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Dahomey von Mati Diop gewinnt Goldenen Bären

»Zurückzugeben heißt,
Gerechtigkeit zu üben«
von Jona Elisa Krützfeld

Der Dokumentarfilm »Dahomey« der französisch-senegalesischen Filmemacherin Mati Diop erhält den Goldenen Bären der Berlinale Filmfestspiele.

»26 nannten sie mich. Nicht 24, nicht 25, nicht 30. 26. Was ist das für ein Name?«

Hier spricht in Mati Diops experimentellem Dokumentarfilm, der am Samstag mit dem Goldenen Bären der Berlinale ausgezeichnet wurde, eine der Statuen aus einer Gruppe von 26 nach Benin restituierten Kulturobjekten aus dem Königreich Dahomey aus dem Off. Zu Beginn des Filmes bereitet sich diese Statue darauf vor, endlich aus der opaken Nacht des Museum Quai de Branly in Paris in seine Heimat zurückzukehren.

Die Kamera begleitet die Kulturgüter, die von französischen Truppen bei der Plünderung der königlichen Paläste in Abomey 1892 entwendet und von dem französischen Oberst Alfred Dodds an einen Vorgänger des Musée du quai Branly in Paris gespendet wurden, bei ihrer Heimkehr in ihr Ursprungsland, das heutige Benin. Paraden von tanzenden und feiernden Menschen flankieren die Kolonne von mit Bildern der Kunstschätze bedruckten LKWs in Cotonou, von überallher strömen Menschen, um einen Blick auf die Heimkehr der Schätze zu erhaschen.
Mit äußerster Sorgfalt und Professionalität werden schließlich die Holzkisten mit Statuen, Schmuck und einem Thron am neu erbauten Museum Palais de la Marina in Empfang genommen und feierlich von Dutzenden von Männern mit Spanngurten die breiten Treppen ihrer neuen Heimstätten hinaufgetragen.
Dass die Sache mit der Restitution nicht ganz so einfach oder romantisch ist, wie diese Bilder glauben machen, zeigen anschließend Szenen einer öffentlich übertragenen Debatte zwischen jungen Menschen, die vor einem riesigen Publikum mit glasklaren und eloquent vorgetragenen Argumenten über ihr Verhältnis zum materiellen Kulturerbe ihres Landes und darüber diskutieren, wie die Rückgabe von 26 von insgesamt 7000 geraubten Kulturobjekten von der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich einzuordnen ist – als guter Anfang oder postkoloniale Arroganz?

Auch die immer wieder mit mystisch verzerrter Stimme und poetischen Bemerkungen aus dem Off sprechende Statue bemerkt, dass sie zwar die exotische Liebkosung ihrer neuen alten Heimstätte genieße, aber ansonsten nichts wiedererkenne, habe sich das heutige Land Benin doch in ihrer Abwesenheit von Grund auf verändert.

Am 24. Dezember 2020 erließ die französische Regierung ein neues Gesetz, das nach dem Erscheinen des »Berichts über die Rückgabe des afrikanischen Kulturerbes« die dauerhafte Rückgabe mehrerer Kulturgüter aus französischen Sammlungen an den Senegal und die Republik Benin vorsieht. Außerdem wurde ein Darlehen der französischen Entwicklungsagentur in Höhe von 20 Millionen Euro für ein neues Museum in Abomey bereitgestellt. Die Artefakte sollen in den folgenden Jahren durch das Land reisen und in verschiedenen Museen ausgestellt werden, bis sie schließlich im Museum der Amazonen- und Königsepen von Dahomèy in Abomey dauerhaft ausgestellt werden.
Der beninische Präsident Patrice Talon sprach sich für die Restitution weiterer Werke aus. Schätzungen zufolge hortet Europa mehr als 90 Prozent des afrikanischen Kulturerbes. »Zurückzugeben heißt, Gerechtigkeit zu üben«, sagte Mati Diop am Samstag in Berlin, als sie den Preis entgegennahm.

Der Begriff Restitution war in Deutschland bis vor einigen Jahren vor allem aus Berichten über Raubkunst aus dem Nationalsozialismus bekannt und wurde durch Rückgabeforderungen aus afrikanischen Ländern und damit verbundenen Bemühungen aktivistischer Gruppen in Deutschland in die Museen und die öffentliche Diskussion getragen. Schätzungen zufolge liegen noch circa 90% des materiellen sub-saharischen afrikanischen Kulturerbes, das in der Kolonialzeit gestohlen wurde, in westlichen Museen.

Auch in Deutschland befinden sich Tausende von Exponaten, die ethnologischen Sammlungen des Humboldt Forums allein umfassen rund 500.000 in kolonialen Gewaltkontexten »gesammelte« Objekte. Eines der wohl berühmtesten Beispiele für Raubkunst in Deutschland sind 20 Benin-Bronzen, die über 120 Jahre lang auf fünf deutsche Museen verteilt, beherbergt wurden.

Im Dezember 2022 gaben Außenministerin Annalena Baerbock und Kultusministerin Claudia Roth die wertvollen Objekte an Nigeria zurück. Die Benin-Bronzen wurden größtenteils unter britischer Flagge Ende des 19. Jahrhunderts geplündert. Die Grünen-Politikerin Baerbock kommentiert die Rückgabe mit den Worten: »Es war falsch, sie zu nehmen, und es war falsch, sie zu behalten.«

Insofern leistet Mati Diops Dokumentarfilm »Dahomey« einen komplexen und künstlerisch anspruchsvollen Beitrag zu einer andauernden Debatte, in der Deutungshoheit und Machtbeziehungen unter konkurrierenden Interessen immer noch ausgehandelt werden müssen. Die gezeigten Bilder sollten jedenfalls den bösen Zungen, die immer wieder behaupten, in den Herkunftsländern würden die Exponate durch Korruption oder schlechte Ausstellungsbedingungen dem Verfall und Verlust ausgesetzt, eine Lektion erteilen. Aus dieser sehr politischen Gegenwart abstrahiert die Dokumentation, deren filmische Mittel bei nur 70 Minuten Länge äußerst geschickt eingesetzt sind, immer wieder in die erhabene Welt der sprechenden Statue, die immerhin ein Kultobjekt ist und bei all dem Rummel immer mal wieder auch mit dem Wind, dem Ozean und der Ewigkeit in Kontakt treten muss.

Mati Diop

Die 1982 in Paris geborene Mati Diop stammt aus der berühmten senegalesischen Diop-Familie. Ihr Vater Wasis Diop ist Musiker und Songwriter, der für eine Mischung der traditionellen senegalesischen Volksmusik mit moderner Popmusik und Jazz bekannt ist. Zudem ist sie die Nichte des Filmemachers und Schauspielers Djibril Diop Mambéty. Diops französische Mutter ist Fotografin und Art-Direktorin. Ihren Film Atlantique (im akono Magazin besprochen), bei dem sie Regie führte und das Drehbuch schrieb, stellte sie im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele von Cannes vor, wo er um die Goldene Palme konkurrierte. Diop war damit die erste schwarze Regisseurin im Wettbewerb von Cannes. Im November 2019 wurde sie vom Branchenblatt Variety in die 10 Directors to Watch aufgenommen. Atlantique wurde vom Senegal als Beitrag für die Oscarverleihung 2020 in der Kategorie Bester Internationaler Film eingereicht und Mitte Dezember 2019 von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences auf die Shortlist in dieser Kategorie gesetzt.

