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Turunesh befeuert Ostafrikas alternative Musikszene
von Shishi Wanj

Nachdem ich Coastal Cider gemacht hatte, wusste ich, dass es eine Weile dauern würde, bis ich wieder Musik veröffentlichen würde. Ich hatte sogar vor, dies nicht zu tun. Ich wollte wachsen, in der Welt leben, bevor ich eine neue Welt für mich und mein Publikum beschwor...

Die Singer/Songwriterin Turunesh versprüht ostafrikanischen Charme, der von ihren tansanischen und äthiopischen Wurzeln und ihrer Erziehung bis hin zu ihren künstlerischen Einflüssen gespeist wird. Nach einer zweijährigen Auszeit von der Musikszene bescherte sie uns 2021 ihre neueste Single „Cigarette“. Bislang hat sie eine Handvoll Singles veröffentlicht, zwei selbstbetitelte EPs und ihr Debütalbum „Coastal Cider“. Sie macht große Sprünge in der Live-Musikszene in Vancouver, Kanada, wo sie derzeit lebt. Wir haben uns mit ihr getroffen, um herauszufinden, was sie in ihrer Kunst antreibt, welche neue Musik sie macht und vieles mehr.

Die letzten zwei Jahre waren für die Menschheit und unseren kollektiven Gesundheitszustand sehr anstrengend. Wie hast du als unabhängige Künstlerin die Situation gemeistert?

Wie jeder andere auch, wir waren alle im Überlebensmodus. Manche Tage sind hart und andere noch härter. Meine Freunde und meine Familie haben mich bei Verstand gehalten. Sie lieben mich und ich liebe sie, wir haben das gemeinsam geschafft. Ich habe auch daran gearbeitet, mich wieder in mich selbst zu verlieben, das war die schönste Ablenkung von dem aktuellen Wahnsinn. Das Album, an dem ich arbeite, ist auch zu der Luft geworden, die ich atme. Es ist der Grund, warum ich morgens aufwache und was mir durch den Kopf geht, wenn ich mich nachts zur Ruhe lege. Ich kämpfe jeden Tag für meine Musik, das ist meine Art der Bewältigung.

Es ist eine Weile her, dass du vor "Cigarette" das letzte Mal Musik veröffentlicht hast. Was hat dich dazu inspiriert, diese Platte jetzt zu veröffentlichen?

Es war einfach höchste Zeit. Nachdem ich Coastal Cider gemacht hatte, wusste ich, dass es eine Weile dauern würde, bis ich wieder Musik veröffentlichen würde. Ich hatte sogar vor, dies nicht zu tun. Ich wollte wachsen, in der Welt leben, bevor ich eine neue Welt für mich und mein Publikum beschwor. Ich wollte, dass mich das nächste Projekt mit einer Transformation überrascht. Leider habe ich zu viel gelebt, was ich nicht geplant hatte. Ich befand mich in der Anfangsphase dessen, was eine Ewigkeit des Kummers sein wird. So ist das Leben. Leben enden nun einmal.

Tangaza Magazine

Dieser Artikel erschien im Original bei auf Englisch bei Tangaza Magazine, einem Online-Musikmagazin für Ostafrika.

Wie würdest du als Ostafrikanerin, die in Kanada lebt, die Unterschiede zwischen der dortigen und der hiesigen Gig-Szene beschreiben?

Die Stimmung in der Heimat ist definitiv unübertroffen. Allerdings sind die Szene und die Infrastruktur für alternative Musik unterentwickelt. Der Hauptunterschied ist wirtschaftlicher Natur – alternative Musik wird im Ausland besser bezahlt und verfügt über mehr Infrastruktur. Es ist auch wichtig anzuerkennen, dass sich alternative Musik ständig weiterentwickelt und nicht mehr nur ein Phänomen der Mittelschicht ist. Es gibt erstaunliche Underground-Künstler:innen, die alternative Musik in Kisuaheli für Suaheli machen und Geschichten auf eine Art und Weise erzählen, die textlich und visuell für die breite Masse nachvollziehbar ist. Das ist so verdammt aufregend, weil es beweist, dass alternative Musik in Ostafrika einen vielfältigen kulturellen Wandel darstellt und nicht nur ein Klassengefälle. Die neue Ostafrika-Welle wird sich durchsetzen, wir müssen nur dranbleiben und außergewöhnlich sein!

