Kategorien
Musik

Lous and the Yakuza

Lous and the Yakuza
Tiny Desk Concert

Es ist jetzt schon ein paar Tage alt und vielleicht habt ihr es schon gesehen, wir müssen euch aber trotzdem unbedingt noch das Lous and the Yakuza Tiny Desk Concert ans Herz legen!

Es herrscht elegante Stimmung im Hôtel Grand Amour in Paris, als Lous and The Yakuza dort in der Book Bar ihr Tiny Desk Concert spielen. Doch während die Musik streckenweise sehr sachte, beschwingt und warm klingt, ist das, was sich in Lous Hintergrundgeschichte und in ihren französischen Texten, verbirgt, manchmal tiefgründig und aufwühlend.

Lous – ein Anagramm für „Seele“ – ist Marie-Pierra Kakoma, eine 24-jährige Künstlerin, die ihr Heimatland Demokratische Republik Kongo wegen des Krieges verließ, in Ruanda aufwuchs und heute in Belgien lebt. Ihr Tiny-Desk-(Haus-)Konzert eröffnet sie mit ihrer 2019 veröffentlichten Single „Dilemme“. Das Lied beschwört Erinnerungen an ihre Jugend im Kongo und in Ruanda herauf: „Das Leben verfolgt mich, alles, was mich umgibt, hat mich gemein gemacht“, singt sie auf Französisch. Lous Lieder sind oft zu kongolesischen Rumba-Rhythmen vertont, gefüllt mit Resilienz, Schönheit und Widerstand.

RosaMag

Im Interview erzählt Lous von der Arbeit an ihrem Album “Gore”. Sie spricht über die BLM Proteste in Belgien diesen Sommer, die sie mitorganisierte und ihr Morddrohungen einbrachten. Außerdem erzählt sie von den Herausforderungen als Schwarze Frau in einer weißen Industrie …
Die auf dem Konzert gespielten Lieder stammen vom 2020 erschienenen Album Gore, indem sie musikalisch die Traumata von Krieg, Flucht und Trennung von ihrer Familie, aber auch ihren Rauschmiss aus dem Elternhaus in Belgien adressiert. Lous war ein aufgewühlter Teenager und verbrachte eine Zeit lang auf der Straße, bevor sie ihr Leben wieder in den Griff bekam und sich der Musik und Kunst widmete. Von dieser Künstlerin werden wir noch sehr viel hören!
SET-LISTE Tiny Desk Concert:
„Dilemme“
„Bon Acteur“
„Dans La Hess“
„Solo“
„Amigo“

Blick Bassy

Der kamerunische Musiker Blick Bassy ist in aller Munde. Über sein politisches Engagement und seine metaphysische Musik.

Read More »

contribute

Du hast Fragen, Kritik oder Themenvorschläge für akono? Dann schreib uns gerne.
Kategorien
Musik

Amaarae – farbenfrohe Musik aus Ghana

Amaarae
-
farbenfrohe, warme Klänge aus Ghana

Amaarae ist eine Künstlerin, die sich selbst durch Musik und Farben ausdrückt und vor allem Befreiung für junge Frauen darstellen will... und für Kids. Ja, das ist Amaarae.

Ama Serwah Genfi, die unter dem Künstlernamen Amaarae arbeitet, überzeugt in ihrem Debütalbum „Passionfruit Summers“ durch klanglichen Freigeist, kokette Melodien und leise, hypnotische Reflexionen. Die Ende 2017 veröffentlichte LP trieft vor üppigen, warmen Klängen und Amaaraes zarte Stimme singt von bittersüßer Sehnsucht, verlorener Liebe und Nostalgie.

Amaarae wurde als Lieblingskünstlerin von Apple Music Africa ausgezeichnet. 2019 veröffentlichte sie die Singles „Like It“ und „Spend Some Time“ und trat in Los Angeles, New York und Lagos auf. In der Musikszene in Ghana kann sie als eines der hellsten Sternchen der alternativen Musikszene jedoch am meisten brillieren:

In Accra haben wir eine Vielfalt in Bezug auf Rap, R&B, Neo Soul und die elektronische Szene, die wahnsinnig lebhaft ist, und wir sind wagemutig mit unserem Handwerk.