Jona Elisa Krützfeld ist studierte Kulturwissenschaftlerin und Verlagsleiterin bei akono. Sie wohnt in Berlin und betreut hauptberuflich die Vergabe des Friedenspreises beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels.
Im Bereich der Literaturen Afrikas interessiert sie sich besonders für Orature, historische Fiktion, Weiblichkeit und Feminismus und Erzählungen mit politischer und philosophischer Botschaft.

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Film

Die deutschen Kolonialverbrechen landen im Kino

Die deutschen Kolonialverbrechen landen im Kino
von Jona Krützfeld

„Der vermessene Mensch“ ist der erste deutsche Kinofilm, der sich mit dem Völkermord an den Ovaherero und Nama in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika beschäftigt. Nach Jahrzehnten der nicht erfolgten Aufarbeitung werden die Kolonialverbrechen des Deutschen Kaiserreiches nun also der breiten Bevölkerung auf der Leinwand präsentiert. Ganz unbefangen rückt Regisseur Lars Kraume dabei einen weißen Ethnologen in den Mittelpunkt der Erzählung. Kann der Film trotzdem was?

Vom Menschenzoo ins Konzentrationslager

Berlin, Ende des 19. Jahrhunderts: Alexander Hoffmann ist Doktorand im Fach Ethnologie bei Professor Josef Ritter von Waldstätten an der Friedrich-Wilhelms-Universität. Der ehrgeizige junge Mann, der dem Vorbild seines Vaters, einem berühmten Ethnologen, nachstrebt, macht auf der Deutschen Kolonial-Ausstellung Bekanntschaft mit einer Delegation von Herero und Nama aus Deutsch-Südwestafrika, die Kaiser Wilhelm um eine Audienz zum Schutz der lokalen Bevölkerung ersuchen will. Zur Gruppe gehört auch Kezia Kunouje Kambazembi, die als Dolmetscherin tätig ist.

Weil die Delegation die Audienz beim Kaiser nicht gefährden will, lässt sie sich zu einer Schädelvermessung durch die Kraniometrie-Seminargruppe Hoffmanns überreden – natürlich verguckt sich Hoffmann in die scheue junge Dolmetscherin, der die Schädelvermessung zuwider ist, und verbindet in den folgenden Wochen sein ethnologisches Interesse an der Gruppe mit Schwärmereien für die kluge Fremde.

In Gesprächen schnell davon überzeugt, dass auch die Ovaherero und Nama kognitive Fähigkeiten, Philosophie und Weltanschuungen haben, versucht er entgegen dem rassistischen Zeitgeist in einem autoritären Kaiserreich voller Herrenmenschen in seiner Vorlesung die These anzubringen, dass es keinen Unterschied zwischen den Rassen gebe. Da der Film kaum von historischen Fakten abweicht, gelingt ihm dies natürlich nicht.

Einige Jahre später schlägt die sogenannte Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika den Aufstand der Ovaherero und Nama gegen die deutsche Besatzung nieder und es kommt zum Krieg. Hoffmann reist in der Hoffnung, Kunouje wiederzusehen und bahnbrechende ethnologische Forschung zu betreiben, selbst ins südliche Afrika. Beschützt von der kaiserlichen Armee, sammelt er zurückgelassene Kunstgegenstände und Machtinsignien der Ovaherero und Nama und schändet Gräber und Leichen, um Schädel für die Rasseforschung in Deutschland zu gewinnen. Er wird Zeuge der Gräueltaten der deutschen Armee, der Ermordung und Vertreibung zehntausender Menschen und der Internierung von Kriegsgefangenen in Konzentrationslagern.

Der weiße Mann im Mittelpunkt

War die Entscheidung, den weißen Ethnologen Hoffmann, hier gespielt von Leonhard Scheicher, in den Mittelpunkt der Handlung zu stellen und dadurch die Perspektive der Betroffenen nur nebenher laufen zu lassen, geschickt? Es kommt darauf an, was der Film will.

Beim Special Preview des Historiendramas in Leipzig am 20. April, drei Tage vor Kinostart, waren Regisseur, Hauptdarstellerin Girley und der in Deutschland lebende Hereroaktivist Israel Kaunatjike anwesend.

Einmal abgesehen von der unsensiblen und unpräzisen Verdolmetschung und einer etwas holprigen Moderation war das an den Film anschließende Gespräch in vielerlei Hinsicht sehr aufschlussreich, da es dem Team Gelegenheit bot, auf einige der schon vorab angebrachten Kritikpunkte aus Presse und Publikum Stellung zu beziehen.

Lars Kraume ist dafür bekannt, unter anderem durch seine Filme „Der Staat gegen Fritz Bauer“ und „Das fliegende Klassenzimmer“, historische und politische Themen für die Kinoleinwand pragmatisch und realistisch anzugehen.

Kulturelle Aneignung bei Fokus auf Widerstand

Lars Kraume sprach davon, sich die Perspektive von Widerstandfiguren wie etwa Nama Anführer Henrik Wittboi nicht „kulturell aneignen“ zu wollen und deswegen einen weißen Kolonialisten in den Vordergrund gestellt zu haben, denn das sei eine Perspektive, die er von Deutschland aus gut erzählen könne. Bei den Überlegungen für das Skript sei dann die Wahl auf einen Ethnologen gefallen, der als Kippfigur sowohl das aufrichtige Interesse und die Bewunderung für die namibischen Völker, als auch den internalisierten Rassismus und den imperialistischen Geist in sich vereine. Um die Verbrechen der deutschen Schutztruppe darzustellen, ohne dabei Gewalt rein zu reproduzieren, sei die Wahl auf die fiktive Figur Hoffmann gefallen, da sie als einzige glaubhaft Zeuge des Genozids werden konnte, ohne daran beteiligt zu sein.

Die Frage, warum nicht trotzdem an manchen Stellen mehr von der Perspektive der Ovaherero eingeflossen sei, beantwortet Kraume mit der Kohärenz und Glaubhaftigkeit des Plots und damit, dass er die Handlung bewusst Jahre vor dem Genozid, nämlich auf der Kolonial-Ausstellung, habe beginnen lassen, um die Persepktiven der Betroffenen darzustellen. Ab dem Beginn des Genozids habe es nur noch Gewalt gegeben; da die Perspektive der Betroffenen einzunehmen, hätte also nur gewaltvolle Bilder reproduziert.

Hauptdarstellerin Girley Jazama tut die Frage nach der fehlenden Ovaherero-Perspektive ab: „It is our own responsibility to tell these stories“. Der Film, der in Wanderkinos in Namibia gezeigt wurde, habe bei den Zuschauer:innen sehr emotionale Reaktionen ausgelöst, da auch in Namibia über die traumatischen kollektiven Erlebnisse viel Schweigen gebreitet wird.

Preview von Der vermessene Mensch in Leipzig

Befinden wir uns wieder in einem Menschenzoo?

Bert Rebhandl schreibt in der FAZ, man befände sich trotz lokaler Kooperation am Set in „Der vermessene Mensch“ wieder in einem Menschenzoo:

Dabei stimmt gerade an den Rändern der Bilder überhaupt nichts, und wenn man sich die Mühe macht, ab und zu vom Plot ein wenig wegzuschauen auf das, was insgesamt zu sehen ist, ist man sofort wieder in einem Menschenzoo, nur in einem halb aufgeklärten.

