#ENDPOLICEBRUTALITY
Seit mehr als zwei Wochen schon finden in Nigeria Proteste vor allem junger Leute gegen die Polizei-Eliteeinheit Special Anti-Robbery Squad (SARS), Polizeigewalt im Allgemeinen und Korruption statt. Die Lage eskalierte, als Polizeikräfte vergangenen Dienstag das Feuer auf Protestierende an einer Mautstelle in Lagos eröffneten. Über 50 Zivilist:innen haben seit Beginn der Demonstrationen ihr Leben verloren. International verbreiteten sich die Proteste unter dem Hashtag #EndSARS und führten auch im Ausland zu Protestkundgebungen.
Afrikanische Gesellschaften können auf eine lange Geschichte von Protesten und Demonstrationen gegen unterdrückerische Kräfte zurückblicken. Wir wollen euch heute fünf Dokumentarfilme aus der jüngeren Vergangenheit vorstellen, die sich mit solchen Protesten beschäftigen.
Bukinabé Rising - die Kunst des Widerstandes
Burkina Faso, ein kleines Binnenland in Westafrika, beheimatet eine lebhafte Gemeinschaft von Künstler:innen, Musiker:innen und engagierten Bürger:innen, die im Geist von Sankara ihr Land politisch gestalten. Zur Erinnerung: Sankara, der anti-patriarchale, sozialistische und panafrikanistische fünfte Präsident des damaligen Obervoltas, wurde in einem Staatsstreich unter Führung seines besten Freundes und Beraters Blaise Compaoré getötet, der das Land dann 27 Jahre lang als Autokrat regierte, bis ein massiver Volksaufstand zu seiner Absetzung führte. Heute ist der Geist des Widerstands und des politischen Wandels mächtiger denn je und durchdringt jeden Aspekt des burkinischen Lebens. Dieser Geist ist nicht nur für Afrika eine Inspiration, sondern auch für den Rest der Welt.
Softie - über den Aktivisten Boniface Mwangi
Sam Soko’s Dokumentarfilm Softie begleitet den kühnen politischen Aktivisten und Photojournalisten Boniface Mwangi (genannt Softie), der sich nach mehreren Jahren des Kampfes gegen Missstände in seinem Land Kenia dazu entschließt, für ein politisches Amt zu kandidieren. Mit Idealismus als einzige Waffe eine saubere Kampagne gegen höchst korrupte Gegner:innen zu kämpfen, erweist sich jedoch bald als schwierig und höchst gefährlich. Schnell, frenetisch und doch weich in seinem Kern, zeigt Softie mit klarem Fokus, wie der Einzelne selbst dann noch einen Unterschied machen kann, wenn er gegen den Strom schwimmt. Soko erfasst geschickt die Realität des politischen Aktivismus in Kenia und die Mobilisierung der Gemeinden vor Ort.
Downstream to Kinshasa
Der neueste Dokumentafilm unter Regie des berühmten kongolesischen Filmemachers Dieudo Hamadi begleitet eine Gruppe von Opfern des Sechstagekrieges im Kongo, die von der Regierung Wiedergutmachung fordert. Im Juni 2000 war die Stadt Kisangani am Kongofluss zum Schlachtfeld beim Aufeinandertreffen von ruandischen und ugandischen Streitkräften im Zweiten Kongokrieg, dem sogenannten Afrikanischen Weltkrieg, geworden. Die Überlebenden kämpfen auch 20 Jahre später noch um Entschädigung und Anerkennung der Gräueltaten, die sie bei dieser Belagerung erlebt haben.
Hamadis Film konzentriert sich jedoch nicht auf die geopolitische Vergangenheit, sondern auf die Gegenwart einer Gruppe von Kisanganer:innen, die durch die schweren Granaten und Schüsse verstümmelt wurden. Durch das Musiktheater haben manchee ihre Stimmen zurückgefunden, da sie aber nie eine finanzielle Entschädigung für ihren Schmerz erhalten haben, beschliessen sie, den Kongofluss hinunter in die Hauptstadt zu reisen, um endlich ihren Geschichten Gehör zu verschaffen.
The Art of Fallism - Intersektionalität im Protest
The Art of Fallism gewährt einen Einblick in die südafrikanische #Rhodesmustfall Bewegung und die Notwendigkeit von Intersektionalität, ohne die eine solche Revolution der Erinnerungskultur und gesellschaftlichen Strukturen zum Scheitern verurteilt wäre. Ein massiver Studentenprotest an der Universität von Kapstadt entwickelt sich zu einer nationalen Debatte für freie Bildung und das Ende aller Formen der Repression. The Art of Fallism dokumentiert diese Kämpfe, zeigt aber vor allem, wie Frauen und Trans-Aktivist:innen innerhalb dieser Gruppen dafür kämpften, dass die Bewegung integrativ wurde und sich für eine Vielfalt von Stimmen einsetzte.
The Square
The Square ist eine fesselnde, zutiefst menschliche Chronik der ägyptischen Protestbewegung vom Sturz des Militärführers Hosni Mubaraks im Jahr 2011 bis zur Amtsenthebung von Mohammed Morsi im Jahr 2013. Der Film folgt Magdy, einem Mitglied der muslimischen Bruderschaft, Khalid Abdalla, einem ägyptischen Schauspieler, der die Hauptrolle in „The Kite Runner“ spielte, und dem charismatischen Ahmed, jeweils junge Aktivisten, die seit zwei Jahren versuchen, ein besseres Ägypten aufzubauen. Bewaffnet mit nicht mehr als Kameras, sozialen Medien, tiefem Bewusstsein und einem entschlossenen Engagement für Veränderungen fängt der Film die Unmittelbarkeit und Intensität der Proteste auf dem Tahrir-Platz ein.