschlechtliche und ethnische Unterschiede bestimmt. Auch ohne die Reibung und das Gewicht rassenbasierter Ideologien im globalen Norden behalten Adegokes hyperschwarze Figuren die Dringlichkeit und Bedeutung in Bezug auf Selbstwertgefühl und Selbstbestimmung, indem sie gängige Vorstellungen von Schönheit, Geschlecht und Identität in Frage stellen.

Was ist Ihr Ausgangspunkt für die Malerei? Ist es eine Stimmung, eine Geste, eine Komposition oder ein Blick?

Als ich mit dieser Serie begann, habe ich mir tatsächlich Titel und Themen ausgedacht, die ich mit jedem Werk behandeln wollte. Ich habe so angefangen, wie ich es immer tue: Ich skizziere, ich male. Ich bin ein schneller Künstler, ich arbeite schnell. Deshalb arbeite ich auch mit Acryl als Medium. Was die Stimmung angeht, so bin ich beim Malen immer glücklich. Selbst wenn ich viel um die Ohren habe, ist das Malen eher wie eine Therapie. Malen ist eine Therapie. Die Kunst an sich ist eine Therapie. Und ich glaube, dass alle Künstler so sind, denn sie machen den Kopf frei. Es ist etwas, das man mit Freude und Glück tut. Ganz gleich, wie schwer dein Herz ist. Wenn man etwas schafft, ist es, als wäre man ein Gott in seiner eigenen Welt. Das ist das Gefühl. Was die Komposition und den Blick angeht, so hat Kunst etwas für sich. In Yoruba sagen wir, dass Kunst ise oluwa ist, was bedeutet „Kunst ist das Werk Gottes“. Es ist ein Prozess, bei dem man an einem bestimmten Punkt an Gott glauben muss. Hier spreche ich allerdings für mich. Jedes Mal, wenn ich male, weiß ich wirklich nicht, wie es am Ende aussehen wird. Ich bin diese Art von Künstler. Ich habe einfach angefangen zu kreieren, zu dekorieren und zu dekorieren. Sie sehen die Blumen auf Werken wie Sisi Eko, den Hintergrund, die Muster, die Flora und Fauna: Die sind für mich eher ein Freestyle. Ich weiß wirklich nicht, was ich malen will. Ich habe gerade erst angefangen zu dekorieren. Ich denke nicht immer, dass mein Motiv so aussehen muss wie die Vorlage. Das ist mir völlig egal.
The Age of Dreams Exhibition, Courtesy of the artist E.D. Adegoke

Wie viel Improvisation findet beim Malen statt? Unterscheidet sich das endgültige Werk stark von dem, was sie sich ausgedacht haben?

Wie ich schon sagte, ist Malen für mich ise oluwa. Das Ergebnis eines Gemäldes kann sich von dem unterscheiden, was ich mir vorgestellt habe, aber ich versuche immer noch, mich an die Handlung des Bildes zu halten. Ich achte immer noch darauf, dass das Ergebnis nicht außerhalb meiner Ausdrucksmöglichkeiten liegt. Das Bild muss zu dem passen, was man ausdrücken will. Das ist genau die Art, wie ich male. Verstehen Sie, was ich sagen will? Ich habe keine perfekte Vorstellung davon, wie ein Werk aussehen soll.

Gehen Sie davon aus, dass Sie das Leben und die Persönlichkeit einer Figur genau kennen, oder ist es einfacher, sie als Fremde zu betrachten? Inwieweit beeinflusst diese imaginäre Arbeit die endgültigen Werke?

Meine Bilder haben nichts mit dem wirklichen Leben zu tun. Es ist einfacher für mich, sie als Fremde zu betrachten. Ich stelle sie einfach in mein Werk und kenne sie nicht. Ich male kaum Menschen, die man erkennen kann. Ich beziehe meine Bilder aus dem Internet, und manchmal können sie imaginär sein. Es ist viel einfacher für mich, Menschen zu malen. Ich bin an Menschen gewöhnt. Ich verbinde dann meine eigene Geschichte mit dieser Person, dieser Figur. Ich gebe ihnen eine Identität, eine Erfahrung. So erwecke ich die Kunst zum Leben.

Denken Sie oft an die Körperlichkeit der Farbe? Beschreiben Sie bitte, was dies für Sie bedeutet.