Ich finde diese Aussage ziemlich fehl am Platz, denn erstens wird darin die Gewalt, die in tatsächlichen Menschenzoos im 19. und 20. Jahrhunderts verübt wurde, relativiert und verharmlost, zweitens liegt der Aussage ein Misstrauen gegenüber den Möglichkeiten von Darstellung zugrunde, ähnlich wie Adornos „Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch.“ Gilt es, jegliche Form der Darstellung zu vermeiden? Kann sie nicht auch emanzipatorischen Charakter haben? Der Genozid an den Ovaherero und Name war auch das Auslöschen einer ganzen Kultur, und laut Aussage Kraumes und Jazamas gibt es nur wenige bildliche Zeugnisse von Kleidungsweisen etwa. Der Film ist der Kostümbildnerin Cynthia Schimming gewidmet, die sich in ihren Arbeiten mit dem kulturellen Erbe Namibias beschäftigte, zum Beispiel in der Modeserie „A United World for Future Generations; Beyond Time, Beyond Oceans“ oder in ihren Kostümdesigns für die Unabhängigkeitsfeier Namibias 2015. Repräsentation matters, und wenn Herr Kraume in seiner Filmproduktion die Ressourcen zur Verfügung hat, Herero-Kostüme gestalten zu lassen, dann ist das mit namibischer Beratung doch auch ein kleines Stück zurückgewonnenes Kulturerbe.

Es sei Herrn Rebhandl zugestanden, dass die eingesetzten filmischen Mittel weder sehr experimentell noch sehr kreativ sind, so ist der Sound nicht besonders, die Kameraführung klassisch, die Bildausschnitte konservativ. Das wäre aber auch nicht Kraumes Stil, und der Film behauptet auch nicht, mehr tun als die Geschichte eines deutschen Ethnologen zu erzählen, der im Dienst der europäischen rassistischen Wissenschaft Schädel sammelte. Die Thematik der zehntausenden menschlichen Gebeine, sogenannte Human Remains, die bis heute in europäischen Museen, Krankenhäusern und Sammlungen lagern zu beleuchten, ist so lange wichtig, bis es Repatriierungen im großen Stil gibt. Bei einem Großteil der Bevölkerung ist das Wissen darüber, und über die grauenhaften Hintergründe, nämlich noch nicht angekommen.

Allein die Tatsache, dass Kraume die Erzählung als (wenn auch einseitige) Liebesgeschichte zwischen Hoffmann und Kunouje anlegen wollte, bevor die Hauptdarstellerin, die auch Filmemacherin ist, ihn davon abbrachte, zeigt doch, dass er nicht mehr und nicht weniger machen wollte, als einen massentauglichen Kinofilm zu produzieren.

Immerhin hat sich mal einer der Thematik angenommen ...

Fazit: Der Verdienst des Filmes ist, dass er sich der Thematik des deutschen Genozids an den Ovaherero und Nama annimmt, was 119 Jahre nach dem Vernichtungsbefehl durch Lothar von Trotha in einem Land, das sonst auch viel von historischer Aufarbeitung hält, reichlich spät ist. Der Titel ist brillant, die Hauptdarstellerin ebenso. Die künstlerischen Mittel sind mit Sicherheit nicht erschöpft, aber „Der vermessene Mensch“ ist ein guter Ausgangspunkt einer hoffentlich multiperspektivischeren Aufarbeitung dieses weiteren dunklen Kapitels der deutschen Geschichte.

Es bleibt zu hoffen, dass im Rahmen der deutschen Restitutionszahlungen an Namibia auch viel Geld für künstlerische Produktionen ausgeschüttet werden wird, denn die strukturellen Ungleichheiten behindern natürlich leider noch die (ästhetische) Multiperspektivität, und gerade das Kino ist ein unglaublich kapitalintensives Medium, das im globalen Norden wesentlich besser ausgestattet ist mit Ressourcen.

Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) zeichnet den Film mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ aus. „Die Jury war der Ansicht, dass es Lars Kraume trotz der Schilderung aus weißer Perspektive […] gelungen ist, dem unfassbaren Grauen insbesondere des kolonialen Vernichtungskrieges gegen die Hereros und Nama in Bildern Ausdruck zu verleihen.“ Dem kann man schon zustimmen.

Historischer Hintergrund:

Zwischen 1904 und 1908 verübte die sogenannte Schutztruppe des Deutschen Kaiserreiches in der ehemaligen Kolonie “Deutsch-Südwestafrika”, dem heutige Namibia, einen Genozid an den OvaHerero und Nama, dem schätzungsweise 50.000 bis 70.000 Menschen zum Opfer fielen. Dieser auf Befehl des deutschen Generals Lotha von Trotha ausgeführte Vernichtungskrieg ist gemessen an den Kriterien der UN-Völkermordkonvention von 1948 als Genozid einzuordnen.

Die Nachfahren der Opfer des Genozids forden seit Jahrzehnten eine Anerkennung und Aufarbeitung dieser Verbechen. Seit 1990 sucht auch die namibische Regierung einen entsprechenden Dialog. Dabei geht es auch um die Forderung nach symbolischer und materieller Entschädigung (“restorative justice”).

Während der Kolonialzeit wurden Kulturgüter, zum Beispiel Gegenstände des täglichen Gebrauchs, Kunstgegenstände oder religiöse Gegenstände, sowie Körperteile von verstorbenen Menschen oft unter Anwendung von Gewalt geraubt und nach Europa verschickt. Dort wurden sie hauptsächlich zur Beschreibung der kolonial unterdrückten Gesellschaften genutzt, da die Europäer*innen deren kulturellen Traditionen durch die Kolonisierung gefährdet wussten. Geraubte menschliche Überreste wurden objektiviert und vor allem für die sogenannte ‘Rassenforschung’ genutzt, die eine vermeintlich biologische Überlegenheit von Europäer*innen belegen sollte.

Restitution und Restituierung beschreiben Rückgabeprozesse. Schon lange fordern Herkunftsgesellschaften geraubte Gegenstände und Gebeine zurück, vor allem in der jüngeren Vergangenheit wurden zunehmend Rückgabeforderungen gestellt. Da ehemalige Kolonialmächte und Institutionen im Besitz von sogenannten kolonialen Sammlungsgütern bis vor wenigen Jahren kaum Bereitschaft zur Restitution zeigten, wurden Herkunftsgesellschaften im Restitutionsprozess vor erhebliche Schwierigkeiten gestellt. Fehlende internationale rechtliche Vorgaben und Streitigkeiten über die rechtmäßigen juristischen und moralischen Besitzansprüche, sowie mangelnde Kenntnisse zur Provenienz (Identifizierung, Herkunft, Weg des ‘Erwerbs’) von Kulturgütern sind hierbei einige Beispiele.

Weitere Infos zur Deutschen Kolonialgeschichte gibt es zum Beispiel bei Leipzig Postkolonial.

Jona Krützfeld wohnt in Leipzig und ist studierte Kulturwissenschaftlerin, dekoloniale Aktivistin und Gründerin von akono. Im Bereich der Literaturen Afrikas interessiert sie sich besonders für Orature, historische Fiktion, Weiblichkeit und Feminismus und Erzählungen mit politischer und philosophischer Botschaft.