NATAAL.COM

Amaarae: The young Ghanaian songstress who stands out from the pack

Amaarae bei Instagram.

Blick Bassy

Der kamerunische Musiker Blick Bassy ist in aller Munde. Über sein politisches Engagement und seine metaphysische Musik.

Weiterlesen »

contribute

Du hast Fragen, Kritik oder Themenvorschläge für akono? Dann schreib uns gerne.
Kategorien
Musik

Kokoko!

KOKOKO!
Laut, vital, spontan und erfinderisch: Straßenmusik born in Kinshasa

Falls ihr KOKOKO! noch nicht kennt, solltet ihr jetzt unbedingt eure Öhrchen spitzen, denn das ist wohl die musikalisch erfinderischste Truppe, die euch seit Langem oder je untergekommen ist! Am besten, wir lassen KOKOKO! sich selbst vorstellen, im Anschluss gibt es ein paar Videos für euch zum Reinhören.

KOKOKO! ist ein Kollektiv aus Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, ein kreativer Zusammenschluss verschiedener Künstler, der bei einer spontanen Fusion auf einem Straßenfest geboren wurde. Es besteht aus Erfindern von Musikinstrumenten aus dem Viertel Ngwaka, dem Elektronik-Produzenten débruit, Makara Bianko (alias Lingwala-Teufel) und seinen Tänzer:innen aus dem Viertel Lingwala.

Und weiter…

Die KOKOKO! Mitglieder sind dafür bekannt, eine ganz eigene Ästhetik zu schaffen, indem sie Materialien wie Metall, Dosen, Motorteile und Kunststoffbehälter von den Straßen Kinshasas neu zusammenbasteln und zu vitaler, skulpturaler Tanzmusik aufbereiten. Ihre verzerrten, schnellen Rhythmen und spontanen elektronischen Lo-Fi-Klänge bilden den chaotischen Soundtrack für die raue und doch reichlich kreative Realität der Stadt.

© Kokoko!

Dies ist eine ganz neue Szene - radikal, gefährlich und blühend in einem Land, dessen politische Instabilität zuallererst und am eindringlichsten auf den Straßen Kinshasas, Afrikas drittgrößter Hauptstadt, spürbar ist, einem städtischen Patchwork, das sich weiter erstreckt, als das Auge sehen kann. KOKOKO! ist spektakuläre Klangkulisse, die neue, ungebremste Ästhetik, die (zwischen den von der Regierung verhängten Stromausfällen) von den Clubs in der Innenstadt ausgeht.

In Kinshasa ist der performerische Zeitgeist multidisziplinär und kollaborativ, die Performance-Künstler:innen, Musiker:innen und Tänzer:innen treten oft in Gruppen auf, drücken ähnliche Gefühle aus und teilen denselben rebellischen Geist.

Das KOKOKO!-Kollektiv besteht aus Performance-Künstler:innen, die sich auf der Suche nach einem Publikum in der geschäftigen Stadt an einer belebten Kreuzung aufbauen, wobei ihre Gesten und Bewegungen die harte Realität der aktuellen Ereignisse im Land zum Ausdruck bringen. Ihre Arbeit erlaubt es ihnen, non-verbal ihre Frustration über die heutigen Zustände und die Ereignisse der Vergangenheit auszudrücken, die den Kongo, der eines der reichsten Länder der Welt sein sollte, in ein Chaos gestürzt haben, von dem sich das reiche Ausland ernährt und das es ausnutzt.

KOKOKO! schreiben auf ihrer Website, es entgehe dem kongolesischen Volk nicht, dass gerade die Ressourcen, die einen Großteil des industriellen und technologischen Fortschritts der wohlhabendsten Länder angeheizt haben – von versklavten Menschen, Kautschuk und Diamanten bis hin zum Coltan, aus dem unsere Smartphones sind und Kobalt für Akkus und Batterien – die Ursache für das Leiden in ihrem eigenen Landes sind.

Blick Bassy

Der kamerunische Musiker Blick Bassy ist in aller Munde. Über sein politisches Engagement und seine metaphysische Musik.

