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Spotify in Afrika: Teil 2
von Marcel Sturm

Herausforderungen von Spotify und Co. in Afrika

Der Musik-Streaming-Markt ist zunächst einmal eng mit der Vernetzung und der Akzeptanz von elektronischen Geräten verbunden. Diese externen Faktoren haben einen großen Einfluss auf die Akzeptanz von Streaming-Diensten und bleiben die größte Herausforderung im Falle Afrikas. Auch wenn die Einnahmen in den kommenden Jahren voraussichtlich deutlich steigen werden, gibt es noch eine Begrenzung für das Wachstum des Musik-Streamings, denn dieses kann sich nur so schnell entwickeln, wie es die Infrastruktur ermöglicht. Da Internet- und Smartphoneverfügbarkeit niedriger sind, wird erwartet, dass die Durchdringung von Streaming-Diensten in der Bevölkerung im Vergleich zu anderen Märkten zumindest für eine Weile ebenso niedriger bleiben wird.

Auch die geringe Zahlungskraft vieler Menschen und fehlende Bankkonten stellen Hürden für die Verbreitung dar. Eine weitere Herausforderung sind die Zahlungsbedingungen in vielen afrikanischen Ländern, denn der Devisenumlauf ist oft sehr begrenzt, und die Mehrheit der potenziellen Nutzer:innen nutzt für ihre Zahlungen Smartphones statt Banktransfers. In Ländern mit hohen Bankzinsen ist es beinahe unmöglich, online einzukaufen. Die einzigen Staaten, deren Zentralbanken Online-Transaktionen zulassen, sind Südafrika, Ruanda, Marokko, Ägypten, Senegal und Nigeria. Für andere afrikanische Länder ist die Einrichtung eines Fremdwährungskontos äußerst kompliziert, wenn nicht sogar unmöglich – eine Herausforderung für Spotify und andere expandierende Anbieter.

In Afrika hat sich Streaming also bisher noch nicht endgültig durchgesetzt, und dies jedoch auch, weil die Musikindustrie insgesamt einen schweren Stand hat. Südafrika ist mit seiner hoch entwickelten Musikindustrie eine Ausnahme auf dem Kontinent. „Es gibt in den meisten Ländern Afrikas eine lebendige Musikszene“, sagt David Price vom Weltverband der Musikindustrie (IFPI) im DW-Interview, „aber die Umsätze in diesen Ländern sind recht gering“. Denn wenn in Afrika für Musik bezahlt wird, geht das Geld oft an Raubkopierer:innen und nicht an die Labels bzw. Produzent:innen. Angesichts der Umsetzung und Lage des Urheberrechts setzen viele Musiker:innen für ihren Lebensunterhalt vor allem auf Konzerte. Was natürlich seinen Charme, aber auch seine Schattenseiten hat; wie die Abhängigkeit von Auftritten für die Einnahmen der Künstler:innen.

Die größte Herausforderung des Geschäfts in Afrika seien die hohen Kosten für Datenvolumen, sagt Gillian Ezra im DW-Interview. Sie ist Afrika-Chefin des französischen Anbieters „Deezer“, der in fast allen Ländern des Kontinents verfügbar ist. Nach Angaben der Organisation „Alliance for Affordable Internet“ kostet ein Gigabyte Datenvolumen einen Südafrikaner 2,35 %, eine Kenianerin 4,33 %, und einen Ivorer sogar 6,36 % des Monatseinkommens. Ein möglicher Weg, um den hohen Datenkosten zu begegnen, ist die Kooperation der Streaming-Dienste mit Mobilfunkunternehmen. Denn diese haben die Möglichkeit, kostenlose oder vergünstigte Datenpakete für die Nutzung eines Musik-Streaming-Dienstes anzubieten. „Solche Datenbrücken können tatsächlich der Schlüssel dazu sein, die Streaming-Dienste in Afrika zu etablieren“, sagt Musikindustrie-Experte Price. Doch manche Mobilfunkbetreiber setzen lieber auf eigene Produkte.
Für Afrika haben die „westlichen“ Musik-Streaming-Dienste ihr Angebot angepasst. Ein Monat werbefreies Musik-Streaming kostet bei Spotify, Apple oder Deezer umgerechnet etwa 3,65 Euro, also weniger als die Hälfte dessen, was Nutzer:innen in Europa oder Amerika zahlen. Für Kunden ohne Bankkonto gibt es im Supermarkt Prepaid-Karten. Die Dienste gehen also auf die afrikanische Bevölkerung ein. Jedoch stellt sich die Frage, ob diese Bemühungen tatsächlich ausreichen; besonders unter dem Aspekt günstigerer afrikanisch-orientierter Musikstreaming-Anbieter.

Tatsächlich hat das Streaming-Geschäft im Allgemeinen, also auch weltweit, einen großen Haken. Bisher erwirtschaften die Großen der Branche nämlich keine Gewinne. Umso riskanter erscheint die Wette darauf, dass das Musikgeschäft in Afrika mit der neuen Technologie aufblüht. Für die Streamingdienste und Musikindustrie gilt es dennoch, den afrikanischen Markt für sich zu gewinnen. Die große Bevölkerung und das starke Wachstumspotenzial sorgen dafür, dass verschiedene Musikplattformen sie für ihre Ausweitung auf den vielfältigen Kontinent nutzen möchten. Insgesamt ist die Besonderheit des afrikanischen Musik-Streaming-Marktes so groß, dass die Akteure ein erhöhtes Maß an Anpassungsfähigkeit an den Tag legen müssen. Afrika kann sicherlich ein Wachstumsmotor für Musik-Streaming-Plattformen sein, die nun herausfinden müssen, wie man diesen anheizt.

Marcel Sturm (29) ist Studierender der Populären Musiken und Medien im 5. Semester und bei akono im Herbst 2023 und Winter 2023/24 als Praktikant im Magazin tätig.

Bild im Header: unsplash

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