Bildheader: „Der vermessene Mensch“ | Boell Calendar

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Literatur Verschiedenes

akono erhält den Sächsischen Verlagspreis!

akono erhält den
Sächsischen Verlagspreis 2022

Die Freude ist riesig, denn der akono Verlag ist Preisträger des diesjährigen Sächsischen Verlagspreises!

Wirtschaftsminister Martin Dulig und Kulturstaatsministerin Barbara Klepsch überreichten den Gewinner:innen am 7. November 2022 im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung im Leipziger Museum für Druckkunst ihre Auszeichnung und ehrten damit herausragendes verlegerisches Wirken. 20 Verlage haben die Jury mit ihrem verlegerischen Können und Verlagsprogramm, ihrem Innovationsgeist, kreativen Ideen und Visionen überzeugt. Wir bedanken uns sehr herzlich für diese Würdigung, die mit einem Preisgeld von 10.000 Euro dotiert ist!

Verleihung des Sächsischen Verlagspreises - Preisverleihung durch Martin Dulig, Staatsminister fuer Wirtschaft, Arbeit und Verkehr und Barbara Klepsch, Staatsministerin fuer Kultur und Tourismus an akono Verlag / Leipzig 07.11.2022, Foto: Nikolai Schmidt

Zwei Drittel aller sächsischen Verlage haben sich beteiligt

Insgesamt haben sich 84 unabhängige sächsische Verlage von den insgesamt 131 Verlagen, die im Freistaat ansässig sind, beworben. Dabei nahmen Leipzig als Zentrum des Buchmarktes mit 38 und Dresden mit 21 Bewerbungen die Spitzenpositionen ein. Ein gutes Viertel der teilnehmenden Verlage hat seinen Sitz im ländlichen Raum.

Die Vielfalt der Preisträger spiegelt das breite Leistungsspektrum der sächsischen Verlagsbranche wider: Romane, Lyrik, Kinder- und Jugendbücher, Sachtexte, sorbische Literatur, theologische Werke, afrikanische Literaturen, jüdische Themen, sächsische Geschichte, Kunst und Kultur und andere Themen werden in Sachsen erfolgreich verlegt.

Preisträger werben als „So geht sächsisch.“-Botschafter für den Freistaat

Erstmals und einmalig wurde der Branchenpreis 2022 unter dem Dach der Kampagne „So geht sächsisch.“ und im Schulterschluss von Sächsischer Staatskanzlei, Sächsischem Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit (SMWA) und Sächsischem Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) verliehen. In den Vorjahren – seit 2018 – war immer nur ein sächsischer Verlag für seine verlegerischen Leistungen prämiert worden; 2022 hat eine unabhängige Fachjury die 20 besten Verlage gekürt. Zu den seit 2018 gekürten Verlagen gehören Spector Books, die Connewitzer Verlagsbuchhandlung und der Lehmstedt Verlag, welche alle in Leipzig ansässig sind.

Die Jury bestand aus Katharina Bendixen (Sächsischer Literaturrat e. V.), Julia Blume (Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig), Matthias Jügler (Autor), Angela Malz (Universitätsbibliothek Chemnitz), Dr. Katrin Schumacher (MDR Kultur), Helmut Stadeler (Börsenverein des Deutschen Buchhandels) sowie Marlies Uhde (Buchhandlung Grimma). Auch Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Ministerien sowie der Staatskanzlei wirkten in der Jury mit. Das Gremium zog bei seiner Entscheidung, wer zu den besten sächsischen Verlagen zählt, Kriterien wie das verlegerische Profil und die Wertschöpfungsbeziehungen der Verlage heran und berücksichtigte ebenso, inwieweit die Verlage mit ihrem verlegerischen Wirken den Verlags- und Buchstandort Sachsen stärken.

So geht sächsisch! - Die Dachmarke des Freistaates Sachsen

Es wurde auf innovative Ideen und Projekte der Verlage geachtet

Ziel des Branchenpreises ist es, das Wirken sächsischer Verlage sichtbar zu machen und besondere verlegerische Leistungen auszuzeichnen. Gesucht wurden unabhängige Verlage mit kreativen Geschäftsideen und einem herausragenden Verlagsprogramm, die Visionen für die Zukunft des Verlags- und Messe-Standorts Sachsen entwickeln und sich mit innovativen Ideen und Projekten am Dialog über die Zukunft der Branche am Standort Sachsen beteiligen. Die prämierten Verlage erhalten mit dem Preisgeld die Gelegenheit, als Kampagnenbotschafter von der großen Reichweite von „So geht sächsisch.“ zu profitieren und werden sich auf der Leipziger Buchmesse 2023 präsentieren.

Wir gratulieren auch allen anderen Gewinner:innen des Preises herzlich und freuen uns auf die Leipziger Buchmesse im April und weiteren spannenden Austausch!

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ankündigung: vertraulichkeiten

Ankündigung
Der akono Verlag freut sich, die bevorstehende Veröffentlichung des Romans Vertraulichkeiten von Max Lobe anzukündigen.

Lobes Roman, der im Original bei Editions Zoé in der Schweiz unter dem Titel Confidences erschien, wird von der Übersetzerin Katharina Triebner-Cabald ins Deutsche übertragen. Die Übersetzung wird von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia gefördert.

Seit seiner Veröffentlichung im Februar 2016 hat Confidences begeisterte Kritiken erhalten und wurde mit dem Schweizer Ahmadou-Kourouma-Preis ausgezeichnet. Dieser wird für ein Werk, einen Essay oder eine Fiktion über Subsahara-Afrika verliehen, dessen Geist der Unabhängigkeit, der Klarheit und der Weitsicht mit dem Erbe des ivorischen Schriftstellers in Einklang steht. 

Verlegerin Jona Elisa Krützfeld freut sich sehr, Max Lobe im akono Verlag ein literarisches Zuhause anbieten zu können. „Max Lobe ist ein inspirierender Autor mit unheimlich viel Verve und intelligentem Witz. In Vertraulichkeiten erzählt er uns in einem humoristischen und von Mündlichkeit und ambivalenten Emotionen getragenen Ton durch die Figur der alten Frau Ma Maliga von der Unabhängigkeitsbewegung in Kamerun. Wir freuen uns auf die Veröffentlichung und die Lesetour durch Deutschland im Spätsommer/Herbst.“
Autor und Verlag wurden über die Vermittlung des Bureau du Livre des französischen Botschaft in Berlin und die französische Literaturagentur Astier-Pécher miteinander bekannt gemacht.

In Vertraulichkeiten kehrt Max Lobe in seine Heimat Kamerun zurück und reist in den Bassa-Wald, um von der alten Mâ Maliga zu erfahren, was sie über die Unabhängigkeitsbewegung in Kamerun und deren Anführer Ruben Um Nyobè weiß.

Vertraulichkeiten ist die Erzählung dieser redseligen und schelmischen Frau, die den Widerstand gegen die Kolonialmacht am eigenen Leib erfahren hat. Beim Erzählen vergisst sie nicht, vom Palmwein zu trinken und ihr Gegenüber ebenfalls davon kosten zu lassen. In einer Mischung aus leichter Trunkenheit und tiefer Ernsthaftigkeit erfahren wir so die Geschichte der Unabhängigkeit Kameruns und seines verschwiegenen Krieges.

