Als TRS (Triss) die Tracklist für ihre EP zusammenstellte, war die Wahl von „Respectfully“ als Leadsingle eine unbewusste Entscheidung. „Respectfully fühlt sich wie eine Art Einführung an“, sagt sie. „Damit stelle ich mich der Welt vor, und lerne mich selbst neu kennen“.
Für die junge äthiopisch-kanadische Singer-Songwriterin beruht das persönliche Wachstum, das sich in ihrem Schaffen widerspiegelt, auf Unabhängigkeit. Um als unabhängige Künstlerin in der aktuellen Szene von Vancouver zu bestehen, braucht man ein ganzes Dorf hinter sich. Besonders schwierig ist es, wenn die Menschen um einen herum nicht so aussehen und klingen wie man selbst. „In einem Viertel aufzuwachsen, in dem ich in fast jedem Raum die einzige Schwarze war, machte es so schwierig, mein Schwarzsein zu schätzen“. TRS hat sich mit der Regisseurin Andrea Nazarian zusammengetan, um uns daran zu erinnern, dass wir Selbstermächtigung nicht mit Isolation verwechseln sollten. Ihr Video würdigt die Homies und insbesondere die Schwarze Frau, die ihre Kunstfertigkeit in die Wiege gelegt hat. Während ihre Lyrik die Turbulenzen einfängt, die das persönliche Wachstum mit sich bringt, bleibt ihr sanfter Gesang seidig weich.
Wir sprachen mit TRS und Regisseurin Andrea, inwiefern „Respectfully“ einen neuen Schritt in der Entwicklung von TRS darstellt. Willkommen in der Welt von TRS.
Warum hast du 'Respectfully' als erste Single auf deiner EP ausgewählt?
TRS: Sie repräsentiert eine Version von mir, die keine Kompromisse bei ihrer Wahrheit eingeht, unabhängig davon, wie andere darüber denken. Ich hatte lange Zeit die Tendenz, die Gefühle und den Komfort anderer auf meine eigenen Kosten zu befriedigen, und das ist etwas, das ich langsam aber sicher loszulassen lerne. Im Moment ist meine Wahrheit, dass nichts und niemand vor meinen Lieben, meiner Kunst und dem Aufbau von nachhaltigem, dauerhaftem Wohlstand für mich und meine Familie kommen wird.
Könnt ihr zwei mir etwas über den Denkprozess hinter dem Video erzählen? Von der Idee über die Ausführung bis zum Abschluss.
TRS: Ich bin gesegnet mit talentierten, fähigen, strahlenden Freund:innen, von denen ich einige schon fast mein ganzes Leben lang kenne. Es war mir wichtig, dass die Beziehungen, die ich in meinen Texten erwähne, auf und neben der Leinwand vertreten waren. Ich wollte die in den Texten erwähnten Themen so weit wie möglich in die Gestaltung des Videos einbeziehen, was mit dem Team beginnt. Der Text und die Darbietung sind sorglos und unverblümt, was ein weiteres Element ist, das ich in die visuellen Darstellungen übertragen wollte. Hier kommt die B-roll ins Spiel, in der wir einfach nur chillen und wir selbst sind. Außerdem liebe ich die Landschaften, die die Stadt, in der ich aufgewachsen bin, zu bieten hat, und das mussten wir ausnutzen. Andrea hat phänomenale Arbeit geleistet und einige der atemberaubendsten Aussichten, die BC zu bieten hat, ausgekundschaftet.
ANDREA: Dies ist das erste große Musikvideo von TRS, und wir haben bei der Postproduktion eng zusammengearbeitet. TRS und ich hatten mehrere Sitzungen im Schneideraum mit unserem Postproduktionsteam Red Willow, um die perfekten Clips und Momente herauszusuchen, die Performance, Ästhetik, Storytelling und Schwesternschaft in einem Gesamtpaket vereinen, das sowohl sie als auch mich anspricht – und hier ist das Ergebnis!
Wir haben das Privileg, im wunderschönen British Columbia zu leben, und wollten die unglaubliche Natur, die uns zur Verfügung steht, in dieses Video einfließen lassen. Wir wählten einen abgelegenen Strand außerhalb von Vancouver als Eröffnungsszene, um TRS als die geheimnisvolle, selbstbewusste Darstellerin zu zeigen, die sie ist. Als Gegengewicht zu der Schönheit der Natur fanden wir einen wunderschönen architektonischen Ort mit Buntglasfenstern – und nutzten diesen Raum, um TRS in einem jenseitigen Licht zu zeigen, mit farbigen Reflexen, die über ihr Gesicht tanzen, und TRS‘ auffälliges Make-up und ihre Garderobe, die ihr eine Art Alter Ego verleihen.
Tangaza Magazine
Was hat dir bei den Dreharbeiten am besten gefallen?
TRS: Ehrlich gesagt… Alles. Aber ich würde sagen, der erste Dreh, bei dem wir die Aufnahmen gemacht haben, wie wir durch das Tal in Pitt Meadows fahren. Es war alles so neu und aufregend; wir hatten keine Ahnung, wohin uns dieser Prozess führen würde. Alle Beteiligten waren an diesem Tag am Set, und die Energie war unglaublich. Auch für die Girls war es das erste Mal, dass sie auf diese Weise vor der Kamera standen, und es war erstaunlich zu sehen, wie sie sich von Nervosität hin zum Wohlfühlen und zur Entfaltung ihrer inneren Schönheit entwickelten.
Du hast erwähnt, dass das Video eine Ode an die Schwarze Schwesternschaft ist. Wie wichtig war die Schwarze Schwesternschaft für dein künstlerisches Schaffen?
TRS: Ich will nicht dramatisch sein, aber die Schwarze Schwesternschaft hat mich gerettet. Ich hatte das Glück, zu einer tollen äthiopischen und eritreischen Gemeinschaft in Vancouver zu gehören und in einem Raum zu leben, in dem ich verstanden wurde, ohne mich erklären zu müssen. So sind diese lebenslangen Freundschaften entstanden. Diese Mädchen haben in meinem Leben so viel mitgemacht. Ehrlich gesagt glaube ich, dass es ein wichtiger Rettungsanker ist, (zumindest ein paar) Freund:innen zu haben, die so aussehen wie man selbst.
Welche anderen Themen behandelst du in den vier anderen Singles der EP?
TRS: Nach dem Intro entfaltet sich eine Liebesgeschichte. Sie umfasst die Übergänge zwischen den Gefühlen der Verliebtheit, der Intimität, des Herzschmerzes, der Loslösung und der Heilung, die das Durchleben einer Beziehung begleiten. Ich erkunde auch, wie Liebe und Verlust uns etwas über uns selbst lehren und zu unserem persönlichen Wachstum beitragen können. Es endet mit einer ungewöhnlichen Erklärung – einer, bei der es im Wesentlichen darum geht, sich für sich selbst zu entscheiden, ganz gleich, wie viel Liebe man für die andere Person empfindet.
Wie würdest du die Musikszene von Vancouver und ihren Einfluss auf deine Kunst beschreiben?
TRS: Die Szene in Vancouver ist frisch, innovativ und kollaborativ. Ich denke, diese neue Welle von Künstler:innen wird Vancouver auf eine Weise bekannt machen, wie es schon lange nicht mehr der Fall war. R&B und Hip Hop sind keine Genres, für die Vancouver bisher bekannt war. Vancouver ist voller Talente und war es schon immer, aber ich habe das Gefühl, dass diese Generation von Künstler:innen und Kreativen geeinter denn je ist und deshalb Geschichte schreiben wird. Und das hat mich so sehr inspiriert.
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