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Eines Nachmittags im Jahr 2018 stand ich mit der Stirn an der Wand meines Schlafzimmers in Johannesburg, die Arme über dem Kopf, die Beine auseinandergespreizt und nur mit einem schwarzen Höschen bekleidet. Mit meinem Einverständnis peitschte Sunga Konji, ein exquisiter simbabwischer Seilpraktiker, meinen Rücken aus.
Ich erwartete, dass ich die Freude am Schmerz spüren würde. Aber stattdessen fühlte ich mich plötzlich wie in einer Filmszene, in der ich eine baumwollpflückende Sklavin und er mein Besitzer war. Das war kein gutes Gefühl. Ich schwieg in diesem Moment, verwirrt darüber, warum ich mich so fühlte und warum der Gedanke an Kolonialität aufkam, obwohl wir beide Schwarze sind.
Konji und ich sprachen darüber in unserer Nachsorge-Sitzung, aber einige Jahre später habe ich festgestellt, dass ähnliche Gespräche selten auf breiterer Ebene geführt werden. In jüngster Zeit gibt es Bemühungen, den Anteil Schwarzer in der Kink-Szene zu erhöhen – und sich gegen die Vorstellung zu wehren, dass Kink „gottlos“ oder eine Sache der Weißen sei -, aber es gibt nur wenige Diskussionen über Kolonialität, obwohl sie in der Szene durch die Vorstellung von „Meistern“ und „Sklaven“, Fesseln und Ketten sehr präsent ist.
Um diese Gespräche zu beginnen, sprach ich erneut mit Konji und mit der Schwarzen feministischen Sexual-Wellness-Praktikerin Mamello Sejake.
Konji lebt seit über einem Jahrzehnt in Kapstadt. Im Laufe der Jahre hat er in Südafrikas überwiegend weißem Kink-Raum oft beobachtet, wie Schwarzsein auf unbequeme oder anstößige Weise fetischisiert wurde. Einmal nahm er an einer Veranstaltung teil, bei der eine „Sklavenauktion“ stattfand, bei der unterwürfige Frauen an die Höchstbietenden verkauft wurden. Ihm wurde gesagt, dass es bei der Veranstaltung „nicht um Rasse, sondern nur um Sklaverei“ gehe.
Konji sagt, dass er hart daran arbeitet, eine pro-afrikanische Haltung zu vertreten, was ihn intolerant gegenüber „seltsamen rassischen Dingen“ macht. Mit seinen weißen Klienten werden, wenn nötig, Gespräche über rassistische Dynamiken geführt. Wenn er ihr Verhalten für inakzeptabel hält, wird der Kontakt abgebrochen. Er ist jedoch der Ansicht, dass die Entkolonialisierung der Szene in Südafrika Vielfalt erfordert – sowohl bei der Darstellung als auch bei den Gesprächen. Ein Beispiel dafür ist die neuere Praxis, die Konzepte Herr/Sklave und dominant/unterwürfig durch neue zu ersetzen. Konji ist der Ansicht, dass diese typischerweise verwendeten Konzepte, in denen eine Person eine andere besitzt oder kontrolliert, auf Machtsysteme ausgerichtet sind und im Kink nicht notwendig sind.
In seiner Arbeit präsentiert er sich stattdessen als jemand, der Bedürfnisse und Wünsche befriedigt.
„Man kann pervers sein und trotzdem eine gute Zeit haben, ohne ein Machtsystem zu brauchen“, sagte er mir gegenüber.
Als ich mit Sejake über die Kolonialität im Kink sprach, sah sie die Sache ganz anders. Auch sie ist häufig mit der Trope Herr/Sklave und der Verwendung von Utensilien, die oft mit Sklaverei in Verbindung gebracht werden, konfrontiert worden. Sie erzählte von einer Situation großen Ungehagens, als sie mit einer Schwarzen Frau* herumspielte, die eine Zaunlatte benutzte. Dies lag jedoch nicht daran, dass es Vorstellungen von Kolonialität auslöste. Für sie war es lediglich ein kurzer Moment des Spiels, der faszinierend war, aber am Ende nicht so vergnüglich, wie sie es sich ursprünglich vorgestellt hatte. Sejake sieht die Szenarien und Spielzeuge, die typischerweise bei Kink verwendet werden, nicht als von Natur aus problematisch an.
„Wir spielen doch auch mit Ketten und Peitschen, oder? Einige der Spielzeuge, mit denen wir spielen, wurden auf sehr gewalttätige Weise eingesetzt“, sagte Sejake. „[Aber] alles bekommt Macht und Bedeutung, wenn wir es einsetzen. In der Perversion kann man mit dieser Macht herumspielen. Man kann sie zerstreuen.“
Für sie besteht ein größeres Problem darin, dass Kink oft eng auf eurozentrische und heteronormative Weise verstanden wird, im Gegensatz zu einem nuancierteren Verständnis von Kink, bei dem es um menschliche Sehnsucht und Genuss geht. Sie argumentiert, dass die Szene mehr Raum für afrikanische Traditionen und Bräuche schaffen sollte. Sejake nennt als Beispiel das Dehnen der Schamlippen, das besonders in Ruanda und Uganda verbreitet ist, aber auch in anderen Ländern des östlichen und südlichen Afrikas praktiziert wird. Dieser Brauch steigert die sexuelle Lust und erleichtert den Orgasmus und die weibliche Ejakulation, wird aber im Westen manchmal als „Verstümmelung“ bezeichnet. Sejake ist der Meinung, dass unser Verständnis von Kink um solche afrikanischen Praktiken erweitert werden sollte.
„Kink steht über Rasse und Geografie. Es liegt in der menschlichen Natur, zu erforschen, zu begehren und zu spielen. Der einzige Unterschied liegt im ‚Wie'“, sagte sie.
Dieser Artikel erschien im Original bei African Arguments unter dem Titel „What does it look like to decolonise BDSM“
Thandiwe Ntshinga ist eine südafrikanische Autorin, Herausgeberin und Wissenschaftlerin, die zu Intersektionalität und mit besonderem Schwerpunkt auf Rassismus arbeitet.
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