»Vertraulichkeiten liest sich wie ein Geschichtsbuch der neuen Art, lebendig und getragen von der Stimme des Volkes.«

Max Lobe, 1986 in Duala geboren, lebt als Romancier, Dichter und Kulturaktivist in Genf und ist Autor von fünf Romanen. Zu den Themen, die sein Werk durchziehen, gehören Queerness, Migration und Postkolonialität. Lobe ist Gründer von GenevAfrica, einer Organisation mit dem Ziel, kulturelle Brücken zwischen schweizerischen und kontinental-afrikanischen Autoren zu bauen.

MAX LOBE | Vertraulichkeiten
Aus dem Französischen von Katharina Triebner-Cabald
ROMAN | Originaltitel: Confidences, Editions ZOÉ 2016
Klappenbroschur 13,5 x 20 cm | ca. 230 Seiten
€ 20 (D) | € 21 (A) | CHF 22
ISBN: 978-3-949554-07-0
Erscheint am 15. August 2022

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Musik

Im Auge behalten: Heno

Im Auge behalten: Heno.
von Kalanzi Kajubi

Heno. ist ein alternativer Soul-Künstler, der zwischen LA und der Bay Area lebt und Wurzeln in Maryland, Äthiopien und Eritrea hat. Sein voller Vorname Yihenew ist amharisch und bedeutet „das war’s“ oder „what you see is what you get“ – ein passender Name für einen Künstler, der durch seine Texte kühle Verletzlichkeit ausstrahlt. 2021 veröffentlichte Heno. seine beeindruckende, selbst produzierte LP „Death Ain’t That Bad“, eine 14 Songs umfassende, genreübergreifende Meditation über die Sterblichkeit. Inmitten von gefühlvollen, atmosphärischen und manchmal Yeezus-esken Hip-Hop-Beats behält Heno. einen klaren und offenen Ton bei, wenn er mit dem Verlust geliebter Menschen, den Unzulänglichkeiten vergangener Beziehungen und der Bedeutung der Umarmung des Unvermeidlichen rechnet.

Abgesehen von der ohnehin schon fesselnden Klangwelt des Tapes haben die von Heno. gewählten begleitenden visuellen Elemente besonders gut dazu beigetragen, eine Welt rund um das Tape zu schaffen, mit der sich die Fans auf vielen Ebenen auseinandersetzen können. Zum einen fängt das von Nick Francis collagierte Cover die dunklen, frenetischen Töne des Tapes treffend ein. Heno. veröffentlichte außerdem zwei Musikvideos, zwei Textvideos, eine Mini-Dokumentation über die Themen des Tapes, einen Instagram-Filter, der die Krone nachahmt, die er im Blackstarrr-Video trägt, eine limitierte Kassettenversion der LP und ein animiertes NFT in Zusammenarbeit mit @taramoves.

Wir haben uns mit Heno. getroffen, um mehr über den künstlerischen Ansatz und die Umstände zu erfahren, die ihn zu seiner neuesten Veröffentlichung inspiriert haben.

Wer ist Heno.? Was ist die Geschichte oder Bedeutung hinter deinem Namen?

Meine Mutter nannte mich Yihenew, als sie in den Wehen lag, weil sie sagte, Gott habe es ihr gesagt, und mein Vater ließ es zu. „Heno“ war der Spitzname, mit dem mich meine Familie und Freunde, die mit mir aufgewachsen sind, ansprachen. Abgesehen davon wuchs ich in einer Gegend auf, in der ich mich für meinen Namen schämte, weil er nicht der Norm entsprach und für die Leute schwer auszusprechen war. Jahrelang habe ich die verschiedenen Variationen meines Namens nicht korrigiert, weil es mir egal war, und habe mir sogar verschiedene Spitznamen zugelegt, um es den Leuten leichter zu machen. Aber als ich älter geworden bin und mich mehr an meine Kultur angepasst habe, habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, meinen Namen zu reclaimen und klarzustellen, dass ich Heno heiße und nur so angesprochen werden möchte (deshalb heiße ich in meinen sozialen Netzwerken „mynameisheno“); der Punkt am Ende ist auch deshalb wichtig, weil er die ganze Reise zusammenfasst, die ich hinter mir habe, um an einen Punkt zu gelangen, an dem die Leute mich einfach mit meinem tatsächlichen Namen ansprechen.

Wie würdest du deine musikalische Welt beschreiben?

Ich beschreibe meinen Sound und meine musikalische Welt gerne als Alternative Soul; eine Mischung aus Hip-Hop und meiner Liebe zu Motown/Soul, äthiopischem Old-School-Jazz, bekannt als „Ethiopiques“, R&B, Alternative und experimenteller Musik. Mein Vater war in der High School Schlagzeuger in einer Band und Gitarrist. Er hat mir so viel Musik beigebracht, als ich aufwuchs: von James Brown, Jackson 5 und Smokey Robinson bis hin zu Tilahun Gessesse und Aster Aweke. Meine Schwester zeigte mir auch jede Menge R&B-Platten, angefangen mit Brandy, während mein älterer Bruder viel Tupac und Bob Marley spielte. Damals war mir nicht klar, dass ich mich in all den Jahren, in denen ich ununterbrochen in meinem Wohnzimmer saß und CDs und Kassetten über Lautsprecher abspielte, intensiv mit Musiktheorie beschäftigte – von der Songstruktur über das Arrangement bis hin zur Komposition. Das gab den Ton an für mein Verständnis und meine Liebe zur Musik; eine Wertschätzung, die zu einer Besessenheit wurde, die eine Karriere inspirierte.

Tangaza Magazine

Dieser Artikel erschien im Original bei auf Englisch bei Tangaza Magazine, einem Online-Musikmagazin für Ostafrika.

Das erste, was bei "Death Ain't That Bad" auffällt, ist das Cover. Kannst du uns etwas über den Künstler erzählen und wie es zustande gekommen ist?

Das Albumcover wurde von Nick Francis gestaltet – einem unglaublich begabten Talent aus Oakland, Kalifornien. Er ist einer der Hauptakteure, mit denen ich zusammenarbeite, wenn es um Cover geht, und er ist für die meisten Cover in meiner Diskografie verantwortlich. Seit Jahren arbeiten wir mit ihm zusammen, und unsere Herangehensweise ist immer dieselbe. Ich schicke ihm ein fertiges Werk, mit dem er sich auseinandersetzen und ein Gefühl dafür bekommen kann. Wir besprechen einige Ideen, aber letztendlich gebe ich ihm den Freiraum für die Umsetzung. Als Künstler hasse ich es, derjenige zu sein, der den Leuten sagt, was sie zu tun haben – das führt in der Regel zu einer unangenehmen „zu viele Köche in der Küche“-Energie, die ich nicht mag. Ich bringe gerne Leute zusammen, die gut sind in dem, was sie tun, und bringe sie in eine Position, in der sie gewinnen können. Ich helfe dabei, den Prozess zu lenken, aber ich weiß auch, wann ich mich zurückziehen und jemanden sich entfalten lassen muss, was aus einem Gefühl des Vertrauens heraus geschieht. Auf diese Weise wird die Arbeit in der Regel besser.

Warum fandest du es notwendig, dieses Album zu machen?