Ich denke an die Körperlichkeit der Farbe in dem Sinne, wie ich meine Bilder darstellen möchte. Allerdings möchte ich manchmal absichtlich nicht, dass sich das Oval (der Rahmen) in der Mitte befindet.
Manchmal möchte ich es in der Nähe der Ecke, in der Nähe der linken Seite, in der Nähe des oberen Randes oder in der Nähe des unteren Randes haben. Mein Hauptziel ist es, dass das Oval, egal wie ich die Figur darstelle, das Thema tiefgründig zur Geltung bringt.

Die eine Gruppe von Porträtbildern ist weniger dekorativ als die andere, weniger idyllisch als die andere. Wie unterscheiden Sie diese beiden Werkgruppen: thematisch oder philosophisch?

Nehmen Sie zum Beispiel meine älteren Arbeiten aus der Serie Black Mereki: Das Konzept dieser Arbeit ist ganz anders, was wohl bedeutet, dass ich mich weiterentwickle. Es ist eine fortlaufende Geschichte über Rassismus und ein besseres Leben für Schwarze: die Überlebensmechanismen für Schwarze, denn die Geschichte hat sich noch nicht geändert. Auf den kleineren Werken ist die afrikanische Landkarte zu sehen. Sie ist immer in Rot gehalten. Sie dient dazu, das afrikanische Volk zu würdigen. Das ist der Hauptzweck der Arbeiten, während die neueren, dekorativen Werke im Kern persönliche Geschichten erzählen. Es gibt eine Entwicklung in der Praxis eines Künstlers, aber es ist ein allmählicher Prozess.

Auf welche Porträtmaler aus der nigerianischen und anderen Kunstgeschichte greifen Sie zurück?

Einige sind meine Kollegen wie der nigerianische Maler Eniwaye Oluwaseyi. Ich bin ein großer Fan von Gustavo de Nazereno, dem brasilianischen Künstler. Mir gefällt die Art und Weise, wie er Schwarze in seinen Werken darstellt. Er ist ein weißer brasilianischer Künstler, aber er praktiziert Spiritualität, und er tut es mit seinem Herzen. Er stellt Eshu, die Yoruba-Gottheit, in menschlicher Gestalt dar.

Die von Ihnen gemalten Figuren sind stolz, würdevoll oder selbstbewusst. Im Westen würde man sie als Korrektiv zu wenig schmeichelhaften Klischees über das Selbstwertgefühl und das sozioökonomische Wohlergehen von Schwarzen betrachten. Sind Ihre Bilder in irgendeiner Weise korrigierend? Ist es möglich, dass die genannten Qualitäten auch ohne rassistischen Kontext existieren und rassisch motivierten Kontext?

Als Panafrikanist und Förderer der afrikanischen Kultur und Tradition glaube ich daran, unsere Geschichten neu zu schreiben. Wir wurden (in unserer jüngeren Weltgeschichte) durch Religion, Rassismus und all das auf sehr, sehr abwertende Weise dargestellt. Ich versuche, Schwarze Menschen, meine Menschen, in meiner Arbeit zu fördern. Das ist es, was mir am Herzen liegt: die Förderung von Selbstwertgefühl, Black Power, Black Lives Matter und all dem in meiner Malerei.
Wenn in Afrika genau hinsieht, haben wir neben dem Rassismus auch noch unsere eigenen Probleme. Es gibt auch den Kolorismus. Laut der Weltgesundheitsorganisation bleichen vierzig Prozent der afrikanischen Frauen ihre Haut. Das liegt daran, dass selbst afrikanische Mitbürger ihren Körper und ihre Hautfarbe beschimpfen, weil sie zu schwarz sind, als ob das ein ekelhaftes Merkmal wäre. Das sind meine Schmerzen. Das sind die Dinge, die ich mit meinem Herzen zu ändern bereit bin. Deshalb verwende ich sehr, sehr schwarze Figuren in meinen Gemälden.

E.D. Adegoke "Sisi Èko" Acrylic on canvas. Courtesy of the artist

Ihre hyperschwarzen Figuren zielen also darauf ab, einen lang gehegten Irrtum zu korrigieren, was eine Form von Aktivismus ist. Sehen Sie sich selbst als Aktivisten-Maler?

