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"SINEKHAYA EMDANCEWENI"
von Maneo Mohale

Desire steht allein da, satinverkleidet und mit Juwelen besetzt.

Zwillingshörner krönen den Kopf, lösen sich dann auf und schmelzen in glatten Wellen über die Stirn hinab bis zu den Augen. Desire starrt: kokett und wütend, eindringlich und verletzlich.
Dunkel triefend, eingefangen von Zanele Muholis Glasauge, begegnet Desire unserem Blick in Schwarz und Weiß, eine Studie in Kontrast. Dieses markante monochrome Porträt bebildert Desires Debütalbum „Desire“ – es ist unser erster Eindruck. Trotz farblosen Antlitzes ist das Album kaleidoskopisch. „Desire“ ist eine eindrucksvolle Reihe von Meditationen in neun sorgfältig ausgearbeiteten Tracks. Mit erstaunlichem klanglichen Ehrgeiz und der Leichtigkeit einer schwarzen Hand, die über Seide streicht, durchquert Desire die Genres.
Der experimentelle Opener „Self Centre“ setzt Desire langsam in Bewegung, vor Rückkoppelung knisternd. Das eisige Rauschen schmilzt schließlich und überführt in das dichte Trällern einer Orgel, deren Akkorde von einem synthie- und bläserlastigen Arrangement getragen werden. Die Stimme von Desire taucht auf, um dann wieder zu verschwinden, verzerrt hinter futuristischen Störgeräuschen. Der Effekt ist geisterhaft und metallisch; wir werden Zeuge einer Geburt, schön und bizarr.

Desire beginnt ernsthaft mit den dringenden Sirenenklängen von „Zibuyile Izimmakade“. Es ist ein vor Energie pulsierender Track, gleichzeitig zutiefst spirituell mit seinem Stakkato aus schwarzen Wesleyan Pfeifen (eine Trillerpfeife, um bei Bedrohung auf der Straße Alarm zu schlagen, Anm. d. Red.), er könnte direkt aus einem Lied von Amadodana Ase Wesile kommen, ist aber auch frech verspielt mit seiner cleveren vor Synthie flirrenden Percussion. Nach zwei Minuten kommt endlich Desires ikonische Stimme, die wie ein Geschenk aus der Oper wirkt und mit der Musik verschmilzt, als wäre sie aus heißem Öl. Der Track ist herrlich synkretistisch und vereint die sich schnell vervielfältigende Stimme von Desire mit etwas, das wie der Schrei einer Eule klingt – sowohl Geist als auch Tier. Man hat den Eindruck, dass sich Desire in einer sich ständig wiederholenden klanglichen Unterhaltung mit den Ältesten befindet, die von der Art von Spannung und tiefer Ehrfurcht durchdrungen ist, die schwarze Queers gut kennen. Das macht „Zibuyile Izimmakade“ nur noch düsterer und ätherischer, triefend in einer Art chaotischem Ahnenkult.

Desire wechselt dann mit der Leadsingle „You Think I’m Horny“ vom Geist zur Sexualität. Das Video wurde von Jamal Nxedlana von Bubblegumclub gedreht und von Bradley Sekiti choreographiert. „You Think I’m Horny“ ist eine stimmgewaltige Meditation über Einsamkeit, urbane Entfremdung und Lust. Der verletzliche Track entfaltet seine Federn langsam, Desire säuselt: „Ehrlich, alles was ich will, ist alles zu sein, das du brauchst / ruf mich an wenn du mich vermisst.“ Die Jenseitigkeit von Desires Stimme gleitet hinter einem zarten Schleier hervor, als käme sie aus einer geisterhaften, steampunkigen Version von Jozi. Der Refrain fängt den Widerspruch ein, den so viele von uns empfinden, wenn sie mit dem Durcheinander von queerem Hunger und düsterer Sehnsucht konfrontiert werden. Und wenn Desire schließlich säuselt: „Willst du nicht bei mir bleiben? Man ist so einsam in dieser Stadt…“, ist das Gefühl der trostlosen Isolation zutiefst nachvollziehbar.

Sobald Desire „squeeze me…“ singt, nimmt der Track ein völlig anderes Leben an, mit Trip-Hop- und Techno-Klängen, zusammen mit den geschlechtssprengenden Gesangsbeiträgen von Nonku Phiri, Südafrikas geliebter Genre-Zauberin. Gemeinsam setzen ihre Stimmen die Zeit außer Kraft: Plötzlich erinnern sie an Portisheads Wunderwerk Dummy von 1995, an Angel-Hos transzendentes 2019er Werk Death Becomes Her und an Massive Attacks Album Blue Lines von 1991. Es knistert vor monastischer Schlüpfrigkeit und es deutet sich die Genre-Zeitreise an, die auf dem restlichen Album noch folgen soll.

Mit dem vierten Track, „Tavern Kween“, einer Momentaufnahme des Schwarzen queeren Nachtkebens, offenbart das Album sein wütendes, tanzbares Herz. Vollkommen durchdrungen von „queer futurity“ (Munoz) ist Tavern ein sofort kultiger Bop und das Cyberpunk- und Sgubhu-beeinflusste Neo-Kwaito-Liebeskind von Lebo Mathosa und Perfume Genius. Wie Brenda Fassie und Janelle Monaes queeres Androiden-Baby ist „Tavern Kween“ schnell und kleva, hedonistisch und trunken wie eine Nacht auf einer von FAKAs berühmten CUNTY POWER-Partys („sinekhaya / emdanceweni…“).