Siehst du dich selbst als Alté oder African Alternative Künstlerin? Wenn ja, warum? Wenn nicht, warum nicht?

Ich liebe Alté, aber nein, ich bin keine Alté-Künstlerin. Ich denke, Alté ist sehr spezifisch für ‚alternative‘ Musik im westafrikanischen Sinne. Sie ist repräsentativ für deren kulturelle Renaissance und von der Geschichte ihrer Kunst geprägt. Alternative Kunst/Musik gibt es aber nicht nur in Westafrika, ich hoffe, das ist klar. Jedes Land in Afrika durchläuft derzeit eine eigene Renaissance-Bewegung. Ich betrachte mich selbst als alternative Künstlerin aus Ostafrika, die neue Genres für die Kultur schmiedet: Neo Ngoma, Neo Swahili Soul, Neo Taraab und einige rein experimentelle Sachen, die ich noch nicht definiert habe.

Was sollen Leute empfinden, wenn sie deine Musik hören?

Ich möchte, dass sie das Gefühl haben, über sich hinauszuwachsen. Wenn meine Musik jemanden an einen unvorhersehbaren Ort in seinem Kopf bringen kann und ihm hilft, in eine Welt zu entkommen, die er sich selbst ausgedacht hat, dann habe ich es geschafft. Wenn ich vor einem Publikum auftrete, möchte ich, dass es sich so fühlt wie mein Lied Afrodite – ein gefühlvoller Widerhall des Geistes.

If i ever go missing, you can find me beneath your skin
- Afrodite

Visuelles Storytelling ist offensichtlich sehr wichtig für dein künstlerisches Schaffen. Wie findest du die richtigen Leute, die dich visuell repräsentieren? Und erfüllen sie immer deine Erwartungen?

Ich habe die Führung, wenn es um die kreative Richtung meiner Bilder geht, das ist sehr wichtig für mich. Ich führe leidenschaftlich gerne Regie und bin eine Fachfrau für Fotografie und Film, so dass ich mich sehr für das visuelle Ergebnis meiner Musik interessiere. Ich führe hauptsächlich auf dieselbe intuitive Weise Regie, wie ich meine Songs schreibe, die bewegten Bilder kommen zu mir wie die Texte, aber ich schaffe natürlich nicht in einem Vakuum. Ich habe ein unglaubliche tolles Team. Ich bin so dankbar für sie, besonders für eine Frau, Jenn Xu, meine Co-Kreativdirektorin. Sie ist mein Fels in der Brandung, eine wahre Freundin und eine Mit-Träumerin. Ich bin auch dankbar für Jan, den Regisseur, der an das Cigarette-Musikvideo geglaubt hat, als es sonst niemand tat, und der mir geholfen hat, meine Vision auf so beeindruckende Weise umzusetzen.

Wie bringst du deinen Job und deine Musikkarriere unter einen Hut, besonders während der Pandemie?

Man schläft einfach nicht. Ich habe den Dreh des Cigarette-Musikvideos um 4:30 Uhr beendet, war um 5:30 Uhr im Bett und wachte um 7 Uhr auf, um um 9 Uhr meine Frühschicht anzutreten. Es fühlte sich an, als wäre ich den ganzen Tag über stoned gewesen. Ich kann mich nicht beschweren, denn ich habe mir dieses Leben ausgesucht, und ich träume definitiv von dem Tag, an dem ich mich nur noch auf die Musik konzentrieren kann, das ist mein ultimatives Ziel.

Gibt es zu Beginn der zweiten Jahreshälfte irgendwelche zukünftigen Projekte, auf die sich deine Fans freuen können?

Ja, und es wird wunderschön werden. Das ist alles, was ich sagen kann.
Shishi Wanj ist eine Macherin aus Nairobi, Kenia, die eine wichtige Rolle beim Kuratieren und Bekanntmachen verschiedener (meist alternativer) Künstler:innen aus der Kreativszene spielt. Da sie von Beruf Schriftstellerin und DJ ist, hat sie eine andere Perspektive auf kulturelle Räume, Menschen, Nuancen und Notwendigkeiten.

Blick Bassy

Der kamerunische Musiker Blick Bassy ist in aller Munde. Über sein politisches Engagement und seine metaphysische Musik.

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Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

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