In meiner Anfangszeit als Künstler bei der Kuta Art Foundation (Ogun State) basierten alle meine Arbeiten auf politischer Malerei und religiöser Bigotterie. Ich möchte nur, dass meine Arbeit verständlich ist. Ich möchte, dass meine Arbeit den Menschen näher ist. Ich möchte, dass sie sie verstehen. Ich möchte nicht, dass meine Kunst sperrig ist. Ich möchte, dass sie das Werk sehen und die Botschaft mit nur drei Farbstrichen verstehen können. Das ist es, was ich über die Entwicklung gesagt habe. Selbst in meinen Artikeln, die ich für Zeitschriften wie Sahara Reporters und Opinion Nigeria veröffentlicht habe, habe ich über Menschenrechte und bürgerliche Freiheiten gesprochen. All dies, einschließlich der Kunst, die ich mache, ist mein Beitrag zum Kampf.

Waren die #endsars Proteste von 2020 gegen staatlich sanktionierte Gewalt und Einkommensungleichheit ein Misserfolg oder ein Erfolg?

Das ist keine Aufgabe für einen einzigen Tag. Es ist nicht die Aufgabe eines einzelnen Mannes. Proteste sind nicht immer erfolgreich. Niemand mag Protest. Schauen Sie sich die Geschichte des Protests überall an. Es gibt immer Schmerz. Es gibt immer Kämpfe. Es gibt immer Blutvergießen. Er bringt immer „Kummer, Tränen und Blut“. Das ist das Markenzeichen der Proteste. Sie richten sich gegen die Tyrannei. Das ist nicht leicht. Der Kampf für Veränderung, für Gleichheit, ist die Arbeit für alle. Es macht keinen Sinn, wenn einige Menschen ihr Leben riskieren und auf die Straße gehen, um zu protestieren, während andere zu Hause sitzen und Big Brother schauen. Das macht keinen Sinn. Schauen Sie sich einige der so genannten Aktivisten an, wo sie angefangen haben und wo sie jetzt sind, nur weil sie Proteste organisiert haben. Viele von ihnen sollten hier in Nigeria im Gefängnis sitzen. Sie haben eine Menge Geld mit diesen Protesten verdient. Ich kann aber nicht einfach ihre Namen nennen. Manche Leute bleiben zu Hause und sagen, dass sie sie auf Twitter und Instagram unterstützen. So wird es nicht funktionieren. Ein Land kann nicht völlig frei von Armut sein, aber es kann besser werden.

Bleiben Sie in naher Zukunft der Porträt- und Figurenmalerei verpflichtet? Oder sehen Sie in der Abstraktion eine neue Herausforderung oder ein neues Interessengebiet?

Die Verwendung des Porträts in meiner Arbeit bedeutet mir sehr viel, weil meine Arbeit viel mit Menschen und Menschlichkeit zu tun hat. Ich muss also Menschen malen. Das ist etwas, von dem ich mit Bestimmtheit sagen kann, dass ich es auch in den kommenden Jahren immer wieder tun werde. Ich werde mich auf jeden Fall weiterentwickeln, denn in der Kunst geht es darum, sich weiterzuentwickeln. Das Gleiche gilt für die Technologie und die Zivilisation. Ich möchte mich also auf jeden Fall in der Kunst weiterentwickeln und trotzdem an diesem Muster der Kunst festhalten. Dies ist eine Darstellung dessen, was ich bin. Das ist mein wahres Ich.

E.D. Adegoke: Native Son. Mixed media on canvas 2021. Courtesy of the artist

Sie haben an der Universität Darstellende Kunst und nicht Bildende Kunst studiert. Sind Sie als Künstler Autodidakt?

Ich bin nicht völlig autodidaktisch. In meinem ersten und zweiten Studienjahr habe ich Bühnenbilder für Theaterproduktionen wie Orisa Ibeji von Ahmed Yerima, The Gods Are Not To Blame von Ola Rotimi, Kongi Harvest von Wole Soyinka und Death And The King’s Horseman entworfen. Ich habe es nur aus Spaß gemacht. Ich wünschte, ich hätte noch Fotos aus dieser Zeit. Ich dachte nicht daran, ein Portfolio oder einen Lebenslauf zu haben. Ich habe einfach Kunst gemacht, weil es mir Spaß gemacht hat. Nach der Schule ging ich 2018/19 nach Kuta, wo uns Kunst als Beruf beigebracht wurde. Damals begann ich, mich auf die Malerei als Beruf zu konzentrieren. Es gab kein Zertifikat, aber es war ein Kurs, der von Fachleuten mit Meistertiteln in Kunst unterrichtet wurde. Sie waren in ihren 30ern, also war es alles in allem immer noch eine Zusammenkunft junger Leute. Eine andere Person, die mir beigebracht hat, wie man Kunst macht, ist ein Absolvent der Auchi Polytechnic (Edo State, Nigeria). Er hat aufgehört und macht jetzt nur noch Tischlerarbeiten. Das macht mich traurig, denn er ist jemand, dessen Kunst ich sehr, sehr liebe.