Gerade wenn man denkt, „Tavern Kween“ könnte nicht besser werden, glänzt der Track mit einem mittleren Bläsersatz und einem wummernden, gedämpften Gitarrensolo, das zu gleichen Teilen Sophiatown-Jazz und KZN-geborener Maskandi ist (eine Art von Zulu-Volksmusik, Zulu-Blues). Man bekommt den Eindruck, eine historische Prozession von Schwarzen Nachtschwärmern, Tänzern, Shebeen-Queers und Musikern sei unterwegs. Alle haben sich bewaffnet gegen die Stacheln der Unterdrückung „mit allem, was wir an trunkener Freude für uns selbst stehlen konnten“ („ngibonise ubumnandi […] siphuzani?“). „Tavern Kween“ ist ein rassiger Liebesbrief an die Nacht, der vor dunkler, warmer Sinnlichkeit nur so strotzt. Der Track wird sicher bald eine Tanzfläche in Flammen setzen, irgendwo in Braam, oder Berlin.

Bald nach den berauschenden Höhen des Dancefloors biegt ab ins Übersinnliche. „Thokozani“ erkundet den mysteriösen, unberührten Raum, der vor allem Heilern bekannt ist, und bleibt dabei hypnotisch, repetitiv und perkussiv in einem tranceartigen Klangraum. Hier wird Desires Stimme à la Faithless oder den zeitgenössischeren Serpentwithfeet zerhackt und geschraubt, während sie sowohl mit technologischen als auch traditionellen Klängen spielt, die an Instrumente wie die Marimbas und die Mbira erinnern. Später, in „The Void“, verdreht Desire Vocals in Schreie und Knurren, das manchmal wie eine sterbende Kreatur klingt. Desires Grollen führt uns immer tiefer in das Innere des Albums, wo Themen wie Depression, Monstrosität, Trauma und Männlichkeit lauern. Anders als die berühmte Anti-Apartheid-Hymne aus dem Jahr 1987 ist „Desire’s monster“ sowohl brüllend als auch weinend, wobei sich Schmerz und Wut im letzten Drittel des Albums zusammen kristallisieren.

In „Uncle Kenny“, dem Schlussstück von Desire, geht es um Themen wie Trauer und Trauma, wobei Desire in Nakhane-ähnlicher Klarheit singt: „Es ist ein Raum, es ist ein leerer Raum / in dem Dämonen in meinem Angesicht spielen“ und später „Ich bin nicht wie ich früher war… Ich habe viel durchgemacht“, und noch später, elegisch: „Ständiger Verlust prüft meinen Glauben […] Ich fühle mich allein / und gehe in einem Lichtstrahl unter“. Unendlich zärtlich, summend vor Verlust. Dieser Faden wird in „Ntokozo“ aus einer anderen Perspektive wieder aufgegriffen, mit Jazz-Piano- und Kontrabass-Schnörkeln, die an südafrikanische Wunder wie Thandi Ntuli, Bokani Dyer und Benjamin Jephta erinnern. Hier knurrt Desire vor einem Hintergrund aus jazziger Asche und Rauch: „Du spielst mit meinen Gefühlen / du spielst mit meiner Zeit / du versuchst mich zu töten“, und erinnert damit an berüchtigte Tragödien wie die Ermordung des Trompeters Lee Morgan durch seine Frau Helen Moore in den frühen Siebzigern.

Es ist daher passend, dass das letzte Kapitel von Desire den Titel „Studies in Black Trauma“ trägt. Gleichzeitig ist „Studies in Black Trauma“ eine erschreckende, experimentelle Skizze seines Themas, eine beängstigende und meisterhafte Erkundung von Tod, Gewalt und Göttlichkeit, überschwemmt von Schüssen und Störungen. Mit S’bonakaliso Nene, besser bekannt als Gyre von Queernomics, ist „Studies in Black Trauma“ verstörend und evokativ und spielt an den Rändern des experimentellen Sounds.

Wir sind unverkennbar und unbestreitbar gesegnet, eine kunstschaffende Person wie Desire in unserer Mitte zu haben. Das Debüt ist ein ungemein großzügiges Geschenk, das vor Komplexität strotzt, hartnäckig experimentell ist und von einer wilden Originalität durchdrungen wird. Die Entstehung von Desire war, laut eigener Aussage „eine so lange, schwere Reise, dass ich mich fühle, als sei ich gerade transzendiert.“ Mögen Desire sich in der eigenen Transzendenz sonnen, so wie wir gesegnet sind, uns in Desires Kunst zu transzendieren.

Maneo Mohale ist Redakteur*in, feministische Autor*in und Dichter*in. Mohales Arbeiten sind in verschiedenen lokalen und internationalen Publikationen erschienen, vor allem in Bitch Media, wo Mohale 2016 Global Feminism Writing Fellow war. Mohale zweimal auf der Longlist für den Sol Plaatje EU Poetry Anthology Award & ihr* Debüt-Gedichtband „Everything is a Deathly Flower“ kam auf die Shortlist für den Ingrid Jonker Poetry Prize 2020. Bild: © Zanele Muhoni
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Blick Bassy

Der kamerunische Musiker Blick Bassy ist in aller Munde. Über sein politisches Engagement und seine metaphysische Musik.

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