Um es offen zu sagen: Wenn ich dieses Album nicht gemacht hätte, wäre ich heute nicht hier und würde mit euch darüber sprechen. Der Tod ist in meinem Leben so häufig aufgetaucht und wieder verschwunden [seit meiner Jugend], dass sich meine Sicht auf den Tod schon früh von einer Sache, vor der man sich fürchten, die man verabscheuen oder ständig in Frage stellen muss, zu etwas gewandelt hat, mit dessen Logik ich offen gesagt einverstanden war. Ich begann, mich eingehender mit der Philosophie des Todes zu befassen, und stellte fest, dass der Tod in vielen Kulturen und Ländern oft als eine Feier des Lebens betrachtet wird, während er in den USA als Trauer über einen Verlust angesehen wird. In einer Welt, in der wir nur sehr wenig Kontrolle haben, ist es wichtig, zu erkennen, was wir kontrollieren können: wie wir die Dinge wahrnehmen, auf was wir reagieren und wem wir unsere Energie geben wollen. Ich habe dieses Album gemacht, um ein größeres Gespräch darüber zu eröffnen, wie wir Dinge sehen und wahrnehmen, die uns unangenehm sind, und um darin Trost zu finden. Wenn man den Tod kennt und mit ihm im Reinen ist, hat man eine bessere Lebensqualität, weil man sein Leben so verbringen kann, wie man es möchte, und weniger Zeit damit verbringt, das Unvermeidliche zu fürchten und zu verabscheuen. Man nimmt sich Zeit für die Menschen, für die man sich Zeit nehmen muss, und erkennt, was im Leben wirklich wichtig ist.

Bist du in der Lage, Schönheit im Tod zu erkennen?

Der Tod ist eine schlimme Sache, aber ich sehe darin auch etwas Schönes. Ich denke daran, wie ich an den Beerdigungen von Menschen teilgenommen habe, um ihnen die letzte Ehre zu erweisen, auch wenn wir uns nicht besonders nahe standen, und wie ich am Ende Leute wiedergesehen und kennengelernt habe, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen habe und die ich sonst wahrscheinlich nicht gesehen hätte, wenn ich nicht dabei gewesen wäre. Obwohl die Umstände besser sein könnten, hat der Tod eine bittersüße Art, Menschen von überall her zusammenzubringen, um das Leben eines Angehörigen zu ehren. Die Gemeinschaft, die sie hatten, und ihr Vermächtnis, das alle Anwesenden fortsetzen werden. Ich finde es schön, meine verlorenen Angehörigen und Freunde zu ehren. Ihre Namen lebendig zu halten ist eine schöne Sache.

Wer oder was sind einige Inspirationen, musikalisch oder anderweitig, die dich bei der Entstehung dieses Projekts geleitet haben. Was hast du gehört? Gelesen? Mit wem hast du gesprochen? Und so weiter.

Ich habe versucht, während der Arbeit an diesem Projekt nicht zu viel zu hören, aber ich habe mich von der Arbeit von Flying Lotus („You’re Dead“), dem Schreib- und Erzählstil von Kendrick Lamar und Frank Ocean, von Kanye West (aus der Sicht der Produktion) und dem verstorbenen Mac Miller inspirieren lassen, der meiner Meinung nach einer der besten war, der offen über sein Leben und seine Schwierigkeiten gesprochen hat und dabei transparent war. Ich habe auch viel gelesen und Theorien von Philosophen wie Epicurus, Stephen Caves (Unsterblichkeit), Frank Eyetsemitan, Alan Watts (Die Akzeptanz des Todes) und anderen gelesen. Jede einzelne Aufnahme dieses Projekts wurde von mir inspiriert, indem ich das, was ich gelesen oder gedacht habe, aufgriff und mit jeder Person, die an dem Projekt beteiligt war, sprach, bevor ich meine Arbeit begann. Ich wollte sicherstellen, dass jeder der beteiligten Künstler, Live-Musiker oder Mitarbeiter zu Wort kommt, wenn er über seine eigenen Ansichten/Gefühle zum Thema Tod spricht, und dass er auch versteht, woher ich komme, indem ich den Kontext liefere; und das alles hat sich organisch gut zusammengefügt.

Beyond Death mit einem großen D - es geht auf dem Album auch immer wieder um den Tod im symbolischen Sinne. In "Hurt People" sprichst du über das Ende einer Beziehung und deine Neigung, die Dinge zu versauen, die dir am meisten am Herzen liegen. Ist deine Sichtweise auf diese symbolischen Tode dieselbe? Sind sie auch "not that bad"?

Ich denke, dass alle Formen des Todes zu einem gewissen Grad schlimm sind, aber sie sind auch „not that bad“. Die Entstehung von „Hurt People“ war eine Sache, das ganze Verständnis dafür, was diese Gefühle sind, wie sie zum Scheitern einer Beziehung beigetragen haben, die Übernahme der Verantwortung für meine Handlungen und das Erkennen meiner eigenen Schwächen. Aber die Veröffentlichung des Albums ist eine andere Sache, die mit der Akzeptanz einhergeht, dass ich mich in das Bett legen muss, das ich gemacht habe & ich bin jetzt im Frieden damit, dass diese Beziehung zu Ende ist. Ich musste es auf die harte Tour lernen, und manchmal bleibt eine Lektion auf diese Weise hängen. Man muss sich mit dem auseinandersetzen, was einem unangenehm ist, um sich damit abzufinden und weiterzumachen. Diese Situation zu überstehen, hat mir wirklich geholfen, als Mensch zu wachsen. Es ist der Tod eines früheren Ichs. Ich bin nicht mehr so rücksichtslos wie früher, und ich habe heute viel mehr, wofür es sich zu leben lohnt.

Wie können wir solche Leidenszyklen durchbrechen? Irgendwelche Ideen?

Ich bin kein Experte auf diesem Gebiet, aber einige Ideen, die ich in meinen Alltag integriert habe, um diese Zyklen zu stoppen, sind die Übernahme von Verantwortung, das Eingestehen von Fehlern, die man begangen hat, das Zuhören, das Achten auf die Wellen, die man verursacht, und das Validieren der Gefühle anderer Menschen, indem man Mitgefühl zeigt. Ich glaube, dass wir gerade den letzten Punkt nicht so oft einhalten, wie wir sollten. Selbst wenn man mit jemandem nicht übereinstimmt, kann man zumindest verstehen, woher er kommt, und sich einfühlen, anstatt draufzuhauen und die Verletzung/den Schaden weiter zu verschlimmern.

Heutzutage müssen Künstler an so viel mehr denken, als nur Musik zu machen. Wenn man von deinen eigenen visuellen Darstellungen und dem kürzlich veröffentlichten Instagram-Filter ausgeht, scheinst du das gut zu wissen. Kannst du dazu etwas sagen? Genießt du die zusätzlichen Aufgaben, die mit dem Aufbau einer ganzen kümstlerischen Welt verbunden sind, oder wünschst du dir, du hättest mehr Zeit, um einfach nur zu kreieren?

Am liebsten verbringe ich meine Zeit mit der Produktion von Musik und Kunst, aber ich sehe auch, wie wichtig es ist, die Art und Weise, wie man sich präsentiert, zu variieren und eine Welt darum herum zu schaffen. Da ich sowohl Produzent als auch Künstler bin, kann ich die Welt des alternativen Soul so gestalten, wie ich will. Ich denke, dass es viel wichtiger ist, den Leuten ein Gesamterlebnis zu bieten (besonders während der Pandemie), als jemanden dazu zu bringen, einen Song oder eine einzelne Sache zu mögen. Wenn man sich auf die ganze Welt einlässt, die jemand erschafft, und den Leuten das Gefühl gibt, dass sie ein Teil der Reise sind, dann bleiben die Leute wirklich dabei und unterstützen – indem sie Merch, physische Güter, Tickets, NFTs und mehr kaufen.