Woran erinnern Sie sich, dass Sie während Ihrer Zeit als "Bühnenmaler" etwas über die praktischen Aspekte der Malerei gelernt haben? War es der Umgang mit großen Maßstäben oder Oberflächen?

Ja. Es war eine ernsthafte Arbeit. Ich bekam sogar Geld, um die Farbe zu kaufen, und ich hatte einige Assistenten. Das hat mir den Mut gegeben, auf großen Flächen zu arbeiten. Das war eine wilde Erfahrung für mich. Es hat Spaß gemacht. Das ist alles, was ich sagen kann.

Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

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Musik

All Over The Place – Afrofuturismus

All Over The Place : Afrofuturismus
von AGYENA und Jona Krützfeld

Afrofuturismus is back!

Die popkulturelle Strömung, die in den afro-amerikanischen Communities der 1950er Jahre als künstlerische Antwort auf Rassismus und Diskriminierung entstand, wird heute von Kreativen aus Afrika und der Diaspora wiederbelebt, auch, weil viele Probleme der damaligen Zeit weiter fortbestehen. Was genau verbirgt sich eigentlich hinter diesem Begriff und wodurch unterscheidet sich Afrofuturismus von African Futurism?
akono Verlegerin Jona war zu Gast in AGYENAs Show All Over the Place bei Refuge Worldwide Radio und durfte mit ihm in lockerem Ambiente über die afrofuturistische Vision einer hoffnungsvolleren Zukunft sprechen. DJ AGYENA erzählt von seinem eigenen Take auf das Thema und steuert afro-futuristische Musik bei.

Linkliste

AGYENA

Ted Talk von Kanuri Wahiu

Pumzi von Kanuri Wahiu

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Literatur

Die Frauen von Salaga

Die Frauen von Salaga
von Alessandra Bassey

Die junge ghanaische Schriftstellerin Ayesha Harruna Attah lässt in ihrem Roman eine Zeit, in der die Geschichtsbücher hauptsächlich von der wirtschaftlichen und politischen Expansion der europäischen Kolonialmächte in Westafrika berichten, in der Perspektive zweier sehr ungleicher afrikanischer Frauen lebendig werden.

Die Frauen von Salaga erzählt die Geschichte von zwei Frauen, die im vorkolonialen Ghana aus sehr unterschiedlichen Welten kommen. Aminah, die mit ihrer Familie ein ruhiges und friedliches Leben führt, sieht ihr Leben brutal zerstört, als Sklavenräuber ihr Dorf niederbrennen und sie und einige ihrer Familienmitglieder in die Sklaverei zwingen. Wurche, die Tochter eines einflussreichen Chiefs, kämpft mit den geschlechtsspezifischen Rollen und Bräuchen ihrer Gesellschaft und erkämpft sich tapfer eine gewisse persönliche Unabhängigkeit und Einflussnahme. Die Lebenswege dieser beiden sehr unterschiedlichen Frauen kreuzen sich und verschmelzen auf dem Höhepunkt des Sklavenhandels zu einem, während sich ihre Schicksale und ihre Zukunft miteinander verweben.

Der Roman erforscht nicht nur die Rolle der Frau in den traditionellen afrikanischen Gesellschaften und Kulturen, sondern legt auch die Realität des afrikanischen Alltags während des Sklavenhandels und des Wettlaufs um Afrika offen. Er beleuchtet das Innenleben von Herrscherhäusern und traditionell regierten Gemeinschaften und scheut sich nicht, das vieldiskutierte Thema der Beteiligung von Afrikaner:innen am Verkauf von afrikanischen Mitbürgern an weiße Sklavenhändler anzusprechen.

Ayesha Harruna Attah, © Pierre Poncelet

Auch wenn es sich um einen fiktiven Bericht handelt, ist Ayesha Harruna Attahs Buch eine Pflichtlektüre für jedermann, und es scheint, dass vor allem Afrikaner:innen in der Diaspora von der Lektüre dieses Romans profitieren können, da er mit dem oft verbreiteten Irrglauben aufräumt, Afrikaner:innen hätten ihre afrikanischen Mitbürger ohne weiteres an europäische Sklavenhändler verkauft. Insbesondere Moros Geschichte wirft ein wichtiges Licht auf die Rolle der Afrikaner:innen im Sklavenhandel, denn sie erzählt, wie er zu einem gefürchteten Sklavenjäger wurde.