Read More »

contribute

Du hast Fragen, Kritik oder Themenvorschläge für akono? Dann schreib uns gerne.
Kategorien
Musik

Spoek Mathambo

Spoek Mathambo
-
Township Tech aus Soweto

Spoek Mathambo ist ein aufstrebender Musiker, Produzent und Regisseur aus Südafrika und eine Schlüsselfigur des als Township Tech bezeichneten Stils südafrikanischer elektronischer Tanzmusik. Seine Musik verschmilzt Funk, House und Kwaito und ist gespickt mit bissigen Kommentaren über das Hier und Jetzt.

International bekannt geworden ist Mathambo mit seinem “Darkwave-Township-House“ Cover des berühmten „She’s lost control“ von Joy Division, das wir euch hier verlinken, denn es ist ein wahres Meisterwerk von einem Video. Man muss kein Joy Division Fan sein, um es großartig zu finden. Trotz gruselig verzerrten Gesanges und verstörender Bilder behält Control erstaunlicherweise durch seine Baseline die Fähigkeit des Originals bei, einen zum Tanzen zu bringen.

Das Video wurde im Viertel Langa in Kapstadt unter der Regie des berühmten Fotografen Pieter Hugo und mit Kindern der örtlichen Tanzgruppe Happy Feet gedreht. Mathambo, der sich selbst für Repräsentationen von AfrikanerInnen interessiert, wollte mit Hugo an diesem Projekt unter anderem zusammenarbeiten, um über die Darstellung der Kinderbande fragen zu können, wer dabei eigentlich die „Control“ habe. Im Video bombardiert uns Mathambo in einem weißen Anzug und mit einem alten Megafon in der Hand mit Bildern, die schneller wechseln, als wir ihre Bedeutung verstehen können. Wir sehen an verschiedenen Orten ihn und eine teilweise zombiehaft aussehende Bande von Kindern, die sich in bizarren Ritualen den Kopf rasieren, Milch erbrechen, epileptisch oder wie geistig besessen zucken, militärisch tanzen, sich mit Farbe übergießen, Waterboarding durchmachen, schließlich in einen Gewaltexzess ausbrechen, der keinen Höhepunkt findet. Das Ganze findet in einer eindrücklichen schwarz-weiß Ästhetik und einem surrealen Setting von Friedhöfen und verlassenen Gebäuden statt.

Für Control erhielt Mathambo 2011 den Nachwuchsregiepreis beim Cannes Lions International Festival of Creativity.

Mathambo hat außerdem einen Dokumentationsfilm über die südafrikanische Kwaito-Szene produziert, „The Future Sound of Mzansi“:

Als ein Fan von südafrikanischer elektronischer Musik habe ich mich darüber gefreut, sie innerhalb der letzten zehn Jahre regional und international durch die Decke gehen zu sehen. Sie beinhaltet so eine große Vielfalt an verschiedenen Kulturen, verschiedenen Sprachen, verschiedenen Klassen!

Als Kind von hier wächst man auf und schaut immer zu fremder Musik auf. Ich habe nie wirklich respektiert, was in Südafrika passierte. Und dann auch noch mit Tanzsachen. Bis mir klar wurde, dass der südafrikanische House und Kwaito zu den besten Hausnummern der Welt gehört. Track für Track ist das einfach der Shit.

In den Townships von Südafrika erfunden und zusammengemixt, wuchs Kwaito schnell zu einer ganzen Jugendbewegung heran, die bewusst unpolitisch zu sein schien. Wie ein südafrikanischer DJ sagte, war man es nach der Freilassung von Mandela irgendwann leid, politische Lieder zu singen. Eine schöne Anekdote ist, dass Mandela selbst die Inhalte von Kwaito Liedern gar nicht schätzte und 1996 verschiedene DJs über die ANC Jugendliga zu einem Treffen einlud, bei dem er sie bat, positive Botschaften zu transportieren.

Kwaito Kasetten wurden aus offenen Autos auf der Straße verkauft, von Oskidos Church Groove Compilation verkauften sich ganze 200.000 Exemplare. Der Inhalt von Kwaito mag unpolitisch gewesen sein, aber als Bewegung verkörperte er die Emanzipation. Wie Mathambo es ausdrückte: „Junge Schwarze konnten anfangen zu tun, was immer sie wollten – und sie taten es.“

contribute

Du hast Fragen, Kritik oder Themenvorschläge für akono? Dann schreib uns gerne.