Wie verändert sich Ihrer Meinung nach die Erfahrung des Künstlers mit der Entwicklung der Technologie?

Mit den Fortschritten und Innovationen in der Technologie müssen wir als Künstler:innen versuchen, unsere Kunst auf unterschiedliche Weise zu präsentieren, um den Anforderungen des Marktes gerecht zu werden – eine Herausforderung, die gleichzeitig auch Spaß macht.

Denkst du an deine vielen Wohnorte, wenn du kreativ bist? Äthiopien, DMV, Oakland, L.A... War einer dieser Orte besonders einflussreich für die Entstehung dieses Albums?

Ich denke die ganze Zeit über die vielen Häuser nach, in denen ich gelebt habe, sei es als Schöpfer oder als Nicht-Schöpfer. Als der introspektive Schriftsteller, der ich bin, reflektiere ich über die Zeiten und Erfahrungen, die ich an jedem dieser Orte gemacht habe und die mich letztendlich zu dem gemacht haben, was ich heute bin. Ich wäre nicht in der Lage gewesen, dieses Album zu machen, wenn ich nicht so viel Perspektive hätte, wie ich sie habe, die von all den Umzügen und Reisen kommt, die ich gemacht habe.

Ich habe gehört, dass ein Großteil des Albums im Studio von Toro Y Moi aufgenommen wurde. Kannst du uns mehr darüber erzählen?

Ich habe bei Death Ain’t That Bad ausgiebig mit meinem lieben Freund Anthony Ferraro zusammengearbeitet, auch bekannt als Astronauts etc. und Keyboarder von Toro Y Moi. Er und Chaz teilen sich einen zweistöckigen Raum in der Bay Area, in dem ich die Ehre hatte, an der gesamten Produktion zu arbeiten. Ich habe die meisten Aufnahmen im Conservatory of Music in San Francisco gemacht und alles von Jose Soberanes mischen und mastern lassen. In dieser Zeit haben wir großartige Gespräche geführt, und alle meine Ideen wurden begrüßt und aufgenommen. Ich versuche, mich nicht zu sehr an das zu gewöhnen, was/wie ich etwas kreiere, also war es schön, in eine Richtung zu gehen, die die Leute nicht von mir erwarten würden, und in diesen Entscheidungen Bestätigung zu finden. Das und die Tatsache, dass ich Zugang zu den verschiedensten Arten von Ausrüstung hatte, hat dazu geführt, dass ich bei der Arbeit an einem Werk so viel Spaß hatte wie nie zuvor. Ich werde auch nicht lügen, denn ich bin seit der Highschool ein Fan von Toro y Moi und hatte das Glück, mit ihm zu arbeiten und zu chillen und selbst respektiert zu werden, was mich sehr bestätigt hat.

Was ist deine Vision für die Zukunft?

Ich habe keine Kontrolle über die Zukunft, aber meine Vision für das, was ich kontrollieren kann, ist eine, in der ich weiterhin großartige Musik über verschiedene Medien veröffentliche, ins Business/Filmgeschäft expandiere, ausgiebig um die Welt toure, weiterhin großartige Beziehungen zu denjenigen aufbaue, die die Kunst unterstützen, Leute dazu inspiriere, jetzt in der Gegenwart zu leben und zu lieben, indem sie tun, was sie wollen und auf diese Dinge hinarbeiten, Wohlstand für meine Familie schaffen und ein Vermächtnis hinterlassen, das meiner Gemeinschaft in den USA [und] in Äthiopien und Eritrea helfen wird. Ich sehe andere Auszeichnungen wie Grammys, Emmys, Billboard-Charts, Gold/Platin-Schallplatten und mehr in meiner Zukunft, aber diese Dinge werden kommen, je mehr ich mich auf das konzentriere, was ich kontrollieren kann.
Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

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Garey Godson

Garey Godson

A conversation about beauty, the Room of Understanding and the awakening of a new Nigeria

Gare Anighoro alias Garey Godson is a Berlin-based Nigerian artist, music producer and creative writer. With his sound, which he calls Afrofusion, and his independent record label Room of Understanding, he is forging his own path to success without confiding to the expectations the music industry has of African millennials. With Akono he talked about the current situation in Nigeria, his artistic friendships in Germany and about various concepts of black beauty.

A: What exactly is Afro-Fusion?

G: By Afrofusion I mean a liberating and forward-looking way for African millennials to express themselves without necessarily confiding to the status quo of industry expectations. It is a futuristic perspective on music, as it fuses African melodies with Western influences. It combines rhythms from R’n’B, Hip-Hop, Soul & Afro beats. All these music styles have their roots in Africa, but what I mean is that they have been recommercialised by Western influence. But the original African sounds, colours and melodies can be heard in my music and you can see that this is not American and not Western in terms of interpretation and singing. But the production is in a way a fusion of everything. It is simply very clear or free. My album Still I Rise is inspired by Maya Angelou’s poem of the same name, because it is soulful and rhythmic and promotes ideas like resilience, self-love, strength and beauty on Africans inside the Diaspora and beyond. My musical influences come from international and Nigerian artists such as Jay Z, Lauryn Hill, Nipsey Hussle, Kanye West, Tuface Idibia, T-Pain, Jesse Jags, Odunsi The Engine, Nonso Amadi and Burna Boy.

A: How did you get to this sound? Please, tell us something about your musical career.

G: Music was an important part of my upbringing. My father had a very extensive record collection of international and local artists. At home we always had records by Fela Kuti, Barry Wonders, Marvin Gaye, Majek Fashek, Prince and Michael Jackson. I grew up in a Protestant home and was a member of the church choir as a teenager. At the age of about 19, I started to be interested in music production and wrote songs, sang myself and produced for local artists in Nigeria.
After graduating, I moved to Europe and did a master’s degree in communication and media sciences at the TU Ilmenau. There I met my friend and co-producer Hannes alias HKMK. In 2018, we founded the record label Room of Understanding. First, it was friendship that brought us together, and then music. The more time we spent together, the more we understood how different we were in terms of our cultural experiences. When we decided to make music together, we started to talk more about political issues that affected us in different ways. We had open conversations about different cultural and political ideas. People who grew up in Germany have a certain kind of knowledge and attitude that they are sometimes reluctant to question. I tried to question some things, and we tried to learn from each other in a friendly way. This space of mutual understanding eventually became the Room of Understanding and music productions evolved around it. Much of it breaks boundaries of what people think we should look or sound like, and creates a space where people of any belief or sexuality can feel free to express themselves.
The average Nigerian like myself has been oppressed in so many ways. Especially those of us who live in Nigeria. There are always two ways to escape from oppression: either you become an oppressor yourself when you have the opportunity, or you try to do something to challenge oppression. For my part, I want to question things and set a positive example with my work. The Room of Understanding was therefore also created to help other aspiring creatives find their voice and present their art to the world.

Zwei Männer
Room of Understanding, HKMK and Garey Godson. Photo by Max Judge

A: You are wearing such a great T-shirt right now with the word „Afro Beauty“ on it. You also wrote a text called An Ode to the Black Skin. Do you want to tell us something about ideas of Black Beauty that underlie your music?