Während Attahs Epos zeitlich und geografisch weniger weit reicht, erinnerte mich Die Frauen von Salaga unweigerlich an den populären Roman Heimkehren von Yaa Gyasi, in dem sie die Geschichte zweier Halbschwestern erzählt, deren Leben nicht unterschiedlicher hätten sein können, deren Vermächtnisse sich aber schließlich vermischen. Beide Romane spielen in Ghana und drehen sich um zwei Frauen, deren Schicksale und Entscheidungen die Zukunft der kommenden Generationen beeinflussen, und beide erforschen die Folgen der Sklaverei in den folgenden Jahrzehnten. Gyasis Geschichte hat sicherlich große Popularität erlangt, und obwohl ich sie gerne gelesen habe, fand ich einige der Geschichten übereilt und das Ende ein wenig zu bequem. Ich finde Attahs Auseinandersetzung mit den Folgen der Sklaverei und der europäischen Kriegstreiberei viel gelungener als die von Gyasi.

Die Frauen von Salaga passt weniger in das Genre der ‚populären Fiktion‘ als Heimkehren, und es umgeht geschickt die Blockbuster-Plot-Twists oder voyeuristische Perspektiven und konzentriert sich stattdessen auf die Tiefe der einzelnen Charaktere, ihre Leben und Schicksale. Ich kann zwar verstehen, warum Heimkehren so populär geworden ist, aber Die Frauen von Salaga behandelt viele der gleichen Themen auf eine viel nuanciertere Weise.

Literandra

Diese Besprechung erschien im englischen Original bei Literandra, einer gemeinnützigen digitalen Plattform, die literarische Kunstformen, die vom afrikanischen Kontinent ausgehen, vorstellt und zelebriert.
Ayesha Harruna Attahs schriftstellerisches Können ist unbestreitbar. Auf meisterhafte Weise verwebt sie universelle Geschichten über Geschlecht, Liebe, Vergebung, Verständnis, Freiheit und Gerechtigkeit mit dem dichten, aber zarten Gewebe der afrikanischen Geschichte.

Ayesha Harruna Attah ist die Autorin von fünf Romanen. Sie wurde in Ghana geboren und lebt derzeit im Senegal. Sie liebt es, zu kochen, Grüntee-Eis zu essen und auf den Ozean zu blicken.
Ayesha studierte am Mount Holyoke College, an der Columbia University und an der NYU und hat Abschlüsse in Biochemie, Journalismus und kreativem Schreiben. Sie war 2015 Preisträgerin des Africa Centre Artists in Residency Award und Sacatar-Stipendiatin und erhielt 2016 das Stipendium der Miles Morland Foundation für Sachbücher.

Die Frauen von Salaga, Diana Verlag.

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Musik

Sun-el Musician

Sun-el Musician zieht in die
Welt und noch weiter
von Nadia Neophytou

Vor dreizehn Jahren verließ Sun-El Musician seine Heimat in den Midlands von KwaZulu Natal und brach sein Studium ab, um nach Joburg zu ziehen und einen Traum zu verfolgen, der sich mit To the World & Beyond, dem mit Spannung erwarteten Nachfolger seines Debütalbums, nun weiter verwirklicht.
Fast hätte Sun-El Musician den Song gar nicht veröffentlicht, der ihm einen Namen in der südafrikanischen Dance-Musik Szene verschafft hat. Er schickte „Akanamali“ an drei verschiedene Toningenieure und hatte immer noch nicht das Gefühl, dass der Song das Licht der Welt erblicken könne. Der Song, in dem es darum geht, pleite zu sein, lag vier Monate lang auf seinem Laptop herum, bevor sein jüngerer Bruder Sandile ihn ermutigte, die Sache doch noch einmal zu überdenken und den Track zu veröffentlichen.

„Wenn es nach mir ginge, hätte ich ‚Akanamali‘ nicht veröffentlicht“, sagt Sun-El, der eigentlich Sanele Sithole heißt. „Ich hätte gewollt, dass es besonders perfekt ist. Ich weiß nicht mehr, was das bedeutet, aber sobald man einen Song anfasst, hat man das Gefühl, dass man es besser machen könnte.“ Glücklicherweise ließ Sun-El den Song 2017 mit einem kleinen Schubs seines Bruders in die Welt hinaus, um seine Magie zu entfalten, was ihm neben einem Namen in der SZene auch drei südafrikanische Musikpreise einbrachte, darunter einen für die beste Zusammenarbeit mit Samthing Soweto.

Sun-Els Ruf wurde durch die jahrelange Zusammenarbeit mit Demor Skhosana geprägt, der ihm den Einstieg in die Branche ermöglichte, und durch die Produktion von Tracks für Künstler wie Thiwe, Zakes Bantwini und Shota. Der Autodidakt Sun-El hat alles, was er gelernt hat, in sein eigenes Label El World Music gesteckt, zu dem auch Simmy und S-Tone gehören, die beide auf seinem Debütalbum Africa to the World vertreten sind. Gleichzeitig hat er sich mit der Künstlerentwicklungsfirma Platoon zusammengetan, um die Reichweite seiner Musik zu erhöhen.

Trotz der idealistischen Tendenzen, die der 31-jährige Produzent für sein Schaffen hegt, funktioniert Sun-El am besten, wenn er anderen die Möglichkeit gibt, seine Songs zu hören und Feedback dazu zu bekommen. „Ich bin so ein Perfektionist, und wenn ich mit einem Song fertig bin, dann bin ich nie fertig“, sagt er. „Man kann nie 100 Prozent erreichen. Aber jetzt habe ich meinen Frieden damit gemacht.“ In den Jahren seit der Veröffentlichung seines Debütalbums hat Sun-El gelernt, seinen Wunsch, die bestmögliche Musik zu machen, anzuerkennen, aber auch darauf zu vertrauen, dass er sie loslassen kann, wenn er alles gegeben hat.

Jetzt, wo er sein zweites Album, To The World and Beyond, in die Umlaufbahn schickt, bereitet er sich auf das entscheidende Feedback vor, das ihm helfen wird, seine Musik so zu sehen, wie andere es tun. Diesmal gibt es zwei Platten mit jeweils 15 Tracks – und reichlich Gelegenheit für ihn, sich im Loslassen zu üben, während die Fans seinen gefühlvollen Mix aus Afro-Elektro-Beats und Percussion mit erhebendem, herzerweiterndem Gesang genießen.

Im Interview sprach er mit Nadia Neophytou über die Entstehung des Albums.

Dein erstes Album trug den 'Titel Africa to the World' und jetzt bringst du 'To the World and Beyond' heraus. Ich kann mir vorstellen, dass sich die Umstände für die Aufnahme des neuen Albums stark verändert haben - was hat sich im Vergleich zum ersten Album geändert und was nicht?

Zunächst einmal ist die Ausrüstung, die ich benutze, anders. Sie ist ein bisschen besser. Ich bin in einen anderen Raum umgezogen, wo es etwas ruhiger ist als dort, wo ich war. Ich vermisse den alten Raum, in dem es nur Lärm und Leute gab, die sich bewegten, eine Menge Leute, die herumwuselten. Das wirkt sich natürlich auch auf die Platte aus. Das Intro der Kinder auf Africa to the World, dem ersten Album, sind im Grunde die Kinder, die vor dem Ort spielten, an dem ich arbeitete. Also wollte ich das irgendwie nachahmen und in die Geschichte des Albums einbauen. Mit Africa to the World habe ich versucht, anderen afrikanischen Ländern südafrikanische Geschichten zu erzählen, und jetzt habe ich zum Glück ihre Aufmerksamkeit bekommen und erzähle afrikanische Geschichten für den Rest der Welt.

Du hast es geschafft, all diese verschiedenen Stimmen für deine Songs zu finden - manche sind bekannt, andere nicht. Du hast eine unglaubliche Bandbreite an Stimmen auf dem Album. Jede einzelne kommt zum Vorschein. Wie funktioniert das für dich? Hörst du jemanden und denkst: "Ich möchte mit ihm an einem Song arbeiten"?

Das ist bei jedem Künstler, mit dem ich zusammenarbeite, anders. Bei bestimmten Künstlern bin ich ein Fan ihrer Arbeit, wie zum Beispiel bei Msaki. Ich habe ihre Stimme und ihre Arbeit immer geliebt. Als sie mit der Arbeit [an „Ubomi Abumanga“] begann, war es… nicht so einfach. Wir waren uns nicht sicher, was die Platte angeht. Wir beide verließen das Studio und sagten: ‚Eish, ich weiß nicht, wir müssen bestimmt zurückkommen und ein paar Sachen neu aufnehmen‘, aber dann drehten alle um uns herum vor Begeisterung durch, und dann dachte ich: ‚Okay, ich schätze, wir sind einfach Perfektionisten‘. Bei anderen Künstlern habe ich nie Beats entworfen. Es ist so schwer für mich, Beats für andere zu machen. Ich kreiere lieber mit Leuten zusammen, gehe durch Samples, Kicks, was auch immer für einen Sound. Das ist sehr experimentell, aber es ist wunderschön. Ich weiß nie genau, wen ich auf der Platte haben will, aber die Leute präsentieren sich einfach auf eine sehr schöne Art und Weise, die wir nicht geplant haben, und die Platte fügt sich einfach gut zusammen. Es ist nie super geplant, es passiert einfach natürlich.