G: In high school I had a great literature teacher who knew history well, took us to poetry readings and theatre performances and introduced us to the world of Black writers: Léopold Sédar Senghor, Maya Angelou, Wole Soyinka and others. A recurring theme in their works was that of Black Pride and Black Beauty. I was privileged to learn about my cultural heritage and that we were kings and queens before the exploitation of the African continent. The Négritude movement, which began in the Francophone and Caribbean region long before I was born, helped me to understand the fact that Black is Beautiful. This knowledge also gave me a better insight into Africa’s contribution to the global arts and sciences.
It is a privilege as an artist to have the opportunity to define and transform narratives. In times like these, I am convinced that literature, music and art in all its forms are important tools for social change. For Black people around the world, this year has been a key moment for reflection and action. I believe it is time to shake up the status quo by engaging in meaningful dialogue and re-shaping the narrative through agendas that bring about change. We all have a role to play in shaping the future through our voices, our platforms and our solidarity with our Black brothers and sisters at local and international level.

A: A line from your song Tha Juice goes „When you come from where I come from you know that we don’t give up“ and you keep referring to the poem Still I Rise by Maya Angelou. What does it mean for you in life to overcome obstacles?

G: Yes, in fact the poem comes from a time of strong segregation and is an ode to being black and the ability to rise above obstacles in life. In Nigeria you always have to find a way. I can’t put that in a good light. If you feel that the government does not have your back, you have to find a way. There are many young people in Nigeria who have created things from scratch or put things together or outsource things. So it is up to us to find our own way. That’s the hustle spirit.

A: Let’s talk about Nigeria again. What is your assessment of current events?

G: Young Nigerians have gathered for the #endSARS protests to raise their voice for police reforms, to put an end to corruption and to demand state restructuring, especially regarding access to education and employment for young people. I think this is also an intergenerational conflict: many young people feel that they older generation has failed them. But it is only now that we are at the forefront of issues of social justice, that we are beginning to understand more of the dynamics which have led many older people to give in and settle into the system. But we are empowered to change things through new technologies and contact with different parts of the world. This does not mean that older people who are really passionate about their country should be excluded from the process of social change. We need people who want to get involved, regardless of age, religion or gender.

But as far as the government is concerned, what happened during the protests is once again all too telling. Three major news channels in Nigeria that reported on the protests were fined for their coverage. In the coming weeks or months, the mass media, which are largely controlled by the government, will try to divert public attention from what we saw at Lekki Gate on the night of the shooting, to rewrite the narrative and even to deny their involvement altogether. But our collective voices and energies have triggered a new stream of consciousness. This requires us to take up the baton and run. It is now up to us to remember those who lost their lives for a better Nigeria. We should use all of this as an impetus to continue the fight for justice. We should remember the names of the dead, embed them in our art and tell their stories to our children. This is crucial for the awakening of a new Nigeria. Nigerians in countries such as the US, Germany, Britain, Canada, Finland and Austria have shown their solidarity with the movement by participating in peaceful protests and drawing attention to the injustices in Nigeria.

Freedom is not given but it is demanded and fought for. The activities which have transpired in the last few weeks show that there’s a new awakening for the nation.

Mann mit Fahne

Immortalizing the lost lives: A vital key in the awakening of a new Nigeria

It’s exactly one week since the shootings at the Lekki toll gate in Lagos occurred. The 20th of October 2020 was a day that shook many citizens as well as international sympathizers and raised so many questions about the so-called democracy of Africa’s most populous nation Nigeria.

Garey Godson released his second studio album Still I Rise in 2020, which featured songs like Koko and Cairo. He is currently working on an EP titled Lucid Thoughts, which is scheduled to drop next year.

Instagram: Garey Godson

Header photo: © Max Judge

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Film

Systéme K

Système K
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Performancekunst abseits der Weltöffentlichkeit

In Kinshasa erobert heute die Kunst die Straßen. Nichts und niemand kann diese Bewegung aufhalten…

Kinshasa ist die Stadt der Performances... Es gibt keine freie Presse in Kinshasa. Unsere Rolle ist es zu informieren... Manche von uns sammeln und recyceln die Abfälle einer Konsumgesellschaft, zu der wir keinen Zugang haben... Es gibt keine Redefreiheit, aber permanenten Ausdruck. Ob sie wollen oder nicht, wir drücken uns aus. Das ist das System K.

Système K ist ein wunderbarer Dokumentarfilm über die Straßenkunstszene Kinshasas und eine Gruppe von Menschen, die ihre politischen Botschaften voller Leidenschaft auf die Straße bringen – mit Hilfe von Patronenhülsen, Rauch, Blut, Wachs, Plastikmüll, Musik und ihren eigenen Körpern.

Der „Satan des Lichts“ zum Beispiel treibt auf den Dächern der Markthallen aus Wellblech auf staubigen Marktplätzen sein Unwesen. Mit zwei Hörnern auf dem Kopf und einer andauernden fiesen Grimasse erschrickt er Kinder auf der Straße. Der im Kongo lebende französische Dokumentarfilmer Renaud Barret begegnet in Systéme K einer Gruppe faszinierender Künstler:innen, die Kunst auf der Straße und für die Straße machen. Sie heißen zum Beispiel Freddy, Béni, Kongo Astronaute, Strombo, Majesktik, Kokoko! und Geraldine und intervenieren mit Skulpturen, Bildern und Performances im öffentlichen Raum, abseits der Weltöffentlichkeit und abseits des Kunstmarkts. Ihre Kunst ist spektaktakulär und politisch, denn sie bezieht sich auf Ausbeutung, die Privatisierung von Wasser, persönliche und nationale Traumata und die Geschichte des Kongo. Système K zeigt Kinshasas leidenschaftliche und vitale Subkultur, die die Stadt als ihre Bühne begreift.

Hier ein paar Filmausschnitte:

The Hollywood Reporter

If you think you know street art because you’ve seen a few works by Banksy or Shepard Fairey, then you should take a look at the immersive documentary System K (Systeme K), which follows several Kinshasa artists who bring the medium to a whole new level.

Ein Film von Renaud Barret
Frankreich
2019, 94 Minuten

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Musik

Amaarae – farbenfrohe Musik aus Ghana

Amaarae
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farbenfrohe, warme Klänge aus Ghana

Amaarae ist eine Künstlerin, die sich selbst durch Musik und Farben ausdrückt und vor allem Befreiung für junge Frauen darstellen will... und für Kids. Ja, das ist Amaarae.

Ama Serwah Genfi, die unter dem Künstlernamen Amaarae arbeitet, überzeugt in ihrem Debütalbum „Passionfruit Summers“ durch klanglichen Freigeist, kokette Melodien und leise, hypnotische Reflexionen. Die Ende 2017 veröffentlichte LP trieft vor üppigen, warmen Klängen und Amaaraes zarte Stimme singt von bittersüßer Sehnsucht, verlorener Liebe und Nostalgie.

Amaarae wurde als Lieblingskünstlerin von Apple Music Africa ausgezeichnet. 2019 veröffentlichte sie die Singles „Like It“ und „Spend Some Time“ und trat in Los Angeles, New York und Lagos auf. In der Musikszene in Ghana kann sie als eines der hellsten Sternchen der alternativen Musikszene jedoch am meisten brillieren:

In Accra haben wir eine Vielfalt in Bezug auf Rap, R&B, Neo Soul und die elektronische Szene, die wahnsinnig lebhaft ist, und wir sind wagemutig mit unserem Handwerk.

NATAAL.COM

Amaarae: The young Ghanaian songstress who stands out from the pack

Amaarae bei Instagram.

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