Wollten bei deinem neuen Album mehr Leute mit dir arbeiten, als du es vielleicht beim ersten Album wolltest?

Niemand hat meine Vision wirklich verstanden, ich will es mal so sagen. Am Anfang war ich noch neu. Die Leute lieben Marken. Sie wollen mit jemandem arbeiten, der bereits etabliert ist. Ich habe versucht, Kontakte zu knüpfen, aber ich konnte nicht. Es war ein Segen, weil ich mit neuen Stimmen arbeiten und neue Geschichten erzählen konnte. Und das ist einfach wunderschön. Und jetzt gibt es Leute, die versuchen, mit mir zu arbeiten, aber es gibt auch Leute, die mich schon beim ersten Album angesprochen haben, und so dachte ich mir: ‚Okay, ich werde mit denen arbeiten, die mich zuerst angesprochen haben‘, und mit denen, die mich jetzt ansprechen, werde ich dann bei meinem nächsten Projekt zusammenarbeiten.

Du hast erwähnt, dass du dir bei "Ubomi Abumanga" anfangs nicht sicher warst...

Das ist verrückt! Ich schätze, man weiß es nie. Wenn man mittendrin ist, kann man wirklich nicht sagen, was eigentlich gerade passiert und wie schön der Song ist, aber die Leute um einen herum helfen einem dabei und fangen an, einem zu sagen ‚Hey, diese Platte ist wunderschön‘, ’sie hat mein Leben verändert‘ und all die schönen Geschichten, die ich höre.

Hattest du das gleich Gefühl bei “Akanamali”?

Ganz bestimmt, ja. Das war’s für mich. Normalerweise sind es Songs, die ich wirklich liebe, mit denen die Leute nichts anfangen können. Ich weiß nicht, wie das geht, aber bei Songs, bei denen ich sage: ‚Ähm, ja… das ist cool… was denkst du?‘, sind sie einfach verrückt danach. Ich sage dann, ‚okay.‘ Ich bin froh, dass es so ist. Ich will nicht wissen, wann ich einen guten Song gemacht habe. Es ist großartig, es ist ein tolles Gefühl. Ich erlebe es auf eine neue Art und Weise, nach dem Feedback. Ich bin froh darüber, denn ich glaube ansonsten wäre ich super arrogant und würde denken, ich würde die Welt regieren.

Du hast an zwei Songs mit der ehemaligen The Voice-Teilnehmerin, der Sängerin Ami Faku, gearbeitet, einer davon ist die Single "Mandinaye" - wie kam es dazu?

Wir haben beide Songs innerhalb von vier Stunden geschaffen. Wir begannen mit „Mandinaye“ und danach mit „Goduka“. Bei „Mandinaye“ habe ich sie gebeten: „Schreib einfach über alles, was du gerade fühlst“. Ich habe noch nie ein Liebeslied gemacht, denn „Mandinaye“ ist ein Liebeslied. Ich dachte: ‚Äh, ich weiß nicht‘, aber dann hat es einfach funktioniert. Die Melodien, die Art, wie sie es gesungen hat, gefielen mir sehr, sehr gut, und ich dachte: ‚Okay, das ist schön.‘ Ich wollte einfach eine Dance-Platte machen, weil ich viele Down- und Mid-Tempo-Songs gemacht habe. Bei diesem Song bin ich einfach Samples durchgegangen, und sie hat sich für eines entschieden, das ein super Hip-Hop-Sample ist, und ich habe es gestreckt, damit es zum Dance-Vibe passt.
Sowas verdanke ich aber auch meinem jüngeren Bruder, der immer dabei ist. Er ist eher ein A&R-Typ. Er ist immer auf der Suche und schaut sich an, was es Neues gibt. Denn ich bin die meiste Zeit im Studio eingesperrt und mache Beats. Also ist er immer derjenige, der mich auf neue Sängerinnen und Sänger aufmerksam macht. Ich mochte Ami wirklich. Als sie vorbei kam, war sie etwas verängstigt. Ich fing also an, den Track zu singen, und sie sagte: ‚Wenn du das kannst, kann ich das auch‘, ich musste also einfach ihr Selbstvertrauen herauslocken.

Dein Bruder hat deine Karriere maßgeblich beeinflusst - hat er dich dazu gedrängt, "Akanamali" zu veröffentlichen?

Ja – sogar mit den Samples, die ich hier habe, denn er liebt Hip-Hop. Ich erinnere mich, als ich damals, vor vielleicht vier oder fünf Jahren, an Musik gearbeitet habe, habe ich zwar komponiert, Klavier gespielt, Schlagzeug und Bass gemacht, aber dann kam er ständig mit neuen Sounds und ich dachte: ‚Wie machst du das?‘ Und dann hat er mir gezeigt, dass er sampelt, und ich habe angefangen, das in meine Tanzmusik einzubauen… Sogar den Namen Sun-El Musician hat er sich ausgedacht. Er sagte: ‚Du bist nicht nur ein DJ, du bist nicht nur ein Produzent, du bist nicht nur ein Sänger‘ – ich habe dahingehend gar nicht so viel Selbstbewusstsein, aber ich schicke gerne Leitfäden an Künstler – und er meinte: ‚Alter, du kannst dich auch einfach Musiker nennen‘, und ja, so hat er die ganze Sache beeinflusst.

Was bedeutet es, deine Musik in die Welt und darüber hinaus zu tragen, vor allem jetzt, wo es so viel Interesse an afrikanischer Musik gibt?

Das Interesse daran gab es schon immer. Bei der Entwicklung meines Sounds habe ich folgendes getan: Ich habe viel recherchiert, ich habe mich mit Geschichte beschäftigt, mit afrikanischer Musik, Fela Kuti, um genau zu sein, das war eine Person, die ich immer wieder gesehen habe, wenn ich gegoogelt habe und auf YouTube. Aber um es wirklich zu verstehen, habe ich mich gefragt, warum er im Westen nicht gespielt wird, obwohl er so populär ist. Sie gehen zu seinen Konzerten, aber sie spielen ihn nicht im Radio. Ich habe mich gefragt: Wo ist das Problem? Ich habe mir eines seiner Interviews angesehen, und da hieß es, seine Songs seien zu lang, was ich verstehen kann. Ich verstehe, wenn der Applaus eine Minute lang geht und der Gesang erst nach 2 Minuten und 30 Sekunden einsetzt, das das schwierig ist fürs Radio. So ist die afrikanische Musik, eben spirituell, man kann nicht immer nur gedankenlos in sie eintauchen. Also dachte ich mir: ‚Cool, was kann ich tun, damit der Westen versteht, was wir machen, aber das Gefühl und die Spiritualität der Musik nicht verliert?‘ Das hat mir wirklich geholfen, denn ich wusste, dass man Fela damals wirklich geliebt habt, er war populär, aber das hat mir wirklich geholfen, den Sound und den Titel zu finden… Viele Afrikaner, wir, wir warten darauf, dass jemand kommt und Musik von uns aufnimmt. Ich dachte mir: ‚Nein, lass mich diesen Jungs auf halbem Weg entgegenkommen, lass mich den Titel genau so verwenden, wie ich ihn verstanden haben will.‘

Einer deiner Tracks heißt "Proud of You". Kannst du stolz auf das sein, was du bisher erreicht hast?

Ich bin ein Träumer. Ich bin immer auf der Suche nach etwas Neuem und Aufregendem. Aber ich lerne jetzt, das zu akzeptieren, was ich habe, und die Sounds. Wenn ich mit einer Platte fertig bin, brauche ich das Feedback der Leute zu den Songs, dann verliebe ich mich wieder in sie. Ich verliere die Liebe, weil es zu technisch wird – der Bass, die Stimme, dies, das – bis die Leute auf mich zukommen und [ich lese] die Nachrichten, die ich in den sozialen Netzwerken bekomme, dann verliebe ich mich wieder in den Song. So bin ich nun mal. Aber ich bin froh, wirklich froh, dass ich nicht in der Lage bin, meine Songs so sehr zu lieben. Ich glaube, dann wäre ich super arrogant und würde die Leute für selbstverständlich halten. Ich brauche das Feedback, damit sich der Kreis schließt.
Nadia Neophytou ist eine südafrikanische Journalistin, die in New York lebt.
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